Irene Kamm aus Sillenbuch hat eine Photovoltaikanlage gewonnen. Foto: Caroline Holowiecki

Irene Kamm aus Sillenbuch hat eine kleine Photovoltaikanlage fürs Balkongeländer ihrer Mietwohnung gewonnen. Sie erklärt, wie es mit der Installation geklappt hat und wie viel Strom das Gerät abwirft.

An diesem Vormittag muss Irene Kamm definitiv nicht staubsaugen, und auch das Bügeleisen bleibt kalt. Seit Stunden schüttet es, der Himmel ist trist und bewölkt. Da wird das Photovoltaikmodul am Balkon so gut wie keinen Strom abwerfen, und da Irene Kamm viele Hausarbeiten nach dem Sonnenschein richtet, wird sie an diesem regnerischen Tag wohl die Beine hochlegen können.

 

Seit März hängt am Geländer des kleinen Südostbalkons die steckerfertige PV-Anlage, ein sogenanntes Balkonkraftwerk. Die 65-jährige Sillenbucherin hat es gewonnen. Eingebracht hat ihr das kostenfreie Gerät der Fotowettbewerb von „Stuttgart knackt die 10%!“, einer Energiesparkampagne der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online gGmbH, die sich an Mietende in der Landeshauptstadt richtet. In Szene gesetzt hatte Irene Kamm dafür auf ihrem Balkon Puppen und Plüschtiere ihrer Enkelinnen mit Sonnenhüten. Mehrere Hundert Euro sei das gewonnene Gerät wohl wert. „Ich hatte schon jahrelang überlegt, mir eines anzuschaffen“, sagt sie.

Wie viel genau sie spart, weiß sie jetzt noch nicht

Den Strom, den das Modul erzeugt, nutzt Irene Kamm selbst, der Rest wird eingespeist. „Da freuen sich die Stadtwerke Stuttgart.“ Viel ist es aber nicht. Maximal 300 Watt gibt die Mini-Solaranlage her, „mein Staubsauger hat allein 700“. Will heißen: Die Energiewende wird die Rentnerin nicht herbeiführen, aber Kleinvieh macht auch Mist, findet sie. Irene Kamm ist Bezirksbeirätin und Mitglied im Klimarat Stuttgart, der Umweltschutz ist ihr wichtig. Und immerhin könne sie ihre eigene Stromrechnung drücken. Um wie viel, das weiß sie noch nicht. Ihr digitaler Stromzähler zeigt ihr nicht an, was sie produziert, sie wird auf ihre Abrechnung warten müssen. Laut der co2online gGmbH kann man mit Steckersolaranlagen bis zu zehn Prozent seines verbrauchten Stroms selbst erzeugen. Zudem könnten pro Jahr knapp 100 Kilogramm CO2 vermieden werden. Erfahrungen hat Irene Kamm trotz der kurzen Zeit schon gesammelt. Etwa, dass ein Fachmann checken musste, ob die Elektrik im Mehrfamilienhaus das Balkonkraftwerk aushält, und dass eine neue Außensteckdose und eine neue Sicherung eingebaut werden mussten. Und dass es gar nicht so einfach ist, einen Handwerker dafür zu finden. Viele hätten im Vorfeld abgewinkt. Ihr Vermieter sei aufgeschlossen gewesen, habe aber darauf bestanden, dass sie ihre Haftpflichtversicherung aktualisiert – einen Cent-Betrag habe das ausgemacht – und dass die Sicherheit gewährleistet ist.

Das Aufhängen des Leichtmoduls mit Edelstahl-Kabelbindern sei einfach gewesen. Registrieren musste sich Irene Kamm als Anlagenbetreiberin zudem im Marktstammdatenregister.

Wer sich ebenfalls für so ein Gerät interessiert, kann sparen. Die Stadt Stuttgart hat 2020 ihre Solaroffensive gestartet, um Gebäudeeigentümer, Mieter, Pächter und Anlagenbetreiber beim Ausbau der Stromerzeugung durch Solarenergie zu unterstützen. „Steckerfertige PV-Anlagen (sogenannte Balkonmodule) werden mit einem pauschalen Zuschuss von 200 Euro je Anlage gefördert. Inhaber einer gültigen Bonuscard+ Kultur erhalten einen pauschalen Zuschuss von 300 Euro“, liest man online. Kamm jedenfalls ist überzeugt von ihrem Gerät. Es sei zwar klein und mehr ein Symbol, in Summe aber findet sie: „Das kann jede und jeder.“