Wolfgang Drexler, SPD-Politiker und noch Sprecher des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21. (Archivfoto) Foto: dpa

Der Sozialdemokrat Wolfgang Drexler erwägt seinen Rückzug als Sprecher des Bahnprojekts.

Stuttgart - Nach dem Plädoyer der Südwest-SPD für einen sofortigen Baustopp bei Stuttgart 21 erwägt der Sozialdemokrat Wolfgang Drexler seinen Rückzug als Sprecher des Bahnprojekts. „Ich denke seit heute Nachmittag darüber nach. Ich werde demnächst eine Entscheidung bekanntgeben“, sagte Drexler am Donnerstagabend im SWR-Fernsehen. Es gehe ihm vor allem darum, glaubwürdig zu bleiben, meinte der Landtagsvizepräsident.

Auf die Frage, ob es zu einem Baustopp komme, antwortete Drexler: „Wenn ich als Projektsprecher spreche, sage ich: Ich gehe davon aus, dass die Projektpartner keine Pause machen werden.“ SPD-Chef Nils Schmid hatte zuvor erklärt, bis zu einer möglichen Volksabstimmung dürften nicht durch Abrissarbeiten neue Fakten geschaffen werden.

Sollten die Bahn und das Land wie erwartet einen Stopp ablehnen, müsste Drexler als Sprecher die weiteren Bauarbeiten verteidigen. Vor kurzem hatte er erklärt: „Ich möchte nicht in die Situation kommen, wo ich gegen meine Partei handeln müsste.“

OB Schuster ändert seine Meinung nicht

Ein Baustopp gilt als äußerst unwahrscheinlich. Die CDU-Fraktion sprach sich einhellig dagegen aus. „Wir erwarten einen zügigen Baufortschritt“, sagte Fraktionschef Peter Hauk stattdessen. „Wir haben schon zu viel Zeit verloren.“ Ähnlich argumentierte auch Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU): „Man hätte schon viel früher mit dem Bau anfangen sollen.“ Er lasse sich von dem Massenprotest nicht beirren, sagte er im SWR-Fernsehen. „Ich habe keinen Grund, meine Meinung zu ändern.“

Schuster warf den Grünen und dem Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 vor, die Situation aufzuheizen und die Bürger aufzuhetzen. Dass die Stadt in der Frage des Projekts gespalten sei, hätten die Kritiker zu verantworten. „Das haben sie gemacht mit ihrem Aktionsbündnis“, warf Schuster dem Grünen-Fraktionschef Winfried Kretschmann in der SWR-Diskussionsrunde vor. Er betonte, er habe die Bürger in der Vergangenheit hundertfach zu Diskussionen eingeladen. „Die Geschichte ist jetzt entschieden. Die Bahn baut.“

OB will bei Montagsdemo sprechen

Kretschmann und der Sprecher des Aktionsbündnisses, Gangolf Stocker, warfen dem OB Starrsinn vor. „Wenn wir als Politiker etwas ernst nehmen müssen, dann die Ängste der Bürger“, sagte der Grünen-Fraktionschef. Die CDU habe die Kritik am Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation und der Anbindung an die neue ICE-Trasse nach Ulm nie ernst genommen. „Immer diese Abwinkmentalität - das rächt sich jetzt.“ Das Projekt, das womöglich über zehn Milliarden Euro kosten könne, sei angesichts leerer öffentlicher Kassen nicht zu realisieren. Die Bahn rechnet mit sieben Milliarden Euro.

Schuster will am kommenden Montag bei der traditionellen Demonstration gegen Stuttgart 21 seine Haltung erläutern. Stocker sagte dazu: „Wenn Sie so argumentieren, sehe ich da wirklich schwarz.“