Nach dem Streik ist vor dem Streik: Erst am 21. April hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den bundesweiten Bahnverkehr lahmgelegt. Im Mai soll es so weiter gehen.
In den kommenden Tagen drohen bundesweit aufgrund eines erneuten Warnstreiks Zugausfälle und große Verspätungen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will zum dritten Mal in diesem Jahr den Bahnverkehr lahmlegen und damit im laufenden Tarifkonflikt den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Nach Aussage von EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay könnte die Gewerkschaft „die Bahn wochenlang lahmlegen“.
Wann wird wieder gestreikt?
Wann die Beschäftigten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen werden, hat die EVG bisher noch nicht verraten. Dass es einen weiteren Warnstreik bei der Bahn geben wird, ist dagegen sicher. Die Gewerkschaft bezeichnet eine weitere Arbeitsniederlegung als „unvermeidbar“.
Der genaue Zeitraum soll am Donnerstag (11. Mai) um 9 Uhr bei einer Pressekonferenz verkündet werden.
Wann hat die EVG bereits gestreikt?
In diesem Jahr kam es bereits zweimal – am 27. März (24 Stunden) und 21. April (8 Stunden) – zu Warnstreiks auf der Schiene, mit denen die EVG den Regional- und Fernverkehr weitgehend zum Erliegen brachte. Zuletzt beschränkte sich die EVG dabei auf wenige Stunden am Morgen und am Vormittag.
Was fordert die EVG?
Die EVG verhandelt seit Ende Februar mit 50 Bahnunternehmen über neue Tarifverträge. Doch bisher verlaufen die Gespräche aus Gewerkschaftssicht nicht erfreulich.
Die Arbeitnehmerseite fordert unter anderem mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen bei zwölf Monaten Laufzeit. Vorher will sie in den Verhandlungen mit der Bahn aber entscheidende Fragen zum Mindestlohn geklärt haben. Bisher lehnte die DB das ab.
Was sagt die Deutsche Bahn?
Seitens der Deutschen Bahn (DB) heißt es, dass sie in einem „vorab angekündigten Schreiben“ in einem zentralen Punkt einen großen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen sei. Die Warnstreik-Ankündigung sei in diesem Zusammenhang „gänzlich überzogen und völlig unverhältnismäßig“.
Die drei bisherigen Gesprächsrunden von EVG und DB verliefen dem Vernehmen nach ohne entscheidende Annäherungen.
Wie argumentiert die EVG?
„Leider ist festzustellen, dass sich am Verhandlungstisch nur wenig bewegt“, teilt die Gewerkschaft mit. Ein möglicher Tarifabschluss liege noch „in weiter Ferne“.
Die EVG verhandelt derzeit für rund 230 000 Beschäftigte. Im Fokus ist dabei die Deutsche Bahn – 180 000 der 230 000 Beschäftigten arbeiten bei dem bundeseigenen Konzern in fast allen Arbeitsbereichen.
Die EVG kann den Betrieb mit einem Warnstreik daher schnell empfindlich treffen. Treten zum Beispiel Fahrdienstleiter in einen Warnstreik, können ganze Streckenabschnitte nicht mehr befahren werden.