Einige Kreisräte fürchten Nachteile für die Murrbahn in der Konkurenz zur Remsbahn. Foto: Gottfried Stoppel

Ein Gutachten soll die Verbesserungspotenziale für die Strecken gen Nürnberg untersuchen. Die Sorge einiger Kreisräte:Der Ostalbkreis könnte die Remsbahn bevorzugen.

Bahnstrecken - Ein wenig klingt es wie eine gutnachbarschaftliche Verschwörungstheorie: Weil die Geschäftsstelle der Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart-Nürnberg, deren Mitglied auch der Rems-Murr-Kreis ist, im Ostalbkreis liegt, fürchten einige Kreisräte um eine gerechte Berücksichtigung der Belange der Murrbahn. Eigentlich war es im Verkehrsausschuss des Kreistags um eine Studie gegangen, die von der Interessengemeinschaft in Auftrag gegeben werden soll. Der Gegenstand: Die Analyse von Verbesserungsmöglichkeiten der Verbindungen in Richtung Nürnberg für die Murr- und die Remsbahn sowohl unter fahrplantechnischen als auch betriebs- und volkswirtschaftlichen Aspekten.

Wartezeit in Nürnberg: 40 Minuten

Hintergrund des Ganzen sind Überlegungen, mit Blick auf die neue attraktive Schnellfahrstrecke Nürnberg-Erfurt-Berlin die Anbindung aus dem Stuttgarter Raum zu verbessern. Derzeit müssen Reisende aus Richtung Stuttgart in Nürnberg 40 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen.

Nachdem der Bund den Ausbau der Murrbahn jüngst in den vordringlichen Bedarf des Verkehrswegeplans aufgenommen hat, geht es unter anderem um die aus Sicht der Interessensgemeinschaft unzureichenden Planungsvorüberlegungen in Berlin. Jene Verkürzung der Reisezeit Stuttgart-Nürnberg via Murrhardt und Schwäbisch Hall um vier bis sechs Minuten, die ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis bewirkt, basiert auf der Verwendung von Zügen mit Neigetechnik. Diese seien aber, so sagen Kritiker, nicht nur teuer und störanfällig, sondern auf dem Terrain hierzulande eigentlich gar nicht verwendbar.

Ironische Prophezeiung

„Ich kann mir sehr gut vorstellen, was bei der Studie rauskommen wird“, sagte die Backnanger Grünen-Kreisrätin Ulrike Sturm mit deutlich ironischem Unterton. Sie beanstandete, dass die Federführung für die Korridorgemeinschaft ausgerechnet im Ostalbkreis liege, wo einzig die Remsbahn eine Rolle spiele. Da sei quasi garantiert, dass am Ende die Remsbahn ertüchtigt werde, nicht die Murrbahn. Klaus Riedel (SPD) kritisierte die insgesamt 200 000 Euro teure „Gutachteritis“ und stellte fest: „Das ist doch Sache der Bahn.“

Landrat Richard Sigel versicherte hingegen, dass die Potenziale beider Linien gleichermaßen erforscht und beurteilt würden. Und der Verkehrsdezernent Peter Zaar betonte, es liege nicht eine bestimmende „Federführung“ beim Ostalbkreis – „lediglich die Geschäftsstelle der Interessensgemeinschaft ist dort im Landratsamt angesiedelt“. Im Übrigen sei auch klar, dass aus dem überwiegenden Teil des Kreises die schnellste Verbindung gen Berlin ohnehin über Stuttgart und Frankfurt führe. Allein auf die Neigetechnik zu setzen, berge letztlich tatsächlich große Risiken. Es gelte, für die gesamte Interessengemeinschaft: „Wir wollen die beste Lösung erarbeiten.“