Die Firma Go Ahead übernimmt die Murrbahn Foto: dpa/Fabian Sommer

Der Bahnbetreiber Go Ahead setzt ab 15. Dezember drei Subunternehmen auf der Murrbahn ein. Aber wer steckt eigentlich dahinter? Und wie sind die Arbeitsbedingungen?

Stuttgart - Der Bahnbetreiber Go Ahead wird bekanntlich am 15. Dezember zum Fahrplanwechsel den Betrieb der Murrbahn zwischen Stuttgart und Nürnberg übernehmen. Und den Job sofort an Subunternehmen weiterreichen. Ein ungewöhnliches Verfahren? Deutschlandweit existieren mittlerweile 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen – und dass der eine beim anderen bei Engpässen einspringt, ist laut Bahnexperten nichts Besonderes. Bekanntestes Beispiel: Die DB Regio und zwei weitere Bahnbetreiber haben dem privaten Bahnbetreiber Abellio bei der Übernahme des Stuttgarter Netzes im Juni mit Personal und Material geholfen. Den Fahrgästen fiel das gar nicht groß auf, denn die DB Regio war dort schon vorher aktiv. Derzeit leistet sie Abellio mit neun Zügen und 15 Lokführern Unterstützung, das Unternehmen hilft zudem bei Reparaturen und der Außenreinigung.

Drei Unternehmen springen in die Bresche

„Der Fachkräftemangel in der Bahnbranche wird sich altersbedingt noch verschärfen, daher wird auch der Einsatz von Personalressourcen durch Dienstleister eher zunehmen“, sagt Erik Bethkenhagen, der Pressesprecher von Go Ahead. Es sei nicht außergewöhnlich, wenn ein Bahnbetreiber Subunternehmen einsetze, um ein Ersatzkonzept zu verwirklichen. Bei Go Ahead war der Ersatzplan notwendig, da neu bestellte Züge erst von März 2020 an eingesetzt werden können.

Bei der Murrbahn springen nun für Go Ahead drei Unternehmen in die Bresche, eines ist aus der Schweiz, die Centralbahn: „Wir sind ein Touristikunternehmen, das seine eigenen Elektro-Lokomotiven und circa 80 Reisezugwagen an Firmen, Behörden, Schulen, Vereine und andere als Sonderzüge verchartert“, sagt Rolf Wesemann von der Centralbahn in Basel. Jetzt, in der Nebensaison, vermiete man die Züge häufig an Unternehmen, denen gerade Fahrzeuge fehlten, so etwa an Go Ahead. Da den Auftrag in Baden-Württemberg der deutsche Ableger der Centralbahn übernehme, kämen keine Schweizer, sondern deutsche Zugführer zum Einsatz.

Lokführer wohnen im Hotel und erhalten eine Zulage

Ähnlich gestrickt ist der zweite Subunternehmer auf der Murrbahn, die Wedler-Franz-Logistik Gmbh (WFL) aus Potsdam, die gerade ihre Lokführer auf der Murrbahn „trainiert“. „Wir sind aus der Baulogistik entstanden“, berichtet Gregor Schulz, der bei WFL Projektleiter ist. Die Firma biete unter anderem Dampflokfahrten und Nostalgiezugfahrten: „Wir haben 100 Mitarbeiter, 40 Lokomotiven, 30 Reisezugwagen und 300 Güterzugwagen.“

Wenig bekannt ist über den dritten im Bunde, die private Bahnbetriebsfirma TRI des ehemaligen Bahnmanagers Tobias Richter. Tatsache ist jedenfalls, dass mit allen neuen Lokführer derzeit „ausgiebige Ausbildungsfahrten“ durchgeführt werden, wie Bethkenhagen berichtet. Insgesamt 15 fremde Mitarbeiter werden auf der Murrbahn eingesetzt: „Die Lokführer werden in Dienstwohnungen oder Hotels wohnen. Sie werden Zulagen erhalten“, sagte der Go-Ahead-Sprecher.

Bahnkunden wird vor allem interessieren, ob vom 15. Dezember an der Fahrplan pünktlich eingehalten wird. Felix Schmidt-Eisenlohr von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg rechnet wegen der alten Züge, die zum Einsatz kommen „mit leichten Minutenabweichungen an einzelnen Stationen zwischen Stuttgart und Nürnberg“. Insgesamt fünf verschiedene Wagengarnituren werden eingesetzt, darunter auch die sogenannten Silberlinge, die bis 1980 produzierten N-Wagen, bei denen das Ein- und Aussteigen nicht besonders komfortabel ist.