Auf der Fläche neben den Bahngleisen wird zurzeit durch das Umladen von Schotter Lärm verursacht. Anlieger protestieren dagegen und fordern einen Baustopp. Lastwagen kippen Schotter ab, ein Bagger belädt damit andere Laster. Foto: factum/Granville

Eine temporäre Umschlagstelle der Bahn für Schotter am Bahnhof Korntal-Münchingen ärgert die Nachbarn. Es ist laut und staubig. Sie fordern, dass die Arbeiten ein Ende haben.

Korntal-Münchingen - Es ist Schotter, viel Schotter, Hunderte von Kubikmeter, viele Lastwagen voll. Dieses Baumaterial liegt in Feuerbach als Gleis-Unterkonstruktion der Stadtbahnlinie 6, die nach Gerlingen fährt, zwischen den Haltestellen Pfostenwäldle und Sportpark. Zurzeit wird die Strecke saniert. Dazu graben Bagger die Schottersteine auf der Brücke über die Bundesstraße 295 ab und schütten sie auf Lastwagen. Diese fahren nach Korntal und kippen ihre Fracht auf eine Fläche beim Bahnhof. Dort wird der Schotter auf größere Lastwagen gepackt und in ein Recyclingwerk gefahren. Tage später kommen die Steine gereinigt zurück, dann geht es andersherum.

Mittwoch, 9.45 Uhr. 65 zeigt ein Messgerät an, mal auch 70 oder 75. Das sind Schallpegelwerte in Dezibel. Peter Babczynski sieht von seinem Balkon an der Stettiner Straße auf die Umschlagstelle, sie ist 50, 60 Meter entfernt jenseits der Südrandstraße. Es poltert und rauscht, wenn Schotter von Lastwagen auf den Boden rutscht. Oder wenn das Material aus der riesigen Baggerschaufel auf den Lkw fällt. Die erste Schaufel ist besonders laut. Alles macht Lärm, der wesentlich mehr ist als ein unangenehmes Rauschen. Wenn die Klappe des Muldenkippers zufällt, tut es einen richtigen Schlag. Dann zeigt das Messgerät 85 oder gar 97 Dezibel. Das ist richtig laut.

Nachbarn fordern Bau-Einstellung

Babczynski sitzt mit seinen Nachbarn Friedrich Back und Gabriele Lendle zusammen. Sie wollen, dass der Schotter-Umschlag sofort eingestellt wird. Natürlich sei dies eine befristete Baustelle, sagen die Anwohner, aber das gehe seit Jahren so. Immer wieder, und immer wieder anders. „Du kannst nicht mehr arbeiten“, sagt Lendle, die selbstständige Autorin und Künstlerin ist. Auch der Aufenthalt im Garten sei unzumutbar. Außer dem Lärm beunruhigt die Anwohner noch etwas: Man wisse nicht, was im Staub drin sei. Babczynski vermutet Rückstände von Unkrautvernichtungsmitteln: Im Schotter der Stadtbahnstrecke wachse kein Unkräutlein.

Auftraggeber der Baustelle in Feuerbach ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Die Baufirma habe die Fläche in Korntal von der Bahn gemietet, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper. Das Umladen müsse sein, weil man mit großen Kippern nicht auf die Brücke fahren könne.

„Wir müssen nachforschen“, sagt Ralf Uwe Johann, der Technische Beigeordnete im Korntaler Rathaus. Im Rathaus sei man mit der Bahn und dem Landratsamt in Kontakt. „Wir vertreten unsere Bürger.“ Er habe sich vor Ort selbst ein Bild gemacht. „Das ist Lärm, gegen den man etwas unternehmen muss.“ Nun müsse man auch für die Zukunft klären, ob die Bahn ihr Gelände für diesen Zweck vermieten dürfe.

Gewerbeaufsicht vor Ort

Die Gewerbeaufsicht des Landratsamtes sei am Mittwochvormittag vor Ort gewesen und habe umfangreiche Untersuchungen und Messungen vorgenommen, auch während der Verladevorgänge, sagt der Beigeordnete Ralf Uwe Johann kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Er habe noch keine Ergebnisse, beabsichtige aber ein Gespräch mit den Anwohnern in der nächsten Woche. Die Baustelle ist noch bis 26. August terminiert.

Zumindest die Ergebnisse der behördlichen Schallmessung sind am Mittwochabend schon in der Zentrale des Baukonzerns Rhomberg, welcher für die SSB tätig ist, in Bregenz angekommen. „Wir bewegen uns innerhalb der gesetzlichen Bedingungen“, sagt ein Sprecher der Firma. „Wir sehen keinen Handlungsbedarf.“

Vorschriften zum Lärm

Definition
– Geräusch oder Lärm wird als Schalldruck definiert und in Dezibel (dBA) gemessen. Die menschliche Wahrnehmung beginnt bei etwa 25 dBA, als unerträglich laut werden Werte ab etwa 100 dBA empfunden. Bei Popkonzerten dürfen maximal 95 dBA erreicht werden.

Richtwerte
– Die „Technische Anleitung (TA) Lärm“ definiert, welche Schallpegel wo nicht überschritten werden dürfen. Diese Werte gelten als Mittelwerte, einzelne kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen die Richtwerte tagsüber um nicht mehr als 30 dBA überschreiten. Als Richtwerte gelten tagsüber: für Industriegebiete 70 dBA, für Gewerbegebiete 65 dBA, für allgemeine Wohngebiete 55 dBA, für reine Wohngebiete 50 dBA.