Die Bahnhofsunterführung soll auf ihren Zustand untersucht werden. Foto: Archiv (Simon Granville)

Die Stadt Ludwigsburg hofft weiterhin, dass die Deutsche Bahn sich an den Kosten des ersehnten Vorhabens beteiligt. Wie sehen die Erfolgschancen aus?

Ludwigsburg - In diesem Punkt sind sich Stadtverwaltung und Gemeinderat einig: Der Ludwigsburger Bahnhof braucht eine zweite Fußgängerunterführung, um für das Aufkommen an Fahrgästen und querenden Passanten besser gewappnet zu sein. Die Einigkeit wurde auch in der jüngsten Sitzung des Mobilitäts- und Umweltausschusses deutlich. Doch eine Frage bleibt: Wie holt man bei der Finanzierung die Deutsche Bahn ins Boot, die sich nicht zuständig sieht?

Die Bahn nimmt derzeit für die eigene Planung eine Kapazitätsprüfung vor. Mit der Frage, wie das Ziel, die Fahrgastzahl bis 2040 fast zu verdoppeln, gestemmt werden kann. Pro Tag sollen dann statt 46 000 (vor Corona) 78 000 Fahrgäste am Bahnhof ein- und aussteigen, inklusive rund 3400 Passagieren der Markgröninger Bahn. Zahlen, die nach Ansicht der Bahn nicht automatisch zur weiteren Überlastung führen. „Es halten trotzdem nur zwei Züge am Bahnsteig“, nennt Stadtmitarbeiter Oliver Linder ein Gegenargument. Was die Ergebnisse der Prüfung für die Unterführung bedeuten werden, ist unklar.

Einigkeit im Punkt, dass die Station verändert werden muss

Doch trotz des unveränderten Zwischenstandes versprüht Linder inzwischen leichten Optimismus, was die Planung mit der Bahn angeht: „Wir werden uns langsam einig mit ihr in dem Punkt, dass die Station anders aufgestellt sein muss, und die Unterführung den Ansprüchen nicht genügt.“ Fraglich ist, wie das umgesetzt werden soll und ob sich die Bahn in Punkten finanziell beteiligt, die nach ihrer Ansicht über eigene Interessen hinausgehen. „Das Ziel der Stadt ist weiterhin eine zweite Unterführung, auch wenn die Bahn vielleicht nicht dieselbe Lösung sieht“, sagt Bürgermeister Sebastian Mannl. „Es wird noch eine gewisse Reibung geben.“

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Über die überlastete Unterführung „fließen“ 90 Prozent des Personenaufkommens ab. Nur zehn Prozent nutzen den Franck-Steg beim Zentralen Omnibusbahnhof. Beim Steg zeichnet sich Sanierungsbedarf ab, die Stadt möchte ihn mit der zweiten Unterführung ersetzen. Und die bestehende muss „grundhaft untersucht“ werden, sagt Linder. Weshalb sich sowieso die Frage stellen wird: Wie soll der Bahnhof konzipiert werden? Auch damit der Radverkehr zwischen Innen- und Weststadt besser verbunden wird. Im Raum steht die erhoffte zweite Unterführung, aber auch, dass die jetzige verbreitert wird. Die Lage für Radler soll sich verbessern, ein Radweg ist aber nicht vorgesehen.

Nächstes Gespräch mit Bahn-Vertretern ist anberaumt

Christine Knoß (Grüne) wittert in dieser Ausgangslage eine Chance: Wenn die jetzige Unterführung gesperrt wird, könne die Interimslösung auch aus Kostengründen „gleich richtig“ umgesetzt werden. Als Lösung von Dauer. Für Margit Liepins (SPD) ergibt ein Verbreitern der Unterführung wenig Sinn. Jochen Zeltwanger (FDP) sieht bei dieser Lösung bei den Treppen ein Problem. Und dem Argument, dass weiterhin zwei Züge am Bahnsteig halten, hält Stefanie Knecht (FDP) entgegen, dass die Züge sicherlich länger werden. Diesen Punkt möchte Oliver Linder, wie die Forderung nach einer dauerhaften „Interims“-Lösung, mit ins Gespräch mit Bahn-Vertretern nehmen, an dem auch OB Matthias Knecht wieder teilnehmen wird.

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Für die Stadtverwaltung spielt inzwischen die Zeit einen immer größeren Faktor. Denn für die Entwicklung des Nestle-Areals am Bahnhof steht die Investorenausschreibung an. Und Jürgen Müller (Linke) ist sich sicher: Potenzielle Investoren werden daran interessiert sein, ob es eine zweite Unterführung geben wird. Geht es doch um die Erreichbarkeit des dort angedachten Einzelhandels. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass jemand einsteigt, ohne zu wissen, ob die zweite Unterführung kommt“, sagt Müller. Es brauche also eine zuverlässige Aussage.