Wer das Gleis 5 in Vaihingen entdecken will, muss auf die dritte Mondnacht warten – meint unser Leser Abdullah Bayram. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Berichterstattung über das fehlende Gleis 5 im Vaihinger Bahnhof beschäftigt unsere Leser – einige Reaktionen dazu.

Stuttgart - Es gibt Leser, die kommen viel rum. Und die wissen natürlich, dass es mehrere Bahnhöfe in dieser Republik gibt, bei denen die Gleiszählung etwas lückenhaft ist wie in Stuttgart-Vaihingen. In Potsdam etwa, in Plochingen, in Ansbach und in Tübingen, aber auch in Stuttgart-Zuffenhausen . . . – die Aufzählung ließe sich noch fortsetzen. Es gibt aber auch welche, die interessieren sich nicht nur für die Ist-Zustände, sondern haben sich noch einen Sinn fürs Magische bewahrt. Das belegen einige Reaktionen unserer Leser auf unseren Artikel „Wo geht es zu Gleis 5?“. Daniel Walz ist so einer: „Möglicherweise wurde Gleis 5 für den Bahnsteig geopfert“, schreibt er per facebook, „aber mir gefällt die Erklärung mit den Eulen besser“ und spricht damit den Vergleich mit der Harry-Potter-Welt der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling an. Damit ist er nicht allein. Andere haben sogar noch praktische Tipps. Ingo Schmetzer etwa: „Auf Gleis 5 kommt man wie bei Harry Potter zum Gleis 9 ¾. Einfach mit dem Gepäckwagen gegen den Pfeiler zwischen Gleis 4 und 6 fahren.“ Ähnliches schlägt Kawa Andy vor: „Zwischen Gleis 4 und 5 gibt es ein Gleis 4 ¾ nur für Auserwählte. Einfach zwischen beiden Gleisen gegen den Pfosten rennen, wer durchkommt, geht nach Hogwarts, die anderen lässt Dumbledore nicht durch“. In einer ganz eigenen magischen Welt bewegt sich Abdullah Bayram: „Nur Menschen mit reinem Herzen können Gleis 5 finden. Das Gleis wird sichtbar in der dritten Mondnacht, wenn das erste Licht den Lokführer streift – dann und nur dann öffnet sich das Tor der Weisheit“.

Zu viele Änderungen notwendig

Aber es gibt auch die Eisenbahner aus Leidenschaft, deren realistischer Blick auf die Fakten dieser Welt nicht verschwiegen werden soll. Frank Schüler ist so einer: „Das mit dem fehlenden Gleis 5 ist bei der Bahn nicht unüblich. Es ist leichter ein Gleis im System und aus den Hunderten von Plänen (Lagepläne, Trassenpläne, signaltechnische Pläne, Pläne der TK-Anlagen, 50 Hz Pläne, 16,7 Hz Pläne für die Oberleitung etc.) zu löschen, anstelle in diesen Hunderten von Plänen auch noch alle anderen Gleisbezeichnungen zu ändern. Samt der Beschriftungen in Stellwerksinnenanlagen und Lupen bzw. Bildschirme für das elektronische Stellwerk.“ Da bekommt er Unterstützung von Andreas Wickenhäuser: „Dort wo jetzt der Bahnsteig ist, war früher ein Gleis. Das wird wahrscheinlich noch am Ende des Bahnsteiges zu finden sein. Und selbst wenn es nicht mehr da wäre, wäre es wohl für die Bahn zu umständlich, die Gleise 6 und höher umzunummerieren, das müsste ja im Stellwerk geändert werden.“

Einen ganz pragmatischen Blick auf die Dinge hat auch Gabriele Leitz: „Spannend auch, dass beim neuen Bahnsteig die Barrierefreiheit völlig vergessen wurde. Wer keine Treppe steigen kann, hat Pech.“

Stefan Schubert sieht etwas schalkhaft andere Probleme: „Gleis 5 existiert, aber ohne eigenen Bahnsteig in Richtung Rohr als Stumpen. Hätte der Bahnsteig zwischen 4 und 5 gebaut werden müssen, wären alle Dicken benachteiligt worden: Der Zugang wäre ausschließlich mit minimalem Bodymassindex erlaubt.“

Kräftige Prise Humor

Christian Schulze hat sich besonders intensiv mit dem Foto und der dort abgebildeten Beschilderung auf dem Bahnsteig beschäftigt. Seine Überlegungen führen in andere mobile Welten: „Der Audi A6 C4 ist ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse von Audi. Er kam Mitte 1994 als Nachfolger und Facelift des Audi 100 C4 auf den Markt. Er ist damit das erste Modell der Modellreihe nach der Umbenennung von Audi 100 nach A6. Die entsprechende Sportversion wurde von S4 nach S6 umbenannt, wobei die S6 nach Weil der Stadt fährt und der S4 nach Bietigheim“ – eine Rätselaufgabe also, was er uns damit letztlich sagen will.

Eindeutig ist jedoch das Leserlob von Normann Huck zum Abschluss: „Dieser Artikel ist gründlich vorbedacht, alle dazu aufkommenden Fragestellungen sind angesprochen und soweit möglich recherchiert, und alles ist folgerichtig dargestellt und dazu noch mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt! Das ist ein Beispiel für besten Journalismus.“