Land und Bahn wollen sich verstärkt um die Attraktivität der Bahnhöfe im Südwesten kümmern. Doch für Erleichterung hat bei der Landesregierung eine andere Ankündigung der DB gesorgt.
Entschieden wurden beim Spitzentreffen der baden-württembergischen Landesregierung mit Vertretern der Bahnspitze eher Kleinigkeiten. Die Standardgröße für Aufzüge an den Personenbahnhöfen in Baden-Württemberg beispielsweise – 1,10 mal 2,10 Meter, genau genommen.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Bahnchef Richard Lutz unterschrieben im Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bahn-Infrastruktur-Chef Philipp Nagl eine entsprechende Erklärung zu besseren Standards auch an kleineren Stationen. Auch das Land wird hier Geld in die Hand nehmen. Daneben versprach man sich eine bessere Zusammenarbeit oder den Einsatz neuer grenzüberschreitender Bahnverbindungen nach Frankreich und in die Schweiz.
Stillschweigen zur Eröffnung von Stuttgart 21
Zu Stuttgart 21 bewahrte man hingegen strengstes Stillschweigen. Noch bis zu einem Treffen des so genannten Lenkungsausschusses für das Projekt am 18. Juli tüftelt eine Arbeitsgruppe aller Beteiligten am finalen Eröffnungskonzept. Komplettstart im Dezember 2026? Oder eine Teileröffnung? Oder gar eine erneute Verschiebung? Keiner wollte sich in der Villa Reitzenstein in die Karten schauen lassen. Eine Teileröffnung, bei der erst einmal Fernzüge in Nord-Süd-Richtung in den neuen Bahnhof fahren und vor allem Nahverkehrszüge noch ein weiteres Jahr im Kopfbahnhof verbleiben, scheint aber zunehmend wahrscheinlich.
Lutz bekennt sich zur Komplett-Digitalisierung
Klartext gab es hingegen bei einer anderen zentralen Frage. Deutlich wie nie bekannte sich Bahnchef Lutz dazu, dass die Bahn den so genannten digitalen Knoten Stuttgart komplett in Betrieb nehmen will. Während zwei Baustufen zur Eröffnung von Stuttgart 21 zwingend sind, zauderte die Bahn lange bei der dritten Ausbaustufe, den Strecken hinaus ins Umland. Noch Ende des vergangenen Jahres blockierte der DB-Aufsichtsrat vorerst das Projekt.
Die Ampelregierung hatte aus Sicht der DB nicht für Unklarheit bei der Finanzierung gesorgt. Mit dem neuen Infrastruktur-Sondervermögen scheint der Knoten beim so genannten DKS 3 durchschlagen. „Ich bin zuversichtlich, dass das Geld dafür bewilligt wird“, sagte Lutz. Kretschmann und Hermann hatten zuvor deutlich gemacht, dass sie von Bahn erwarten, dass sie zu diesen Plänen steht. „Die dritte Ausbaustufe ist dringend notwendig, wenn es die notwendige Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit geben soll“, sagte Kretschmann.
Tunnel für die Gäubahn ist wackliger
Vorsichtiger äußerte sich Lutz, bei der Frage, ob die Anbindung der Gäubahn an den Flughafen, der Pfaffensteigtunnel, finanziert ist. Die Bahn will hier eigentlich schon 2026 zu bauen beginnen. Es gebe bei der Finanzierung mehr Unwägbarkeiten als beim digitalen Bahnknoten, sagte der Bahnchef: „Ich habe hier eine optimistische Erwartung.“ Auch hier legte Verkehrsminister Hermann nach: „Nur wenn alles da ist, wird das Projekt Stuttgart 21 die volle Leistung bieten.“ Er unterstrich, wie sehr man trotz der grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Projekt dazu beigetragen habe, es nachträglich zu verbessern.
Bahn schwört Fahrgäste auf schwierige Zeiten ein
Philipp Nagl, Chef des DB-Infrastrukturunternehmens InfraGo, schwor die Fahrgäste auf weitere, sehr schwierige Jahre ein: „Wir haben ja nicht nur die normalen Baustellen, sondern müssen jetzt die neuen Gleise von Stuttgart 21 an das bestehende Netz anschließen“. Das sei etwas völlig anderes als die Zeit, in der man vor allem an unterirdischen Tunneln gebohrt habe. Kretschmann und Hermann pochten auf eine bessere Kommunikation und Baustellenkoordination seitens der Bahn. „Wir haben nicht um die Dinge drumherumgeredet – vom klemmenden Aufzug bis hin zu nicht entsorgten Zugtoiletten,“ sagte der Verkehrsminister.