Am Mittwoch ging bahntechnisch stundenlang fast nichts im Kreis Göppingen. Foto: imago stock&people

Wie eine Taube den Bahnverkehr in einem ganzen Landkreis lahmlegen kann, mussten Pendler am Mittwoch im Kreis Göppingen erleben.

Kreis Göppingen - Die Pleiten und Pannen auf der Filstalbahn zwischen Geislingen und Plochingen (Kreis Esslingen) reißen nicht ab. Am Mittwoch kam der Zugverkehr auf der Strecke für mehrere Stunden fast zum Erliegen, weil eine Oberleitung gerissen war – eine Taube hatte einen Kurzschluss verursacht. Die Leitung fiel laut einer Bahnsprecherin gegen 10.40 Uhr auf das Dach eines Zuges, der gerade aus Richtung Eislingen in den Göppinger Bahnhof einfahren wollte. Rund 120 Passagiere waren bis 12.10 Uhr in dem Zug gefangen – bis die Leitung abgeschaltet war und sie die Waggons gefahrlos verlassen konnten. Erst gegen 15 Uhr war der Schaden repariert.

Besonders ärgerlich ist aus Sicht der vielen Berufspendler, die die Strecke täglich nutzen, dass die Bahn den Vorfall nicht kommuniziert hatte. Tatsächlich hieß es auf einer Internetseite der Bahn, es seien keine Störungen im Land bekannt. Auch gegenüber der Presse nahm die Bahn erst auf Anfrage zu dem Vorfall Stellung.

Bahnvertreter hatten erst jüngst Besserung gelobt

Dabei hatten Vertreter des Konzerns erst jüngst bei einer Podiumsdiskussion in Süßen, bei der es um die Verspätungen und Zugausfälle auf der Strecke gegangen war, versprochen, sich für eine bessere Information der Kunden einzusetzen. Die Bahnsprecherin konnte am Mittwoch nicht beantworten, warum die Störung nicht im Internet kommuniziert worden war. Es sei „auf jeden Fall unerfreulich“. Betroffene Bahnkunden seien aber vor Ort informiert worden. Außerdem hätten sie auch das RIS-System, das Reisenden-Informationssystem, der Bahn nutzen können. Insgesamt seien 50 Züge von der Störung betroffen gewesen, im Nahverkehr seien sechs komplett und 24 teilweise ausgefallen, im Fernverkehr sieben Züge umgeleitet worden. Zum Teil enorme Verspätungen hätten 15 Züge im Nah- und 22 im Fernverkehr gehabt.

Bemühungen des Kreistags bisher ohne Ergebnis

Um zumindest einen Teil der Pendler befördern zu können, hatte die Bahn gegen 12 Uhr einen Pendelbus zwischen dem Bahnhof Göppingen und dem Bahnhof Eislingen eingerichtet. Dennoch schafften es viele Pendler nicht pünktlich zur Arbeit, andere fragten sich, ob sich der Verkehr bis zum Abend soweit normalisieren würde, dass sie es in vertretbarer Zeit nach Hause schaffen würden. Zusätzliche Aufregung verursachte ein Rollstuhlfahrer, der zu den im Zug gefangenen Passagieren gehörte. Eine Diesellok musste die Waggons vollends in den Bahnhof ziehen, damit der Rollstuhlfahrer den Zug verlassen konnte.

Die Zugausfälle am Mittwoch sind von der Politik nicht unbemerkt geblieben. Der Göppinger Stadt- und Kreisrat der Linken, Christian Stähle, hat bereits angekündigt, das Thema erneut auf die Tagesordnung im Kreisrat bringen zu wollen. Ob das den Pendlern viel nutzen wird, ist fraglich. Das Gremium hat sich schon in der Vergangenheit immer wieder bei der Bahn und dem Land für Verbesserungen eingesetzt.