Mit Bahncard kommt man kostenlos mit Bus und Stadtbahn zum Hauptbahnhof – allerdings nur, wenn man nicht mit dem Zug ins Ausland reist Foto: dpa

Bald starten die Schulferien und damit die Reisewelle. Gilt das Zugticket auch für die Fahrt mit dem Bus, der Stadt- oder S-Bahn von der Haustür bis zum Bahnhof? Das kommt drauf an – und zwar auf die Länge der Strecke und aufs Ziel. Diese Erfahrung hat jetzt ein IT-Ingenieur aus Stuttgart gemacht.

Stuttgart - Kostenlose Fahrten mit dem Bus, der Stadt- oder S-Bahn vom Wohnort bis zum Bahnhof: Dieses Plus an Leistung spendiert die Bahn AG Bahncard-Inhabern, die 101 und mehr Kilometer mit dem Zug in Deutschland unterwegs sind, in 124 deutschen Städten. Darunter ist auch Stuttgart.

 

Rolf-Peter Golembiewski ging davon aus, dass er als Bahncard-Besitzer in den Genuss dieser Vergünstigung kommt und, ohne extra zu bezahlen, mit der Stadtbahn von seinem Wohnort Stammheim zum Hauptbahnhof fahren kann. Der 65-jährige IT-Ingenieur hat oft in der Schweiz zu tun und fährt von Stuttgart über Basel nach Bern. Als er jedoch in der Stadtbahn in eine Kontrolle geriet, wurde er eines Besseren belehrt: „Ich musste 40 Euro Bußgeld bezahlen“, sagt Rolf-Peter Golembiewski.

Ein Bahn-Sprecher stellt dazu fest: „Die Gratisfahrten ab Wohnort gibt es nur für Bahncard-Besitzer, die mit uns in Deutschland unterwegs sind. Selbst wenn auf deutschen Schienen 101 Kilometer zurückgelegt werden und es erst dann ins Ausland geht, fällt die Gratisfahrt vom Wohnort zum Bahnhof flach. Rolf-Peter Golembiewski sieht darin eine Ungleichbehandlung der Bahn-Kunden: „Das ist ein Missstand, der schnellstens abgeschafft gehört. Gegenüber meinen ausländischen Kollegen, die nach Stuttgart kommen, beschämt mich das“, stellt der 65-Jährige fest.

Der Sprecher der Bahn AG verteidigt die Regelung. Das habe vertragsrechtliche Gründe. Um das zu ändern, seien langwierige Verhandlungen mit den ausländischen Partnern notwendig, sagt er – und räumt ein, dass seit einiger Zeit über eine Neuregelung nachgedacht werde. Allerdings sei das eine langfristige Sache. Außerdem seien auch die betroffen, die nicht in einer der 124 Städte lebten, mit denen es das Abkommen gibt .

Golembiewski hält die Begründung für fadenscheinig. „Es kann doch nicht so schwer sein, den Unterschied zwischen nationalen und internationalen Tickets aufzuheben“, sagt er und ist überzeugt davon, dass dahinter nationale Egoismen stecken. Wenn er mit der Bahn ins Ausland reist, will er künftig zwei Tickets lösen: eins bis kurz vor die Grenze und das andere von dort bis zum Ziel. „Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?“, meint er kopfschüttelnd.

Wer ohne Bahncard vom Wohnort zum Hauptbahnhof fahren möchte, kann das gegen Aufpreis mit dem City-Mobil-Ticket. Flugreisende kommen mit Rail- und Fly-Ticket vom nächsten Bahnhof zum eingetragenen Flughafen – und zurück. Die Tickets sind an keinen Zug gebunden. Wer ein Sparticket hat und den gebuchten Zug verpasst, muss den Aufpreis zahlen. Normale Bahntickets berechtigen dazu, ab 101 Kilometern mit S-Bahn oder Regio-Zug ab und zu einem Stuttgarter Bahnhof zu fahren, sofern nicht Hauptbahnhof, sondern Stuttgart draufsteht.