Die neue S 62 macht wegen ihrer vielen Ausfälle vor allem Negativschlagzeilen. Die BAUS erlaubt sich daher einen Scherz und bietet einen Ersatzverkehr zu Fuß an. Foto: BAUS

Die Bahnaktivisten der BAUS erlauben sich einen Fasnetspaß auf Kosten der S62 und bieten einen Schienenersatzverkehr an – zu Fuß.

Einen verspäteten Faschingsscherz auf Kosten der S-Bahn hat sich die Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (BAUS) erlaubt. Ziel des Spotts war die sogenannte Express-S-Bahn S 62, die seit ihrem Start im September vor allem durch ihre ständigen Ausfälle von sich reden macht. Aus diesem Grund hat die BAUS mal eben einen Schienenersatzverkehr angeboten – zu Fuß. Warum die Aktion erst nach Aschermittwoch daherkommt? Ein S-Bahn-Scherz kommt „natürlich mit Verspätung“, heißt es in einem süffisanten Schreiben von BAUS-Sprecher Reinhard Hackl.

Die S 62 wurde vom Verband Region Stuttgart einst groß als Express- und Sprinter-S-Bahn angekündigt. Sie soll den Takt der S 6 unterstützen, insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten zwischen Korntal und Feuerbach. Schon seit der Planung stößt das Projekt aber auf viel Kritik: Unter anderem lässt die Express-S-Bahn auch den Bahnhof Renningen als wichtigen Knotenpunkt zur S 60 aus. Die Fahrzeiten zwischen den Stationen sind, außer zwischen Weil der Stadt und Leonberg, quasi identisch zur S 6, zum Teil länger. Und zu allen Zeiten, in denen die S 62 verkehrt, wird die Hermann-Hesse-Bahn nur von Calw bis Weil der Stadt fahren dürfen, nicht bis Renningen. Die BAUS, die sich für die Weiterentwicklung des Nahverkehrs, im Besonderen für die Hesse-Bahn, einsetzt, ist daher bekanntermaßen kein Freund der neuen „Express-S-Bahn“.

S 62 wird zwei Wochen nach dem Start wieder vom Gleis genommen

„Weichenstörung, Signalstörung, Reparaturarbeiten, Personalmangel. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Die S-Bahn kommt später oder gar nicht“, beklagen die Mitglieder der BAUS. Das gelte insbesondere für die S 62. Erst am 12. September wurde die Linie eingeführt und zwei Wochen später schon wieder eingestellt – wegen Personalmangel. Und das für mehrere Wochen. So ging es weiter, erst zwischen den Jahren, dann im Januar und jetzt wieder, während der Gleisarbeiten zwischen Leonberg und Korntal-Münchingen, müssen die Reisenden auf die zusätzliche Linie verzichten. Diesen Umstand nahmen die Bahnaktivisten der BAUS zum Anlass für ihren späten Faschingsscherz. Sie verkleideten sich als „S-Bahn“ und boten ab Weil der Stadt einen Schienenersatzverkehr zu Fuß an. „Denn zu Fuß kommt der Fahrgast zurzeit wesentlich sicherer ans Ziel als mit der S-Bahn“, witzelt die Initiative.

Hans-Joachim Knupfer von der BAUS will mit der Spaßaktion auf ein ernstes Problem hinweisen: „Das S-Bahn-System in Stuttgart ist überlastet, es braucht dringend Entlastung.“ Daher wendet sich die Initiative weiterhin entschieden gegen die Pläne des Verbands Region Stuttgart (VRS), die S-Bahn langfristig bis nach Calw zu verlängern. „Das wäre nur ein weiterer Grund für Verspätungen.“ Die BAUS befürwortet dagegen weiterhin die Einrichtung eines Metropolexpresses von Calw nach Stuttgart. Diese Regionalzüge fahren außerhalb des S-Bahn-Netzes alle, innerhalb nur wenige Stationen an. „So bekommen auch die Bahnfahrer im Kreis Böblingen eine schnelle Alternative, und die S-Bahn wird nicht noch schlechter.“ Vor allem aus Kostengründen haben die Verantwortlichen einen MEX bisher nicht in Erwägung gezogen.