Im Regionalverkehr rund um Stuttgart fallen derzeit viele Züge aus. Foto: dpa

Betroffene Fahrgäste sehen bei der von Verspätungen und Zugausfällen geplagten Frankenbahn keine Verbesserungen und wenden sich an den Ministerpräsidenten und den Bahnchef. Die Antworten sind aber nicht erfolgversprechend.

Besigheim - Pendler aus Besigheim, die mit der Frankenbahn regelmäßig nach Stuttgart fahren, haben sich in einem Protestbrief an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) sowie den Bahnchef Rüdiger Grube gewandt. Die Betroffenen, die sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben, klagen in dem Schreiben über die vielen Zugausfälle und Verspätungen der Regionalbahn zwischen Heilbronn und Stuttgart. Das Bündnis beschreitet damit die nächste Eskalationsstufe in einem Streit, der bereits seit diesem Spätsommer schwelt.

„Wir haben das Gefühl, hier schiebt jeder die Verantwortung auf den anderen“, kommentiert Alfred Gramling, einer der betroffenen Pendler und Mitunterzeichner, die bisherigen Verhandlungen zwischen Bahn und Land. Die Vertragsparteien hatten im Oktober vereinbart, wöchentliche Rapportgespräche zu führen, um schnelle Verbesserungen im Regionalverkehr zu erreichen. Dieser leidet seit dem Sommer unter häufigen Zugausfällen und Verspätungen. Die durch den Landkreis Ludwigsburg verkehrende Frankenbahn hatte stellenweise Pünktlichkeitswerte von nur noch 60 Prozent.

Verspätungen, Zugausfälle, alte, verdreckte und überfüllte Züge

So hatte das Bündnis sich bereits Ende Oktober ans Verkehrsministerium und an den Kundendialog der Regionaltochter der Bahn, DB Regio, gewandt. Verspätungen, Zugausfälle, alte, verdreckte und überfüllte Züge waren die Hauptbeschwerden. Den Anlass für den Brief an den Ministerpräsidenten habe jedoch eine Informationsveranstaltung der Bahn Anfang Dezember geliefert: „Das war ein derartiges Rumgeeiere, dass einige Leute sogar den Saal verlassen haben“, sagt Gramling. Die Aussage der Bahnvertreter dort sei gewesen, dass die Kunden bis 2019 auf Verbesserungen warten müssten.

Damit wollen sich die Pendler aber nicht abfinden. „Wir verlangen einen das ganze Jahr über verlässlichen, sicheren und pünktlichen Zugbetrieb, wie vertraglich vereinbart“, heißt es in dem Schreiben. Die Pendler würden im öffentlichen Nahverkehr im Stich gelassen, „untaugliches und permanent reparaturanfälliges Zugmaterial zeigt auf, wie die Menschen, die täglich ihrer Arbeit nachgehen, wertgeschätzt werden“. Mit der Beschwerde verbunden ist die Bitte, dass Kretschmann den „Missstand endlich zur Chefsache“ erkläre.

Das Pendlerbündnis sieht keine Verbesserungen

Bei der von Bahn und Verkehrsministerium in der vergangenen Woche anberaumten Pressekonferenz hatte der DB-Regio-Chef David Weltzien drei Hauptgründe für die vielen Verspätungen genannt: Infrastruktur, Einwirkung durch Dritte, beispielsweise Personen auf dem Gleis, sowie Schäden am Fahrzeug. Die im Oktober besonders häufigen Krankmeldungen von Zugpersonal seien mittlerweile „kein Problem mehr“. Auch sei die Frankenbahn wieder zu 80 Prozent pünktlich, es gebe also Verbesserungen. Das Pendlerbündnis sieht das anders: „Eine Verbesserung der Pünktlichkeit beziehungsweise der Verlässlichkeit und des Fahrkomforts ist nicht erfolgt. Das Gegenteil ist eingetroffen“, heißt es in dem Brief.

Die kritisierte Störanfälligkeit der Regionalbahnen erklärte Weltzien mit zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Fahrplanwechseln und der Tatsache, dass die DB Regio Baden-Württemberg die zusätzlich georderten Züge erst sehr spät von einer anderen Bahntochter geliefert bekommen habe – so dass keine Zeit für Wartung geblieben sei.

Grube hat laut Gramling bislang nicht auf das Schreiben reagiert. Das Staatsministerium hat geantwortet – mit dem Hinweis, man habe die Beschwerde ans Verkehrsministerium weitergeleitet.