Die Deutsche Bahn modernisiert für 13,8 Millionen Euro vier Stationen entlang der Murrbahn. Längere Bahnsteige sollen längere Züge ermöglichen – doch bis es so weit ist, heißt es für Fahrgäste: Geduld mitbringen.
Der Regionalzug rollt ein, wie jeden Morgen um kurz nach sieben. Auf dem Bahnsteig in Murrhardt drängen sich Schulkinder, Pendler, ein Mann mit Kaffeebecher, eine Frau mit Rollator. Als sich die Türen öffnen, beginnt das Gedränge – der Zug ist wieder zu kurz. Einige bleiben stehen, andere müssen sich ihren Weg zwischen Koffern und Schulranzen suchen. Eine Szene, die viele auf der Murrbahn nur allzu gut kennen.
Damit soll bald Schluss sein, denn die Deutsche Bahn (DB) hat ein Versprechen im Gepäck: Mehr Platz auf der Murrbahn. Und das fängt bei den Bahnsteigen an. In Sulzbach, Oppenweiler, Murrhardt und Fornsbach werden diese nun auf jeweils 220 Meter verlängert. Längere Züge sollen möglich werden – und mit ihnen ein spürbares Plus an Komfort. Wie die DB mitteilt, investiert das Land Baden-Württemberg für dieses Upgrade stolze 13,8 Millionen Euro.
Der Umbau kommt – Bahnhof für Bahnhof
Los geht’s in Sulzbach. Dort laufen die Arbeiten am Bahnsteig von Gleis 2 bereits. Danach ist Murrhardt an der Reihe: Dort wird der Mittelbahnsteig zwischen Gleis 2 und 3 verlängert. Am 19. Mai zieht Oppenweiler nach – und ab dem 20. Juli ist Fornsbach dran. Ende des Großprojekts soll im September 2025 sein – so der Plan.
„Die Verlängerung der Bahnsteige an den vier Verkehrsstationen ist ein wichtiger Meilenstein für die Mobilität in der Region“, sagt Michael Groh von der DB InfraGO AG. „Unser Ziel ist klar: mehr Menschen für die klimafreundliche Bahn gewinnen.“ Dafür brauche es eben nicht nur gute Absichten, sondern konkrete Verbesserungen. Längere Bahnsteige, längere Züge – mehr Sitzplätze, weniger Stress.
Auch Verkehrsminister Winfried Hermann sieht in dem Projekt einen entscheidenden Schritt: „Die Bauarbeiten bringen vorübergehende Einschränkungen mit sich. Aber sie lohnen sich. Mehr Platz, mehr Verlässlichkeit, weniger Barrieren – ein echter Gewinn für alle, die unterwegs sind.“
Komfort ja – aber erst nach der Baustelle
Bis es so weit ist, wird es allerdings ruppig. Denn gebaut wird tagsüber bei laufendem Betrieb – und nachts, wenn der Fahrplan pausiert. Für viele bedeutet das: umsteigen, ausweichen, warten. Züge fallen aus oder fahren nicht wie gewohnt. Wer pendelt, muss mehr Zeit einplanen – und einen guten Plan B haben.
Die Bahn versucht, möglichst transparent zu informieren: In der App DB Navigator oder auf bahn.de gibt’s Echtzeitdaten. An den Bahnhöfen selbst weisen Aushänge auf Abweichungen hin. Mobilitätseingeschränkte Reisende werden gebeten, sich mindestens einen Tag im Voraus bei der Mobilitätszentrale zu melden – online unter bahn.de/barrierefrei.
Ein kleiner Bahnhof, ein großes Versprechen
Für viele, die täglich unterwegs sind, klingen 220 Meter Bahnsteiglänge vielleicht abstrakt. Doch für die Schülerin, die endlich einen Sitzplatz findet, für den Rollstuhlfahrer, der ohne Gedränge einsteigen kann, für die Pendlerin mit Kinderwagen – bedeutet es einen spürbaren Unterschied. Der Ausbau bringt den Raum zurück, der auf vielen Fahrten fehlt. Noch ist dieser Platz Baustelle. Doch schon bald, so hoffen Bahn und Land, wird aus dem Umbau ein Aufbruch – hin zu einer Bahn, die hoffentlich hält, was sie verspricht: pünktlich, bequem und für alle zugänglich zu sein.