Annalena Baerbocks Worte in Kiew waren so richtig wie erwartbar. Wer immer nur abwartet, kann nicht gestalten, kommentiert Ulrich Krökel.
Kiew - Annalena Baerbock hat bei ihrem Antrittsbesuch in Kiew gesagt, was sie sagen musste. Die Außenministerin hat ihren Gastgebern im Konflikt mit Russland die Solidarität Deutschlands zugesichert. Sie hat gemahnt, der Diplomatie eine Chance zu geben. Und sie hat mit Sanktionen gedroht, sollte Russland mit einer Invasion ernst machen. All das war so richtig wie erwartbar.
Eines hat Baerbock nicht getan: Der Ukraine dort Hilfe anzubieten, wo es ans Eingemachte geht. Weder hat sie Nord Stream II in Frage gestellt noch Waffenhilfe versprochen. Auch das war zumindest nicht falsch. Denn Deutschland tut 80 Jahre nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion gut daran, an einer Deeskalation zu arbeiten.
Das allerdings darf nicht heißen, dass die Bundesregierung das Handeln vergisst. Wer immer nur abwartet, kann nicht gestalten. Will man sich wirklich überraschen lassen, was der russische Präsident Wladimir Putin plant? Viel besser wäre es doch, eine eigene diplomatische Offensive vorzubereiten. Selbstverständlich ist das nicht allein Baerbocks Sache. Die gesamte Spitze der Bundesregierung ist gefragt. Die aber sollte spätestens nach 100 Tagen Schonfrist außenpolitisch mehr anbieten als nur Fehlervermeidung.