In vielen Kantinen und Mensen wird längst nicht alles aufgegessen, was auf den Tellern und Tabletts landet (Symbolbild). Foto: IMAGO/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/Helmut Meyer zur Capellen

In Deutschland landen viel zu viele Lebensmittel, die eigentlich noch gut sind, im Müll. An der Uni Freiburg ergreifen Studentinnen und Studenten dagegen ungewöhnliche Maßnahmen. Dabei sind die eigentlich nicht erlaubt.

Die Menge ist schier unglaublich: elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Deutschland in der Tonne. Das geht aus Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervor. Glaubt man einer Studie der Umweltorganisation WWF, ist es noch deutlich mehr – 18 Tonnen pro Jahr. Demnach werde hierzulande „fast ein Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs“ entsorgt.

 

Dabei ist längst nicht alles, was in der Tonne landet, ungenießbar – häufig sind es auch Lebensmittel, die noch essbar wären. Die Politik will Gegensteuern. Mittlerweile gibt es ein „nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung“, die Aktion „Zu gut für die Tonne!“, die auf das Problem aufmerksam machen möchte, fand erst unlängst statt.

„Bändern“ ist kein neues Phänomen

An der Uni in Freiburg nehmen einige Studierende die Sache selbst in die Hand. Was die jungen Menschen dort machen, mag für manchen eklig klingen: Sie bedienen sich an den Resten, die auf den Tellern und Tabletts liegen bleiben. Lasagne, Schnitzel, Pommes, Bratlinge – alles noch gut, und satt macht es genauso, wie wenn man dafür gezahlt hätte. „Bändern“ nennt sich die Resteverwertung. Unlängst hat die Tagesschau darüber berichtet.

So lasse sich bares Geld sparen, wird der ehemalige Student Rudi zitiert, der zwar nicht mehr eingeschrieben ist, aber nach wie vor „bändert“. Neben dem monetären Aspekt setze er so ein Zeichen gegen die Verschwendung. Laut Bericht treffen sich regelmäßig bis zu 15 Studierende, um so zu speisen.

„Bändern“ – an der Uni Freiburg eigentlich verboten

Neu ist das übrigens nicht. Schon 2016 hatte der Spiegel über das Phänomen berichtet. Damals war der Zulauf noch größer gewesen – die Uni hatte das Reste-Essen schließlich verboten – und eigentlich ist es das immer noch. Ein großes Schild über dem Tablettband weist extra daraufhin. Derzeit wird das kostenlose Speisen offenbar aber toleriert.

Die Mensa der Uni Freiburg. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/Schoening

Weniger Lebensmittel verschwenden: 9 Tipps

  • Mahlzeiten planen: Vor dem Einkauf einen Speiseplan erstellen, um gezielt einzukaufen.
  • Einkaufslisten nutzen: Nur die benötigten Lebensmittel kaufen, um Impulskäufe zu vermeiden
  • Mindesthaltbarkeitsdatum beachten: Lebensmittel die zuerst gekauft wurden auch zuerst verwenden
  • Reste verwerten: Übrig gebliebene Lebensmittel kreativ in neuen Gerichten verwenden. Im Netz gibt es unzählige Seiten mit Tipps – unter anderem auch vom BMEL
  • Richtig lagern: Lebensmittel richtig lagern, um ihre Haltbarkeit zu verlängern
  • Portionskontrolle: Wer dauernd zu viel kocht, muss vermutlich auch mehr wegwerfen
  • Aufbewahrungssystem: Transparente Behälter nutzen, um den Überblick über Vorräte zu behalten.
  • Teilen und Tauschen: Überschüssige Lebensmittel mit Freunden, Nachbarn oder über Plattformen teilen.
  • Spenden: Nicht benötigte, aber noch genießbare Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen spenden. Besonders die Tafeln, die immer mehr Menschen versorgen, freuen sich über Spenden

Warum ist „Bändern“ und „Containern“ verboten?

Der Grund für das Verbot ist indes nachvollziehbar: Was an Essen zurückgeht, geht wieder in den Besitz der Uni über. Diese haftet beispielsweise bei mangelnder Hygiene. „Bändern“ ist also streng genommen Diebstahl. Dasselbe gilt beispielsweise auch für das weithin bekannte Containern, bei dem Lebensmittel aus den Müllbehältern großer Supermärkte gefischt werden, die sie nicht mehr verkaufen können oder wollen. Auch falls ein Student oder eine Studentin durch das „Bändern“ erkranken sollte, würde das Studierendenwerk haften.

Laut den Studenten ist das im Übrigen kein Problem: Wenn sich jemand nicht wohlfühle, mache er die „Resteverwerter“ in der Regel auf einen möglichen Infekt aufmerksam. Die lassen dann die Finger von den Tellern. Das Bändern hat im Übrigen neben Geldersparnis und Lebensmittelrettung noch einen dritten Effekt: Daraus sind schon richtige Freundschaften entstanden.