Die Bäder hängen an der städtischen Zuschussspitze. Das erwartete Defizit in diesem Jahr wird höher als geplant. Zugleich steigen Sanierungs- und Baukosten – auch beim neuen Stadtbad.
Stuttgart - Die städtischen Bäderbetriebe gehen davon aus, dass ihr Defizit in diesem Jahr bei knapp 14,8 Millionen Euro liegen wird. Das sind 700 000 Euro mehr als geplant und 140 000 Euro mehr als im Vorjahr. Verantwortlich für das schlechtere Ergebnis sei, dass die Wiederinbetriebnahme des Mineralbads Berg auf Mitte 2020 und die des Hallenbads Feuerbach von Februar auf September 2019 verschoben werden musste. Dadurch entgehen dem städtischen Betrieb Einnahmen. Auch die ungeplante, neunwöchige Schließung des Hallenbads Sonnenberg aufgrund der Sanierung der Filteranlage belastet das Ergebnis.
Besucherrückgang in den Hallenbädern
In den beiden Mineralbädern Bad Cannstatt und Leuze wurden im ersten Halbjahr 2019 mehr Besucher gezählt – vor allem, weil im hochsommerlichen Juni viele Badegäste kamen. Allerdings gibt es in beiden Mineralbädern einen Rückgang bei den Besuchern des Therapie- und Wellnessbereichs. In den Freibädern werden in etwa die Besucherzahlen des Vorjahres erreicht, auch hier war der Juni mit fast 320 000 Badegästen der große Bringer. Einen Rückgang bei den Besuchern im ersten Halbjahr gab es in den Hallenbädern. Dabei machten sich aber die Schließungen in Sonnenberg und in Vaihingen bemerkbar. Das Hallenbad Vaihingen soll nach der Sanierung der Dach- und Deckenkonstruktion Anfang November wieder eröffnet werden. Allerdings müssen die Bäderbetriebe finanziell auch verkraften, dass die Sanierungskosten für das Hallenbad Feuerbach um fast zwei Millionen auf mehr als 15 Millionen Euro und die des Mineralbads Berg um 4,5 Millionen auf 33 Millionen Euro steigen werden. Die Stadträte im Wirtschaftsausschuss billigten den Halbjahresbericht ohne Diskussionen. Auch die positive Einschätzung des neuen Tarifsystems, das vielfach für Proteste sorgte, wurde von den Stadträten nicht hinterfragt.
Mit Kostensteigerungen wird auch beim Bau eines Sporthallenbads im Neckarpark gerechnet. Das Vorhaben in Bad Cannstatt wird teurer als geplant. Die Stadt rechnet mit Kosten von 44 Millionen Euro, das sind rund acht Millionen Euro mehr als bisher. Der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats hat dem am Freitag zugestimmt. Mit den Bauarbeiten soll im Januar 2020 begonnen werden. Es wird von einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren ausgegangen, die Inbetriebnahme ist im April 2022 geplant.
Mehr Geld fürs Energiekonzept
Als Grund für die Mehrkosten werden erhöhte Aufwendungen für Erdaushub, Entsorgung und Baustellenlogistik genannt. Allerdings schlagen auch erhöhte Preise für Bauleistungen seit der letzten Kostenschätzung aus dem Jahr 2017 zu Buche. Zudem investiert die Stadt auch mehr Geld in ein Energiekonzept: zwei statt 1,2 Millionen Euro. So soll beispielsweise die Fotovoltaikanlage so groß wie möglich werden, die Wärmerückgewinnung und Nahwärmeversorgung sollen verbessert werden.
Das Nutzungskonzept sieht vor, dass öffentliche Badezeiten nur im neuen 50-Meter-Becken angeboten werden, für Schulen und Vereine steht auch ein 25-Meter-Becken bereit. Das Sporthallenbad soll 50 Wochen im Jahr betrieben werden und von 6 bis 22 Uhr geöffnet sein. Allerdings ist es in den Sommermonaten von Mai bis September für die Öffentlichkeit geschlossen. In dieser Zeit steht das 50-Meter-Becken im Inselbad Untertürkheim der Allgemeinheit zur Verfügung, das dann nicht mehr von Vereinssportlern genutzt wird. Mit der Inbetriebnahme des neuen Sportbads soll das Hallenbad Cannstatt zum Schuljahresende im Juli 2022 aufgegeben werden. Auf der Fläche ist der Bau von Wohnungen vorgesehen.