Der Badespaß fiel während der Corona-Pandemie flach – die Bäder machen deshalb hohe Verluste. Foto: imago/7aktuell/7aktuell.de | Daniel Jüptner

Freibäder leiden besonders unter der Corona-Pandemie. Die Abstandsregeln erlauben nur eine gewisse Auslastung - die Kosten bleiben aber gleich. Die Betreiber rechnen mit großen Verlusten. Ist Corona ein Freibäder-Killer?

Stuttgart - Weil sie durch die Pandemie mehr Aufwand, aber weniger Ertrag haben, rechnen kommunale Badbetreiber im Südwesten mit erheblichen finanziellen Defiziten. In dieser Saison könnten zusätzlich zu den üblichen Einbußen noch Verluste zwischen 100 000 und 150 000 Euro pro Bad die Folge sein, wie die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) am Mittwoch mitteilte. Wegen Abstands- und Hygieneregeln dürfen weniger Gäste in die Bäder. Zusätzlich gebe es höhere Personalkosten, um die Regeln umzusetzen.

 

Seit rund einem Monat dürfen Freibäder im Südwesten unter Auflagen wieder öffnen. Der Einnahmenverlust falle mancherorts noch höher aus, weil viele Baden-Württemberger sich zurückhaltend zeigten und den Bädern fernblieben, erklärte die VKU-Landesgruppe. Nach Schätzungen der Betreiber ist nur ein Drittel der jeweils erlaubten Kapazität bisher ausgelastet. Manche Betreiber haben wegen des damit verbundenen Mehraufwands erst gar nicht aufgemacht. Die VKU-Landesgruppe appellierte an die Landesregierung, die Badbetreiber finanziell zu unterstützen.

Manche Bäder bleiben geschlossen

Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft rief die Politik dazu auf, die Kommunen beim Erhalt der Bäder zu unterstützen. „Die Situation in der Bäderlandschaft ist ohnehin schon dramatisch“, sagte DLRG-Sprecher Martin Holzhause. Die Zahl der Bäder sinke bundesweit - Freibäder seien davon überproportional betroffen. Die Menschen suchten sich gefährlichere Alternativen zum Baden wie Flüsse, Kanäle und Badeseen. Diese Gewässer würden oft nicht von Rettungsschwimmern überwacht. Die Gefahr, dass Menschen dort sterben, steige damit.

Bäder hätten aber auch einen sozialen Nutzen, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Schwimmmeister, Edgar Koslowski. Sie seien auch für die Gesundheit der Bevölkerung und den Tourismus wichtig. Kinder würden darin auch Schwimmen lernen, ergänzte Holzhause. „Und auch Rettungsschwimmer werden in Bädern ausgebildet.“

Ob die Corona-Pandemie für manche Bäder das Aus bedeutet, könne man nicht sagen, hieß es vom Städtetag Baden-Württemberg. „Bäder sind keine Pflichtaufgabe der Kommunen, also werden sie bei knapper Kassenlage möglicherweise als Erstes auf den Prüfstand gestellt“, sagte eine Sprecherin. Das sei aber noch nicht absehbar, und eine Aussage dazu wäre nach ihren Worten „Glaskugelleserei“.

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Auch ein Sprecher der VKU-Landesgruppe räumte ein: „Fakt ist: Der Betrieb von kommunalen Bädern ist ein Verlustgeschäft.“ Die Höhe des Verlusts, der manchmal im Millionenbereich liegen könne, variiere von Bad zu Bad und werde durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Im Durchschnitt liege der Kostendeckungsgrad eines Bades bei 60 Prozent, der Rest werde auf andere Art ausgeglichen. „Stand heute fallen diese finanziellen Verluste in diesem Jahr noch einmal höher aus.“

In Baden-Württemberg sind 199 kommunale Unternehmen im VKU organisiert, darunter sind mindestens 48 Bäder.