John Kennedy (rechts) und Tobias Maurer in der Backstube. Foto: Gottfried Stoppel

Tobias Maurer ist Unternehmer, Bäckermeister und Sponsor. Außerdem hat er als einer der Ersten Flüchtlinge in seinem Betrieb beschäftigt. Dafür wurde er von Caritas und Diakonie mit dem Mittelstandspreis für soziale Verantwortung geehrt.

Winnenden - Seit acht oder neun Generationen gehört die Familie Maurer dem Bäckerhandwerk an. „Mein Großvater stammte aus Holzgerlingen. Da sein Bruder die Bäckerei der Eltern übernommen hatte, suchte er nach einer anderen und wurde in Winnenden fündig. 1931 übernahm er einen drei Jahre alten Betrieb an der Schorndorfer Straße, der pleite gegangen war“ erzählt Tobias Maurer im Büro seiner Firma an der Linsenhalde. Längst ist aus dem kleinen Familienbetrieb ein mittelständisches Unternehmen geworden. „Wir beschäftigen heute rund 440 Mitarbeiter.“ Einige davon kommen von weit her, es sind Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr in Winnenden angekommen sind.

Bereits Flüchtlinge aus dem Kosovo bekamen bei Maurer eine Chance

„Die Idee kam ursprünglich von meiner Schwester Ulrike, die wiederum den Eritreer Robel Mesgena kennt, der schon längere Zeit hier lebt“, sagt Maurer. So seien die ersten vier Eritreer im Mai 2015 in sein Unternehmen gekommen. „Die Arbeitsagentur in Waiblingen hat uns hinsichtlich der gesetzlichen Bestimmungen sehr unterstützt.“ Und Robel Mesgena habe als Übersetzer geholfen, um die Sprachbarrieren zu überwinden. „Das ist mittlerweile kein Problem mehr“, sagt Tobias Maurer. Zwei der vier Eritreer seien heute noch im Betrieb. „Dazu kamen dann mit der Zeit noch einige weitere aus Afrika.“ Für die Bäckerei war das nichts neues: Als in den 90er-Jahren Flüchtlinge aus dem Kosovo in Winnenden ankamen, stellte sie einige ein, die zum Teil heute noch bei ihr arbeiten.

Unter anderem für die Bereitschaft, Flüchtlinge zu beschäftigen, hat die Bäckerei Maurer nun den landesweiten Mittelstandspreis für soziale Verantwortung der Diakonie und der Caritas bekommen. In der Gruppe der Unternehmen, die bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigen, war das Unternehmen eines von drei Preisträgern. „Der Bürgermeister Norbert Sailer hat uns auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht und gemeint, das würde doch genau auf uns passen“, sagt Tobias Maurer. Denn die Bäckerei unterstütze auch intensiv Vereine und die Tafeln im Kreis, seit es diese Bewegung gibt. „Die erste war damals die Schorndorfer Tafel. Dieses Konzept gefällt mir einfach“, sagt Tobias Maurer, der 1992 den Meisterbrief machte, nachdem er in einer Stuttgarter Bäckerei gelernt hatte. Im elterlichen Betrieb habe er das nicht machen wollen. „So was geht nicht gut, denn es wird immer unfair, entweder für den Lehrling oder seine Kollegen“, sagt er und lacht.

Ganzheitliche Konzepte begeistern den Bäcker

1997 übernahm der heute 49-Jährige die Leitung des elterlichen Betriebs. „Damals hatten wir 17 Filialen, heute sind es 43. Wir verkaufen unsere Backwaren in einem Umkreis von rund 25 Kilometern – bis Zuffenhausen, Stuttgart-Wangen, Schorndorf und Backnang.“ Neben der Meisterausbildung absolvierte Tobias Maurer noch ein Teilzeitstudium an der Universität Sankt Gallen. Deren ganzheitliches Konzept der Betriebswirtschaftslehre habe ihn angesprochen, sagt der Mann, dem man die Begeisterung für seinen Beruf anmerkt. So kam es auch zur Kooperation mit den Hohenloher Höfen. „Die haben uns gefragt, ob wir mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Das machen wir jetzt seit 23 Jahren.“

Auf dem Schmidener Feld lässt Maurer nach deren Prinzipien Getreide umweltschonend anbauen. „Die Höfe müssen wirtschaften, als ob sie in einem Wasserschutzgebiet stünden, Pestizide sind tabu.“ Gemahlen wird in der Hegnacher Mühle und gebacken in Winnenden. In der Teigmacherei sei zwar viel automatisiert worden, doch es stecke auch viel Handarbeit in den Produkten der Bäckerei. „Gegen Discounter können kleine oder mittelständische Bäcker wie wir mit den Preisen nicht mithalten. Das geht nur mit Qualität. Deshalb werden auch unsere Brote noch alle von Hand geformt“, sagt Maurer.

Der Erfolg gibt ihm recht. Einen Mangel an Bewerbern habe er nicht. Unter anderem kann man bei Maurer auch Ausbildungen in Kooperation mit den Berufsakademien Heilbronn und Stuttgart machen. Schüler und Studenten arbeiten gern als Aushilfen, entweder im Verkauf oder in der Produktion. „Manche bleiben hängen und machen eine Ausbildung. Das freut uns.“