Der Bäcker Lothar Wolf hat einen Wunsch an viele Kollegen: dass sie es ihm nachtun und auf eine nachhaltige Produktionsweise umstellen. Foto: Eileen Breuer

Lothar Wolf, ein Bäcker im Ruhestand, backt und verkauft Brote, Brezeln und süße Stückle in seiner Garage in Stuttgart-Möhringen. Dafür hat er vor allem einen Grund: Er ist mit keinem anderen Brot zufrieden.

Möhringen - Einmal die Woche öffnet sich Lothar Wolfs Garagentor – doch nicht etwa, um ein Auto zur Schau zu stellen. In seiner Garage stehen keine Fahrzeuge mehr, sondern Öfen. Denn Lothar Wolf hat den Stellplatz umfunktioniert: zu einem Garagenbackstüble.

1978 hat Wolf seine Ausbildung zum Bäcker begonnen. Inzwischen ist der gebürtige Möhringer in Rente – eigentlich. Weil er kein Brot fand, das seinen Vorlieben gerecht werden konnte, griff er selbst zu Mehl und Hefe. „Dann kam der Nachbar und wollte ein Brot, dann kam der Nachbar vom Nachbarn, und dann hat sich das so entwickelt“, sagt Wolf.

Inzwischen kann sich sein Kundenstamm sehen lassen

Inzwischen backt der Möhringer nicht mehr nur für Freunde und Bekannte, sondern für jedermann. „Es hat mit ein paar Broten über den Tisch raus angefangen und ist immer mehr geworden. Am Anfang waren es eine Handvoll Kunden, inzwischen kommen über 100 am Tag“, sagt Wolf.

Trotz des regelmäßigen Ansturms auf seine Backwaren gehen nur einmal wöchentlich Brezeln, Hefezopf, süße Stückle und Brot über den Tisch. Das liegt nicht nur daran, dass er jetzt schon zwei Tage mit Vorbereitungen beschäftigt ist: „Ich könnte mehrere Tage öffnen und einen Betrieb aufmachen. Aber das ist nicht meine Intension“, sagt der Bäcker: „Worum es mir hauptsächlich geht, ist die Nachhaltigkeit.“

Man sehe schnell ein Ergebnis

Sein Geheimrezept: ausschließlich Bio-Zutaten, keine Zusatzstoffe und echtes Backhandwerk ohne maschinelle Verarbeitung. Lothar Wolf hofft, dass andere Bäckereien sich ein Beispiel an seinem Garagenbackstüble nehmen und ihre Produktion ebenfalls umstellen: „Schön wäre es zu sehen, dass mein Setzling Triebe bildet“, sagt er.

Was Wolf ebenfalls dazu bewegte, wieder kräftig Teig zu kneten, ist seine allgemeine Leidenschaft für das Backen: „Das Schöne am Bäckerhandwerk ist, dass man das Ergebnis schnell sieht. Es ist jedes Mal eine Herausforderung, wenn man ein neues Rezept zusammenstellt“, berichtet er. „Wenn es dann noch vielen schmeckt, freut mich das besonders.“ Insgesamt mehr als 100 Brote übergibt er den Kunden pro Verkaufstag in seiner Garage. Damit sind die Kapazitäten seines Ofens ausgeschöpft. Am besten verkauft sich das nach ihm benannte Lotharbrot: ein zwei Kilo schweres Weißbrot. Doch wer ein Lotharbrot möchte, muss entweder früh dran sein oder vorbestellen. Denn es kommt vor, dass noch längst bevor das Garagentor pünktlich schließt, die Auslage schon leergekauft ist.