Welche Filialen der Bäckerei Lang geschlossen werden sollen, ist noch nicht bekannt. Unser Bild zeigt die Filiale am Stuttgarter Hauptbahnhof. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Insolvenz der Bäckereikette Max Lang sorgt für Unruhe unter den Mitarbeitern. Mehr als 100 Arbeitsplätze sollen wegfallen. Viele Kunden wollen wissen, ob ihr Bäcker um die Ecke dichtmacht.

Stuttgart - Klaus Gärtner sitzt in der Bäckerei Stefansbäck am Ostendplatz und genießt seine Tasse Kaffee und ein süßes Stückchen. Er muss gleich zur Dialyse und gönnt sich vor der anstrengenden Blutwäsche immer gerne einen Abstecher in die Bäckerei. „Am Bismarckplatz hat ja schon eine Filiale zugemacht, aber das ist ja kein Wunder, wenn in der Ecke noch neun weitere Bäckereien sind“, sagt Gärtner. Er kennt das Geschäft, war früher selber Bäcker. Deshalb verfolgt der Pensionär auch gespannt die Entwicklung beim Traditionsbäcker, der Ende Januar Insolvenz anmelden musste.

Der Insolvenzverwalter Wolfgang Bilgery von der Kanzlei Grub Brugger hat der Bäckereikette Max Lang einen harten Sanierungskurs verordnet. Insgesamt 109 Arbeitsplätze sollen wegfallen, teilte Bilgery am Mittwoch mit. 64 Stellen werden in den Filialen gestrichen und 45 am Firmensitz in Freiberg. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Zuvor will Bilgery mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan verhandeln. Bislang beschäftigt Lang 550 Mitarbeiter.

Die Bäckereikette Max Lang hatte Ende Januar 80 Jahre nach ihrer Gründung Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Von den noch 146 bestehenden Filialen der Ketten „Max Lang“, „Stefansbäck“ und „Sparback“ sollen 18 geschlossen werden. Darüber hinaus stünden elf Pächterfilialen auf dem Prüfstand, deren Verträge nachverhandelt oder beendet werden müssten.

Rijada Halali hat an diesem Mittwoch das Schreiben vom Insolvenzverwalter bekommen, mit dem dieser die Belegschaften über die geplanten Umstrukturierungen informierte. Die 18-Jährige macht eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin und ist im ersten Lehrjahr. Sie hilft an diesem Mittwoch in der Filiale in der Ostendstraße aus, weil eine Kollegin Urlaub hat. Normalerweise arbeitet sie am Hölderlinplatz. „Man macht sich schon Gedanken, wenn man weiß, dass sechs Stefansbäck-Filialen geschlossen werden sollen. Aber ich mache mir um meinen Arbeitsplatz eigentlich keine Sorgen, denn als Azubi werde ich schon meine Ausbildung beenden dürfen“, sagt Halali. Die Verunsicherung der Kunden sei fast größer als bei den Mitarbeitern. „Uns sprechen sehr viele Kunden darauf an. Sie wollen wissen, wie es weitergeht und ob ihr Laden um die Ecke geschlossen wird“, so Halali. Eine Antwort darauf kann die angehende Verkäuferin nicht geben.

Noch ist offen, welche Geschäfte schließen und welche Mitarbeiter gehen müssen. „Aber eigentlich machen die sich ja gegenseitig Konkurrenz, da ist ein Sparback direkt gegenüber vom Bäcker Lang“, sagt Klaus Gärtner. Und dann stünden die Bäckereien ja auch noch im Wettbewerb mit den Supermarktketten mit ihren Backstationen. Der Discountbäcker Sparback zählt ebenfalls zur Lang-Gruppe.

Die wachsende Konkurrenz ist nicht der einzige Grund für die Schieflage der Bäckereikette Max Lang, sagt Insolvenzverwalter Bilgery. Er habe Mängel „auf allen Ebenen und in allen Bereichen des Unternehmen“ festgestellt. Die Umstrukturierung soll die Bäckerei-Gruppe bis Ende Juli für den Einstieg eines Investors fit machen. Bilgery führt bereits Verhandlungen mit Interessenten.

Dobrilla Kostic arbeitet seit zwei Jahren in einer Filiale in der Neckarstraße. Eigentlich darf sie sich nicht äußern. „Fragen Sie in der Zentrale nach“, sagt sie. Doch dann erzählt die zweifache Mutter, dass der Zusammenhalt seit dem Insolvenzantrag unter den Mitarbeitern noch größer geworden sei und sie nicht mit einer Schließung ihrer florierenden, großen Filiale rechnet. Aber sie kann sich natürlich nicht sicher sein, ob sie nicht zu den Mitarbeitern zählen wird, die eine betriebsbedingte Kündigung zu erwarten hat. Dobrilla Kostic zeigt sich kämpferisch. „Das Klima ist gut, und schließlich sind wir ein Team“, sagt die 32-Jährige.

Ähnlich äußert sich auch eine Mitarbeiterin von der Max-Lang-Filiale gleich neben der U-Bahn-Haltestelle Metzstraße, die ihren Namen nicht nennen will. „Die Stimmung ist noch gut. Wir bekommen nach wie vor das gleiche Gehalt und auch sonst hat sich bislang nichts geändert“, sagt die Verkäuferin.