Zwei Badener erkunden Württemberg Foto: Knopf

Zwei badische Autoren zogen durchs Schwabenland – ohne Geld und mit vielen Vorurteilen. Und sie wurden überrascht. Denn so geizig und humorlos wie ihr Ruf scheinen die Schwaben gar nicht zu sein.

Zwei badische Autoren zogen durchs Schwabenland – ohne Geld und mit vielen Vorurteilen. Und sie wurden überrascht. Denn so geizig und humorlos wie ihr Ruf scheinen die Schwaben gar nicht zu sein.

Karlsruhe - Die badischen Autoren Matthias Kehle und Tino Bußalb wollten gängige Klischees überprüfen: Sind die Schwaben tatsächlich geizig? Ist die Kehrwoche die letzte „heilige Kuh“ in Württemberg? Das Fazit des Duos fällt geradezu überschwänglich aus: „Es war unglaublich. Die Leute haben uns auf Händen getragen. Was wir erlebten, hat alles Erträumte in den Schatten gestellt“, sagt Matthias Kehle, der sonst Wanderbücher schreibt.

Von Wangen im Allgäu ging es über Ulm und Stuttgart nach Tübingen, von dort nach Baiersbronn und dann wieder zurück nach Karlsruhe. So manchen badisch-schwäbischen Wettbewerb gab es bei der Tour: Im schwäbischen Allgäu testeten sie, welches Bier besser schmeckt – mit einem aus badischer Sicht leicht bitteren Ergebnis. „Ich muss leider gestehen: Das Härle-Bräu hat unser Rothaus-Tannenzäpfle knapp geschlagen“, meint Kehle schmunzelnd.

In Baiersbronn – der mit Michelin-Sternen hoch dekorierten Gemeinde – wurde ein kulinarischer Wettstreit initiiert. Ein badischer Koch kredenzte Zanderklößchen, sein schwäbischer Kollege ein Spargelgericht. Am Ende einigte man sich auf ein Remis.

Zudem gab es diverse Lock-Angebote, welche das Duo etwas vom „rechten Weg“ abbrachte. Ursprünglich wollte man ganz asketisch zu Fuß wandern. „Aber die Schwaben ließen uns nicht. Mercedes hat uns eine S-Klasse für einige Tage zur Verfügung gestellt. Da konnten wir nicht Nein sagen. Ganz ehrlich, wir sind auf dieser ewig langen Tour vielleicht 500 Meter gelaufen. Ansonsten wurden wir chauffiert oder bekamen Geld für Bus und Bahn zugesteckt. Es war sagenhaft“, resümiert Kehle. Und da man kulinarisch sehr verwöhnt wurde, habe man regelrecht zusehen können, wie „Tinos Bäuchle gewachsen ist“, fügt er hinzu.

Die Übernachtungsorte waren zum Teil exotisch. Man schlief im kleinsten Schloss Deutschlands, in Neufra, in einem Kloster oder in einem Römerkastell in Welzheim. Für lau, versteht sich. Nicht alles lief wie geplant. So wollten die Schriftsteller in der Stuttgarter Fußgängerzone Tickets für ein KSC-Heimspiel verschenken. Aber aufgrund der damals noch prekären Tabellensituation des VfB schien das den beiden zu heikel. „So viel Provokation musste nicht sein“, erklärt Kinderbuch-Autor Tino Bußalb, der mit einer Schwäbin verheiratet ist.

Eine Audienz bei Stuttgarts OB Fritz Kuhn kam ebenso wenig zustande wie eine bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Bis zum Vorzimmer drangen wir durch, dann war Ende.“ Immerhin: Die badische Flagge wehte kurze Zeit vor dem Stuttgarter Landtag.

Nur Positives, auch in eher skurrilen Situationen

Insgesamt habe man nur positive Erfahrungen gemacht – auch in eher skurrilen Situationen. So schliefen die beiden in der Auslage eines Bettengeschäfts im Landkreis Freudenstadt. Ein Ulmer Gastronom mit katalanischen Wurzeln („er sagte, er sei mit Salvador Dali verwandt“) habe sie für Gotteslohn in seinem Hotel schlafen lassen.

Literatur wollten die beiden Schreiber auch vermitteln. In Riedlingen am Rande der Schwäbischen Alb trugen sie Texte des urbadischen Autors Harald Hurst vor. In Marbach huldigte man im Deutschen Literaturarchiv Friedrich Schiller.

Aber hat es auch mal richtig gekracht? „Na ja, in Tübingen war es schon etwas wüst. Die Pensionsfrau hat uns regelrecht aus der Stadt gejagt und uns als Hochstapler bezeichnet“, erklärt der 47-jährige Kehle. Aber das sei die Ausnahme gewesen.

Zupass kam den beiden, dass der SWR gelegentlich über die Tour berichtete. So waren viele schon vorgewarnt. So mancher Bürgermeister auf dem Lande empfing das Duo mit offenen Armen.

Mittlerweile sind die beiden wieder in Karlsruhe, wo sie standesgemäß empfangen wurden. Die historische Bürgerwehr stand Spalier, die Landesvereinigung „Baden in Europa“ nahm sie in Empfang, der KSC-Stadionsprecher sorgte für die Moderation. Fazit der beiden: „Es war toll, wie großzügig unsere Gastgeber waren und wie sie jeden Spaß mitmachten. Ganz klar: Der Bindestrich bei Baden-Württemberg muss weg.“