Ausnahmetalent: Miranda Wilson Foto: Baumann

Miranda Wilson (14) bringt alle Voraussetzungen für eine Profikarriere im Badminton mit. Ihr Vater begleitet sie auf dem Weg dahin. Als Ausgleich zum Sport spielt sie Geige.

Miranda Wilson (14) bringt alle Voraussetzungen für eine Profikarriere im Badminton mit. Ihr Vater begleitet sie auf dem Weg dahin. Als Ausgleich zum Sport spielt sie Geige.

 

Stuttgart - Gunter Bialasik steht in einem Meer aus Badmintonbällen. Auf der anderen Seite des Netzes steht Miranda Wilson, seine Tochter, in der Hand ihren Schläger, zum Sprung bereit. Auf Kommando hechtet die 14-Jährige nach den Bällen, die ihr Vater ihr zuspielt – die vorgegebenen Schläge führt sie immer und immer wieder aus. Es ist 8.30 Uhr. Zu dieser Zeit trainieren die beiden immer in der Schulsporthalle des Schickhard- Gymnasiums im Süden von Stuttgart.

Pro Woche absolviert Miranda sechs Trainingseinheiten, eine davon im Kraftraum. „Miranda befindet sich in einer Übergangsphase“, sagt Bialasik, „in den Altersklassen der unter Elf- und 13-Jährigen lernt man die Grundlagen. Derzeit trainieren wir Sprung- und Schnellkraft, wir wollen die Athletik voranbringen.“ Deshalb die Übungen mit den Gewichten. Das Training zahlt sich aus. Im vergangenen Jahr feierte Miranda Wilson im Einzel, Doppel und Mixed gleich drei deutsche Meistertitel in ihrer Altersklasse.

Sie will Gas geben und international angreifen

Mit diesen Erfolgen im Rücken tritt die Sportlerin selbstbewusst auf. Sie will alle Titel verteidigen und außerdem „international angreifen und richtig Gas geben“. Mit ihrem Mixed-Partner Lukas Resch, der in der gleichen Altersklasse spielt und ebenfalls aktueller deutscher Meister ist, stehen die Chancen sehr gut. Nur im Doppel fehlt Miranda momentan eine Partnerin. „Aber bis zum nächsten Jahr finden wir jemanden“, sagt die Gymnasiastin.

Im Alter von acht Jahren hatte Miranda zum ersten Mal einen Badmintonschläger in der Hand. Der Grund ist denkbar einfach: „Ich habe damit angefangen, weil mein Papa auch gespielt hat“, erzählt sie.

„Wir wollten Miranda nicht dazu drängen“, sagt ihr Vater, „natürlich habe ich es vorgelebt, aber letztlich hat sie aus freien Stücken entschieden, dass sie auch Badminton spielen will.“ Mirandas erster Verein war der MTV Stuttgart. Am Kräherwald spielte sie ein Jahr – Mitglieder sind Gunter Bialasik und seine Tochter auch heute noch und trainieren dort einmal in der Woche.

Weil Wilson schnell Fortschritte machte, schaute sich ihr Vater nach einem neuen, leistungsorientierteren Club um. Die Wahl fiel auf die SG Schorndorf. Dort sind derzeit die besten Nachwuchsspielerinnen aus Baden-Württemberg zusammengezogen. „Dass Miranda mit ihrem Vater zusätzliche Einheiten schiebt, ist natürlich nicht ganz unwichtig für ihre Entwicklung“, sagt Stützpunkttrainer Benjamin Wahl.

In der Musik muss man nicht vergleichen

Wilson ist im Übrigen nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch und spielt, seit sie fünf Jahre alt ist, Geige. Für das junge Badminton-Ass ist das Musizieren ein guter Ausgleich zum Sport. „Musik ist kein Wettkampf, man vergleicht sich nicht ständig“, erklärt Miranda. „Was meine Tochter im Sport durchmacht, habe ich als Kind mit der Musik durchgemacht“, sagt Bialasik, der in seiner Jugend und später viel Zeit dafür investierte.

Weil Miranda ihre lieber für den Sport opfern wollte, wechselte sie vor eineinhalb Jahren ans Schickhardt-Gymnasium – eine Eliteschule des Sports. Womöglich war es nicht der letzte Schulwechsel: Das Internat in Mühlheim ruft. Dort befindet sich der Olympiastützpunkt der deutschen Badminton-Frauen. „Das soll sie selbst entscheiden, frühestens in zwei Jahren“, sagt ihr Vater. Dass sie das schaffen kann, glaubt ihr Trainer Benjamin Wahl: „Miranda hat alles, was es braucht, um Profi zu werden.“