Die Badische Weinstraße feiert ihren 70. Geburtstag. Foto: /Dominika Bulwicka-Walz

Landschaften und Charakterweine machen die Badische Weinstraße zu einer Schatzkammer. 2024 feiert sie 70 Geburtstag. Eine Tour durch Weinstuben und Weingüter in Südbaden.

Die Badische Weinstraße führt seit 1954 zu den schönsten Orten in Baden. Sie startet in Baden-Baden, schlängelt sich um den Kaiserstuhl und den Tuniberg, führt weiter durch das Markgräflerland fast bis nach Basel in der Schweiz. Die sonnenverwöhntesten Orte Deutschlands, herrliche Landschaften des Südens und leckere Charakterweine machen die Badische Weinstraße zu einer Schatzkammer, in der Weinliebhaber und Naturliebhaber gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. In diesem Jahr feiert sie ihren 70 Geburtstag. Grund genug, mit einem Gläschen badischen Weins auf den runden Geburtstag anzustoßen. Anreise nach Baden-Baden täglich mit dem Zug, www.bahn.de

 

Burgruinen an der Badischen Weinstraße

Zur Burgruine Schauenburg kann man auch vom Bistro Die Burg hinauf sehen. /Dominika Buwlicka-Walz

Burgruinen haben eine magische Anziehungskraft und beflügeln die Fantasie ihrer Besucher. Erst recht, wenn der Eingang ein feucht-finsterer Tunnel ist, mit steilen Treppenstufen. So sieht es aus, wenn man die stolze Burgruine Hochburg in Emmendingen betreten will. Sie ist die größte Burgruine am Oberrhein. Schon von Weitem sichtbar ragt sie empor. Ihre dicken Mauern, die vor Jahrhunderten Feinde abhalten sollten, wirken auch heute noch beeindruckend robust. Begonnen hatte man den Bau der Burg im elften Jahrhundert, später wurde sie in ein Schloss umgebaut. Heute sind nur noch romantische Überreste geblieben. Von oben hat man einen herrlichen Blick über den Schwarzwald, den Kaiserstuhl vor Augen, und auch die Vogesen sind bei Föhn ganz klar zu erkennen. www.hochburg-emmendingen.de

Sagenumwobene Badische Weinstraße

Fast ein Wunder, dass noch so viel von der Schauenburg übrig geblieben ist. Seit 1731 wird die Burg als Ruine bezeichnet und diente daraufhin zunächst als Steinbruch. Zum Glück sind noch Teile der Schildmauer, Brunnen und die Ruinen zweier Wohntürme erhalten geblieben. Heute gilt die Burg als das Wahrzeichen der Stadt Oberkirch, über der sie thront. Der Weg zur Burg führt auch am Bistro „Die Burg“ vorbei. Gäste können sich dort mit kleinen Snacks, deftigen Mahlzeiten oder süßen Speisen stärken und bevor es weitergeht, entspannen – wahlweise im Liegestuhl oder am Tisch, entweder mit Blick auf das Tal oder hinauf zur Burg. www.burg-oberkirch.de

Wo kleine Geister Geschichten erzählen

Kleine Geister erzählen Sagen und Märchen. /Dominika Bulwicka-Walz

Ein Spaziergang durch die Weinberge kann auch für Kinder unterhaltsam sein – zumal, wenn dabei kleine Geister Geschichten erzählen. Insgesamt gibt es 32 Ortenauer Sagenrundwege. Auf dem Sagenrundweg in Oberkirch (Streckenabschnitt acht) erzählen kleine Gespenster am Wegrand zahlreiche Sagen und Mythen, wie beispielsweise die von der weißen Frau, die alle 50 Jahre am Feenbächle erscheinen soll. Dabei geht es bei dem Spaziergang stetig bergauf.

Wer es eher ohne signifikante Aufstiege bevorzugt, spaziert auf dem Lotharpfad. Der 900 Meter lange Pfad liegt im Nationalpark Schwarzwald in der Nähe des Schilfkopfs, wo im Hochmoor Rinder und Schafe weiden. Der Pfad selbst erinnert an den verheerenden Jahrhundertorkan im Jahr 1999. Gleichzeitig verdeutlicht er, wie sich die Natur nach einem Sturm ohne menschliches Eingreifen entwickelt.

Rustikal im Schwarzwaldstil

Übernachten an der Weinstraße geht entweder klassisch-modern oder ungewöhnlich. Wer hoch hinaus will, übernachtet im Waldhisli, umgeben von Wald, Obstbäumen und Weinreben. Familie Huber betreibt auf ihrem 300 Jahre alten Hof in Oberkirch-Bottenau ein Baumhaushotel. Auf dicken Baumstämmen stehen die urigen Häuschen, von denen die Gäste die Natur vom Balkon genießen können. www.waldhisli.de

Im Weinhotel Pflugwirts in Oberkirch-Haslach hat Familie Hund die Tradition und Seele des Schwarzwalds modern interpretiert. Dabei ist ein sehr persönliches Haus mit individuell eingerichteten Zimmern entstanden. Das helle Holz der Tische und Stühle ist kunstvoll gedrechselt und verleiht den Räumen eine warme und freundliche Atmosphäre. www.pflugwirts.de

Badischen Weinstraße bietet Verkostung mit Musik

Gemütliche Stube auf dem Weinut von Sandra Börsig. /Dominika Bulwicka-Walz

Weinverkostungen sind auf der Badischen Weinstraße ein Muss. Bei einer Weinwanderung erzählt Weingutsbesitzer Florian Dreher allerlei interessante Fakten rund um Trauben und Rebstöcke, während er seine Gruppe an Weinbergen, an Streuobstwiesen mit Bäumen, die alte Sorten tragen, und an tiefenentspannten Kühen vorbeiführt. Die verdiente Pause nach dem Spaziergang findet in Form einer Weinprobe dann in einer gemütlichen Holzhütte statt, der Rebberghütte, unterhalb der Hochburg. Der Winzer serviert seine Weine, unter anderem produziert er Müller-Thurgau, Rivaner, Spätburgunder oder Grauen Burgunder – vor einer zauberhaften Naturkulisse; www.dreherwein.de.

Weinstuben-Idyll in Südbaden

In der Weinstube Renner mitten in der mittelalterlichen Altstadt Oberkirch sitzt man beim Essen gemütlich an urigen Tischen mit rot-weiß-karierten Stoffdecken. An den Wänden in der guten Stube hängen Schwarz-weiß-Porträts von Winzern, mit denen der Wirt Julius Renner im Laufe der Jahre gearbeitet hatte. Doch auch Julius Renner bewirtschaftet selbst einen Weinberg. Eine ganze Weinserie hat er dem deutschen Barockdichter Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676) gewidmet, da dieser viele Jahre in Oberkirch gelebt hatte. Der Wirt selbst weiß so einige Anekdoten unterhaltsam zu erzählen. www.juliusrenner.de

Rockiger geht es bei Sandra Börsig zu. Die Winzerin hatte im Alter von 19 Jahren den Familienbetrieb in Oberkirch übernommen und seitdem kontinuierlich ausgebaut, verändert, ihm einen eigenen Charakter gegeben. So kann man bei Sandra Börsig nicht nur Wein verkosten und vespern, man kann das Ganze auch bei einem Rockkonzert tun. Die Holzstube hat sie nach und nach aufgepeppt, dekoriert und in eine moderne Weinstube verwandelt – mithilfe der Dorfbewohner und Nachbarn. Die haben ihr nämlich zu diesem Zweck zahlreiche Kellerfundstücke überlassen. In dieser unverwechselbaren Atmosphäre spielen regelmäßig Bands. Bei gutem Wetter verlegt die Winzerin die Bühne in den Weinberg, die Gäste bleiben im verwunschenen Garten. www.weingutboersig.de