Im Plüderhäuser Badesee haben sich Blaualgen ausgebreitet. Foto: Gottfried Stoppel

Wer sich ins Wasser wagt, riskiert gesundheitliche Beschwerden: Der Plüderhäuser See bleibt wegen eines Befalls mit Blaualgen bis auf weiteres gesperrt. Auch Fäkalkeime wurden in den Proben gefunden.

Plüderhausen - Nachdem der Plüderhäuser See in der vergangenen Woche wegen eines Befalls mit Cyanobakterien – auch Blaualgen genannt – gesperrt worden war, liegen inzwischen die Ergebnisse der Wasserproben vor: Demnach ist der Höchstwert für Microcystine, das sind von den Bakterien gebildete Gifte, an mehreren Stellen überschritten worden – insbesondere im Nichtschwimmerbereich. Außerdem seien in der Probe vom 10. August Fäkalkeime in Konzentrationen über dem Grenzwert gefunden worden, teilt eine Sprecherin des Landsratsamtes mit.

Menschen baden trotzdem

Letzteres spricht laut Jens Fleischer, dem Leiter des Labors Wasserhygiene im Landesgesundheitsamt, für eine fäkale Verunreinigung des Sees – durch Badende, Wasservögel oder abgeschwemmte Gülle. Das Badeverbot für den Plüderhäuser See werde aus diesen Gründen nun bis mindestens über das Wochenende verlängert, zudem würden weitere Proben entnommen, erklärt das Landratsamt.

Obwohl die Gemeinde bereits ein Badeverbot ausgesprochen hatte, waren insbesondere am Wochenende Menschen an den See gekommen. „Es waren schon viele Leute da, die meisten aber nur zum Sonnenbaden“, sagt der Bürgermeister Andreas Schaffer. Ins Wasser gegangen seien nicht so viele. Er habe mit einem der Schwimmer gesprochen, der das „völlig entspannt“ sehe. „Der Aufwand wäre sehr groß, wenn wir jeden davon abhalten würden, in den See zu gehen“, sagt Schaffer. Letztlich müsse das jeder selber wissen.

Durchfall, Erbrechen, Hautreizungen

Wer ein Bad im mit Blaualgen belasteten See nimmt, riskiert jedoch gesundheitliche Beschwerden. „Einige der Cyanobakterien bilden Toxine, sehr wirksame Gifte, die zum Teil auch schon in niedriger Dosis wirken können“, erklärt Jens Fleischer. Je nachdem, wie ein Mensch auf die Gifte reagiere, könne er Haut- oder Schleimhautreizungen entwickeln. Werde das Wasser geschluckt, führe das unter Umständen zu Fieber, Erbrechen oder Durchfall. Insbesondere Kleinkinder seien gefährdet. Im schlimmsten Fall – bei entsprechend hohen Dosen – könne es sogar zu Leber- oder Nierenversagen kommen. „In Berlin sind auch schon Hunde verendet, weil sie mit Blaualgen belastetes Wasser getrunken haben“, sagt Fleischer.

Der Grund für eine Blaualgenblüte sei häufig ein Ungleichgewicht von Nährstoffen im Gewässer, erklärt der Experte: „Etwa dann, wenn zu viele Phosphorverbindungen und Stickstoff im See sind, zum Beispiel, weil in der Umgebung gedüngt wird.“ Das könnte im Falle des Plüderhäuser Sees erklären, warum die Algenblüte nach starken Regenfällen besonders extrem wurde: Möglicherweise gelangten die Stoffe dadurch verstärkt in den See. „Die hohen Temperaturen, die derzeit herrschen, begünstigen das Wachstum ebenfalls“, so Fleischer. In manchen Seen träten Cyanobakterien immer wieder auf, in anderen handele es sich um ein einmaliges Phänomen. In Plüderhausen musste der Badesee deswegen schon im vergangenen Jahr gesperrt werden. „Wir werden jetzt Ursachenforschung betreiben“, kündigt der Bürgermeister an.

Blaualgen in acht Badegewässern

In dieser Badesaison lägen bisher für acht der 316 offiziellen Badestellen in Baden-Württemberg positive Befunde zum Vorkommen von Cyanobakterien vor, teilt das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Dabei sei nur im Rems-Murr-Kreis der Höchstwert für Microcystine überschritten worden. In Plüderhausen will man nun abwarten, bis sich die Algenblüte gelegt hat. „Blaualgen verschwinden in der Regel oft genauso schnell wieder, wie sie auftauchen“, sagt Fleischer.