Die Polizei hält den Supermarkt-Erpresser für sehr gefährlich. Foto: dpa

Bis zu 200 Ermittler suchen den Erpresser mit der Mütze, der am Bodensee Lebensmittel vergiftet und in Regale gestellt hat. Einige Fragen und Antworten zu dem Supermarkterpresser.

Friedrichshafen - Er fordert Millionen von Handelskonzernen und verunsichert unzählige Verbraucher bundesweit: In die Suche nach dem Erpresser vom Bodensee sind laut Polizei inzwischen bis zu 200 Ermittler eingebunden. Weitere vergiftete Lebensmittel wurden zum Glück zunächst nicht gefunden. Einige Fragen und Antworten:

Was wissen wir über den Täter?

Wenig. Die Polizei hat Bilder einer Überwachungskamera aus einem der betroffenen Märkte in Friedrichshafen veröffentlicht. Zu sehen ist ein älterer Mann mit Brille, in Lederjacke und mit weißer Stoffmütze. Mehr weiß die Polizei nicht oder will es nicht sagen. Bislang wisse man nicht mal, ob es sich um einen oder mehrere Täter handele.

Wer tut sowas?

Nach Einschätzung einer Psychologin handelt es sich beim Täter um einen Psychopathen oder um einen Narzissten. Entweder sei es ein skrupelloser, eiskalter Verbrecher ohne Empathie oder Mitgefühl, sagt Professorin Isabella Heuser-Collier von der Berliner Charité. „Oder er genießt es einfach, im Mittelpunkt zu stehen und die ganze Republik in Aufregung zu versetzen.“ Dann sei von krankhaftem Narzissmus auszugehen. Dass tatsächlich eine giftige Substanz gefunden wurde, spreche eher für die erste Variante.

Wo wurde bisher was gefunden?

Laut Polizei wurden fünf vergiftete Produkte in Gläschen in fünf verschiedenen Einkaufsmärkten in Friedrichshafen gefunden. Der Täter hatte sie selbst beschrieben, um seine Forderungen zu untermauern. Die Polizei fand sie Mitte September genau dort.

Warum wurde die Öffentlichkeit erst zwei Wochen später informiert?

Da alle fünf vom Täter beschriebenen Gläschen rasch sichergestellt wurden, habe es zunächst keine Gefahr für die Öffentlichkeit gegeben, sagt ein Polizeisprecher. In den kommenden Tagen aber müsse man befürchten, dass weitere vergiftete Produkte auftauchten. Jetzt sei eine Gefährdung der Öffentlichkeit nicht mehr auszuschließen.

Wie können Verbraucher sich vor vergifteten Lebensmitteln schützen?

Gläser haben einen Schraubverschluss, in denen vor dem ersten Öffnen ein Unterdruck herrscht. „Wenn man das Glas öffnet, knackt es ganz deutlich. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Verpackung intakt ist“, sagt Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bleibe das Knacken aus, solle man das Produkt nicht verzehren, sondern im Geschäft oder bei der Polizei melden.

Wie erkennt man Manipulation bei anderen Verpackungen?

Um ein Produkt zu vergiften, muss jemand es öffnen. Bei verpackten Lebensmitteln sollte daher auf den Zustand der Verpackung geachtet werden. Ist die Originalverpackung unversehrt, ist man sicher.

Kann der Verbraucher das verwendete Gift erkennen?

Der Erpresser von Friedrichshafen nutzte die sirupartige Flüssigkeit Ethylenglycol zum Vergiften von Lebensmitteln. Da sie farb- und geruchlos ist, lässt sie sich beim Verzehr nicht erkennen.

Der Erpresser brachte die Gläser mit vergifteter Babynahrung in Umlauf. Sollte man Babynahrung zurzeit meiden?

Die Verbraucherzentrale spricht keine generelle Warnung vor dem Kauf von Babynahrung aus. „Man sollte einfach achtsam sein“, sagt Manthey. „Natürlich spricht aber nichts dagegen, den Babybrei auch mal selbst zu kochen. Das ist ja nicht so schwierig.“

Wie bemerkt man eine Vergiftung durch Ethylenglycol?

Die Vergiftungserscheinungen reichen von Übelkeit über Erbrechen bis hin zu Benommenheit und Verwirrung. „Wenn man das bei sich selbst beobachtet oder ein Kind sich anders verhält als sonst, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen“, rät die Verbraucherzentrale.