Der freie Eintritt muss auch gut beworben werden – wie im Württembergischen Landesmuseum, das im Alten Schloss in Stuttgart untergebracht ist. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Kostenlose Ausstellungen ziehen nicht zwangsläufig ein breiteres Publikum an. Deshalb ist der freie Eintritt für Baden-Württembergs Museen vom Tisch. Stattdessen will das Land jetzt neue Vermittlungsangebote fördern.

Stuttgart - Der freie Eintritt in die staatlichen Museen in Baden-Württemberg ist vom Tisch. Eine vom Land in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass der kostenlose Museumsbesuch nicht automatisch neue Besuchergruppen anziehe. Da die Anforderungen an die einzelnen Häuser extrem unterschiedlich seien, „kommt man in dieser Grundsatzfrage nicht mit Verallgemeinerungen weiter“, sagte die Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski bei der Präsentation der Studienergebnisse. Ob ein Museum besucht werde, hänge von vielerlei Faktoren ab und sei sehr diffizil, sagte Olschowski weiter, deshalb werde es in Baden-Württemberg „einen freien Eintritt ins Museum für alle nicht geben“.

In den vergangenen Jahren ist im Land immer wieder darüber diskutiert worden, ob der freie Eintritt mehr jüngere Leute und auch Menschen aus bildungsfernen Kontexten in die Sammlungen der Museen locken könnte. „Es gibt viele gefühlte Debattenbeiträge“, meinte Olschowski, die „erst mal Zahlen sprechen lassen“ wollte. Deshalb habe das Land die „Evaluation des freien Eintritts in Dauerausstellungen“ in Auftrag geben. Es sei die bisher umfangreichste Studie hierzu in Deutschland, sagte Olschowski. Die Karlsruher Agentur Kulturevaluation hat exemplarisch fünf Landesmuseen untersucht, die zeitweise freien Eintritt angeboten haben, etwa die Staatsgalerie Stuttgart während ihres Jubiläums oder das ZKM Karlsruhe bei seiner Ausstellung „Open Codes“. Insgesamt wurden 3500 Besucherinnen und Besucher schriftlich befragt.

Mehr als die Hälfte der Befragten hätten auch Eintritt bezahlt

Auch bei freiem Eintritt verändere sich die Besucherstruktur nicht grundlegend, sagte die Studienleiterin Nora Wegner, auch wenn die finanzielle Belastung für Jüngere durchaus relevant sei. Trotzdem sei die wichtigste Voraussetzung für den Museumsbesuch „ein Grundinteresse“, so Wegner. 33 Prozent der Besucher der untersuchten Häuser kamen dezidiert wegen des freien Eintritts, 38 Prozent wussten überhaupt nichts von dem Angebot, und für 39 Prozent spielte es keine Rolle. Weniger als fünf Prozent wären auf keinen Fall gekommen, hätten sie Eintritt zahlen müssen. Mehr als die Hälfte der Befragten hätten das Museum auf jeden Fall besucht – auch wenn es gekostet hätte.

„Der freie Eintritt ist nicht einzig entscheidend“, so das Fazit von Nora Wegner, auch die Angebote, die Erreichbarkeit, die Öffnungszeiten und der Standort eines Hauses spielten eine Rolle. Dass sich im Landesmuseum Württemberg die Besuchszahlen verdoppelt haben, nachdem die Schausammlungen kostenlos wurden, liege auch an der zentralen Lage im Alten Schloss. In anderen Häuser habe der freie Eintritt nicht mehr Publikum angezogen, weshalb er beispielsweise in Magdeburg wieder abgeschafft worden sei.

Kulturstaatssekretärin will einen Fonds einrichten für bessere Vermittlungsangebote

Petra Olschowski will die 240 Seiten starke Studie als Auftrag nehmen, neue Modelle zu entwickeln. Gerade weil sich aus der Evaluation keine eindeutige Handlungsanleitung ableiten lasse, habe man „sehr viel mehr erfahren“. Sie will sich für einen Fonds mit Landesmitteln stark machen, damit die verschiedenen Häuser die für sie passenden Modelle entwickeln können, um ein breiteres Publikum anzuziehen. Im Einzelfall könne das durchaus freier Eintritt sein, wichtiger seien aber Vermittlungsangebote.