Scientology rührt in Baden-Württemberg kräftig die Werbetrommel. Foto: dpa

Scientology taucht wieder verstärkt mit Infoständen in den Fußgängerzonen auf. Dies fällt dem Verfassungsschutz auf. Er warnt vor den zunehmenden Aktivitäten der Organisation.  

Scientology taucht wieder verstärkt mit Infoständen in den Fußgängerzonen auf. Dies fällt dem Verfassungsschutz auf. Er warnt vor den zunehmenden Aktivitäten der Organisation.

Stuttgart - Die umstrittene Scientology-Organisation geht in Baden-Württemberg wieder verstärkt auf Werbetour. „Bei den Aktivitäten ist ein Aufwärtstrend zu beobachten“, sagte Rainhard Hoffmann vom Landesamt für Verfassungsschutz der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. „Sie betreiben verstärkt Straßenwerbung. Sie waren in den letzten Jahren nicht so präsent.“

In diesem Jahr wurden bislang landesweit mehr als 130 Straßenaktionen gezählt, viele davon im Großraum Stuttgart, berichtete der Verfassungsschützer. „Sie ziehen auch von Haustür zu Haustür.“ Scientology bezeichnet sich selbst als Kirche. Von ihren Kritikern wird die Organisation aber als Sekte angesehen. Seit 1997 wird Scientology von den Behörden im Südwesten überwacht. Vor kurzem wurde bekannt, dass der Bundesverfassungsschutz im Rahmen seiner laufenden Reform auch die Beobachtung der Organisation überprüft.

Zur Situation im Südwesten sagte Hoffmann: „Es gibt keine konkreten Überlegungen zur Einstellung der Beobachtung. An der verfassungsfeindlichen Einstellung von Scientology hat sich nichts geändert.“ Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass Scientology wesentliche Grund- und Menschenrechte außer Kraft setzen will.

„Es handelt sich um eine gefährliche Organisation, die die Dominanz über die Gesellschaft erreichen will“, sagte Hoffmann. Er sehe keinen Kurswechsel in der Ideologie. Die Organisation forsche weiterhin Gegner aus und schrecke auch nicht davor zurück, sie zu verunglimpfen, wenn sie ihr aus Sicht der Scientologen Schaden zufügten.

Ziel sei immer noch, eine neue Zentrale in Baden-Württemberg zu etablieren. Für das Vorhaben wurden nach Hoffmanns Angaben acht Millionen Euro veranschlagt. Das Projekt ziehe sich seit Jahren hin. Es habe gestockt, weil viele Scientologen finanziell ausgeblutet seien. „Vielleicht schaffen sie es, das Projekt in den nächsten zwölf Monaten erfolgreich zu bewerkstelligen.“

Baden-Württemberg sei einer der bundesweiten Schwerpunkte von Scientology. Im Südwesten gebe es 900 Mitglieder. „Die Zahlen sind nach einem schleichenden Rückgang in den letzten zwei Jahren stabil geblieben.“ Bundesweit gebe es etwa 4000 bis 5000 Anhänger. Schwerpunkt im Land ist den Angaben zufolge der Großraum Stuttgart. Es gebe aber auch Missionen in Karlsruhe, Göppingen, Ulm und Kirchheim/Teck.