Martin Hettich, Chef der Sparda-Bank Baden-Württemberg: Zeit für eine regulatorische Pause Foto: Sparda-Bank/Frank Eppler

Erstmals seit drei Jahrzehnten will die Sparda-Bank Baden-Württemberg ihre Dividende absenken. Was dahinter steckt, erläutert Sparda-Bank-Chef Martin Hettich in Stuttgart.

Stuttgart - Die anhaltende Niedrigzinsphase und die Flut an regulatorischen Anforderungen drücken immer stärker auf das Ergebnis von Banken. Auch die Sparda-Bank Baden-Württemberg verzeichnet für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Gewinneinbruch. „Die Kosten der Regulatorik schlagen immer deutlicher zu Buche und können bei weitem nicht aus der Portokasse bezahlt werden“, sagte Martin Hettich, Chef der Sparda-Bank Baden-Württemberg, bei der Vorstellung der vorläufigen Zahlen in Stuttgart.

Für das eigene Haus hat die größte Genossenschaftsbank in Baden-Württemberg eine Kostenbelastung von 3,5 Millionen Euro für 2015 ermittelt. In diesem Jahr dürften die regulatorischen Anforderungen die Bank mit 5 Millionen Euro belasten. „Es ist höchste Zeit eine regulatorische Pause einzulegen, um die Wirkung der in Kraft getretenen Regelungen zu bewerten“, fordert Hettich. Seit 2008 habe sich die Finanzbranche auf über 500 Anforderungen, Änderungen und Neuerungen einstellen müssen.

Dennoch will die größte Genossenschaftsbank im Südwesten an ihrer Geschäftspolitik festhalten und weiterhin das kostenlose Girokonto anbieten. Die Bank hat allerdings die Kartenpreise „leicht erhöht“ und die Modelle – wann die Rückerstattung der Jahresgebühr bei der Bankcard und der Mastercard erreicht wird – verändert. Der Vorstand wird zudem der Vertreterversammlung – dem Aufsichtsgremium der Genossenschaftsbank – erstmals seit 30 Jahren eine Kürzung der Bar-Dividende von 5,6 auf 3,5 Prozent vorschlagen. Durch die praktische Zinslosigkeit anderer Anlagen sei die Reduzierung vertretbar, argumentierte Hettich. Durch die geringere Ausschüttung von dann 3,6 Millionen Euro „wird die Eigenkapitalbildung erhöht und damit die Zukunftsfähigkeit unserer Bank unterstützt“.

Bekenntnis zu den Filialen

Die andere Umwälzung in der Finanzbranche kommt durch die Digitalisierung. Hier sieht sich die Sparda-Bank gut aufgestellt. Beim neuen Online-Bezahlverfahren der Branche, Paydirekt, ist die Genossenschaftsbank vorne mit dabei. Pro Tag würden sich 50 neue Kunden für dieses Bezahlverfahren anmelden. Tendenz steigend. Insgesamt zählt die Sparda-Bank bisher 2811 Nutzer von Paydirekt.

Ein großes Thema ist auch bei der Sparda-Bank der Trend, dass Kunden ihre Bankgeschäfte online abwickeln. Im Gegensatz zu anderen Instituten will die Sparda-Bank deswegen keine Filialen schließen. „Wir bekennen uns klar zu unseren 39 Filialen und 49 SB-Banken“, sagte Hettich. Eine Veränderung sei nicht beabsichtigt.

Nach wie vor sieht sich die Sparda-Bank als größter Baufinanzierer für den privaten Wohnungsbau im Südwesten. Dass das Volumen der Kundenkredite stabil geblieben ist, liege vor allem an den hohen Regel- und Sondertilgungen aus dem Altbestand. Angesichts der geringen Einlagenzinsen würden Kreditnehmer eher Darlehen zurückzahlen als Geld anzulegen.