Ein Polizist steht mit der Hand an der Pistole in Wiesbaden bei einer Vorführung des Notinterventionsteams (NIT) neben seinem Streifenwagen. Foto: Boris Roessler/dpa

Baden-Württembergs Polizisten haben 2018 insgesamt 1154-mal zur Waffe gegriffen – fast immer, um Tiere zu erschießen. Menschen wurden nicht getötet, nur zwei Personen wurden durch Warnschüsse oder in Notwehr verletzt.

Stuttgart - In Baden-Württemberg haben Polizisten 2018 in insgesamt 1154 Fällen von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg hervor, die unserer Zeitung vorliegen.

Baden-Württemberg: 2018 keine Toten durch Schüsse von Polizisten

14-mal schossen Beamte im Südwesten auf Menschen (vier Warnschüsse, vier Fälle von Notwehr sowie sechs Fälle von Fluchtvereitelung). Dabei wurde keine Person getötet, zwei Menschen wurden verletzt. In 1139 Fällen wurde die Schusswaffe zum Töten von Tieren eingesetzt.

Zum Vergleich: 2017 schoss die Polizei in Baden-Württemberg 1258-mal, davon 23-mal gegen Personen (zehn Warnschüsse, neun Fälle von Notwehr, vier Fälle von Fluchtvereitelung). Zwei Menschen wurden getötet und fünf verletzt. In 1233 Fällen wurde die Schusswaffe zum Töten von Tieren eingesetzt.

Nach Angaben des Innenministeriums in Stuttgart ist die Polizei mit dem Pistolenmodell P 2000 V2 der Firma Heckler & Koch (rund 25 000 Waffen) ausgestattet. Für besondere Einsätze verfügt die Polizei über Maschinenpistolen und Gewehre.

Deutschland: elf Tote durch Polizeikugeln

In ganz Deutschland erschossen Polizisten im vergangenen Jahr insgesamt elf Menschen. Weitere 34 Personen wurden verletzt, wie aus Zahlen der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster hervorgeht. Der Statistik zufolge schossen Polizisten im Jahr 2018 seltener auf Menschen als im Jahr davor – nämlich 56 Mal und somit rechnerisch alle sechseinhalb Tage.

Für das Jahr 2017 hatte die Hochschule noch 75 Fälle von „Schusswaffengebrauch gegen Personen“ gezählt, wobei 14 Menschen getötet und 39 verletzt wurden.

Trotz steigender Gewalt gegen Polizisten nicht mehr Schüsse

Die Polizeigewerkschaften GdP und DPolG weisen darauf hin, trotz zunehmender Gewalt gegen Polizisten griffen diese nicht häufiger zur Dienstwaffe. „Die seit Jahren feststellbare steigende Gewalt gegen Einsatzkräfte hat nicht zu einer Steigerung des Einsatzes der Schusswaffe geführt“, erklärt der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt.

Die Gewerkschaften betonen zudem immer wieder, dass sich die Zahlen im Verhältnis zu den rund 260 000 Polizeivollzugsbeamten in Deutschland auf niedrigem Niveau bewegen. Von schießwütigen Polizisten könne in Deutschland keine Rede sein. Der Einsatz der Schusswaffe erfolge als letztes Mittel.

Wenn sich Polizisten gezwungen sehen, zur Waffen zu greifen, dann schießen sie meistens übrigens nicht auf Menschen, sondern um gefährliche, kranke oder verletzte Tiere zu töten. Für 2018 weist die Statistik 13 711 solcher Fälle auf. Im Jahr 2017 waren es 13 400.