Orkan „Sabine“ erreicht den Südwesten. Die Stuttgarter Feuerwehr räumt einen umgestürzten Baum in Stuttgart beiseite. Foto: SDMG/SDMG / Kohls

Das befürchtete Orkantief „Sabine“ zieht in diesen Stunden über Baden-Württemberg hinweg. Der Bahnverkehr liegt lahm, am Flughafen bleiben viele Maschinen am Boden.

Stuttgart - Das befürchtete Orkantief „Sabine“ fegt seit den frühen Morgenstunden über Baden-Württemberg hinweg und bremst zahlreiche Pendler und Reisende aus: Mit teilweise orkanartiger Kraft zogen die Böen vor allem über Teile des Schwarzwaldes. „Baden-Württemberg wird vom Sturmfeld eines Orkantiefs erfasst“, warnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Morgen.

Die Züge im Regional- und Fernverkehr stehen landesweit weitgehend still, am Flughafen blieben einige Maschinen am Boden und vor allem in Südbaden wurde empfohlen, Kinder nicht in die Schule zu schicken. Abgesehen von umgestürzten Bäumen waren größere Schäden zunächst aber nicht bekannt. Auch verletzt wurde bislang niemand, wie ein Rundruf bei den größeren Polizeistationen ergab.

Nach den stürmischen Böen vor allem an der Küste und in Nordrhein-Westfalen wird „Sabine“ laut den Prognosen des DWD bis in den Vormittag hinein weite Teile des Südwestens in Atem halten. Der Höhepunkt des Sturms wurde bis gegen 6.00 Uhr erwartet, gegen 7.00 Uhr sollte „Sabine“ auch den Großraum Stuttgart erreichen. Im Laufe des Montagvormittags ziehe das Tief über den Südosten des Landes, teilten die Meteorologen mit.

Bis zum Nachmittag seien schwere Sturmböen mit Geschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer möglich, teilte die DWD-Wetterberatung in Stuttgart mit. Die Meteorologen erwarten orkanartige Böen oder Orkanböen bis 120 Stundenkilometer, an einigen Orten auch mehr, im höheren Bergland seien bis zu 160 Stundenkilometer möglich. Auch die Nacht zum Dienstag soll unruhig werden.

Während der DWD für große Teile Deutschlands die zweithöchste Unwetterstufe herausgegeben hat, gilt im Schwarzwald in einigen Regionen sogar die höchste der insgesamt vier Warnstufen. Am Feldberg stehen deshalb die Lifte still. „Am Montag werden aufgrund des Sturmtiefs alle Lifte geschlossen bleiben“, twitterte der Liftverbund Feldberg. „Wir bitten die Warnungen und Empfehlungen des Deutschen Wetterdienstes zu beachten.“ Bislang ist nach Angaben der Betreiber nicht absehbar, wann der Skibetrieb wieder starten kann.

Eltern können Kinder vom Unterricht befreien

„Sabine“ wirbelt zum Wochenbeginn auch den Start zahlreicher Pendlergewaltig durcheinander. Vor allem Bahnfahrer müssen sich am Montagmorgen auf starke Einschränkungen einstellen. Die privaten Betreiber Go-Ahead und Abellio fahren ihre ersten Züge frühestens ab 8 Uhr an und entscheiden dann je nach Wetterlage, wie beide Unternehmen in der Nacht zum Montag ankündigten. „Abellio empfiehlt seinen Fahrgästen (sofern möglich) am morgigen Montag auf Reisen zu verzichten“, teilte das Stuttgarter Unternehmen mit.

Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG) mit Sitz im Schwarzwald stellte ihren Zugverkehr in Baden ebenfalls „bis auf Weiteres“ ein. Der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) lässt Busse und Straßenbahnen in den Depots.

Go Ahead kündigte an, Strecken würden von DB Netz erst nach Erkundungsfahrten und eventuellen Reparaturarbeiten wieder freigegeben. „Es ist leider schon jetzt absehbar, dass die Störungen den ganzen Tag über andauern werden“, teilte der Betreiber mit. Wegen des Wetters und der flächendeckenden Auswirkungen sei es nicht möglich, einen Ersatzverkehr mit Bussen zu realisieren. Der Fernverkehr der Bahn bleibt bis mindestens 10 Uhr eingestellt.

Angesichts möglicher Gefahren auf dem Schulweg können Eltern am Montag zudem ihre Kinder vom Unterricht befreien lassen, wie das das Kultusministerium in Stuttgart mitteilte. Sie könnten selbst „entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist“. Die Schule solle aber informiert werden.

Flughafen streicht viele Flüge

In einigen Regionen in Baden-Württemberg wird Kindern sogar empfohlen, am Montag wegen des erwarteten Sturms zu Hause zu bleiben. Das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis erklärte, ein regulärer Transport mit dem öffentlichen Nahverkehr könne wegen des Unwetters und der Gefährdung nicht sichergestellt werden. Dies gelte neben Schulen auch für die Kindertageseinrichtungen.

Der Flughafen in Stuttgart hat bereits vorgesorgt und am Sonntag Flüge gestrichen. Nach Angaben eines Sprechers handelte es sich vor allem um Maschinen, die aus dem Norden und Nordwesten Deutschlands und Europas kommen oder dorthin fliegen sollten. Reisende sollten sich über mögliche Ausfälle und Verspätungen von Flügen informieren. Wenn die Maschinen nicht in Stuttgart ankämen, fehlten sie für die geplanten Weiterflüge, erklärte der Sprecher.

„Sabine“ ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie „Kyrill“ (2007) oder „Lothar“ (1999) werde „Sabine“ nicht.

Vor allem „Lothar“, der sogenannte Weihnachtsorkan, hat über Jahre Spuren in Baden-Württemberg hinterlassen: Am 26. Dezember 1999 war er mit teils mehr als 200 Stundenkilometern von Frankreich kommend über Südwestdeutschland hinweggefegt. In der Rheinebene und im Schwarzwald hatte er immense Schäden angerichtet.