In Farmington im US-Bundesstaat Connecticut beschäftigt der Ventilatorenhersteller Ebm-Papst 300 Mitarbeiter. Das Unternehmen sieht die USA als wichtigen Wachstumsmarkt an Foto: Ebm-Papst

Der BDI fürchtet massive Einbußen für die deutschen Firmen. Die Wirtschaft in Baden-Württemberg gerät allerdings noch nicht in Panik. Und so manches Unternehmen exportiert von den USA aus in andere Länder.

Stuttgart - Aus Frankfurt und Berlin kommen die harscheren Töne zu den Gefahren einer Einschränkung des freien Handels durch US-Präsident Donald Trump. „Massive Einbußen für die deutsche Wirtschaft“ befürchtet etwa Dieter Kempf, der Präsident des Bundesverbandes der Industrie (BDI). Die Wirtschaft im Südwesten dagegen gibt sich eher noch gelassen: „In unserem Handelsausschuss ist noch keine Panik ausgebrochen“, sagt eine Sprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart.

In der Frankfurter Zentrale des Maschinenbauverbandes VDMA dagegen sieht man das isolationistische Treiben von Trump durchaus als reale Gefahr: „Trump spielt mit dem Feuer“, kritisiert Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Die Vereinigten Staaten, die seiner Einschätzung nach auch 2017 das wichtigste Exportland für die deutschen Maschinenbauer bleiben werden, schadeten sich durch eine Abschottungspolitik auch selbst, meint Brodtmann. So seien sie etwa auf Maschinen aus Deutschland angewiesen, wollten sie wettbewerbsfähig bleiben. Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA in Baden-Württemberg, weist zudem darauf hin, auch US-Unternehmen seien „in weltweite Wertschöpfungsketten eingebunden“, profitierten also von offenen Märkten.

„Die Unternehmen fahren auf Sicht“, heißt es bei der IHK Region Stuttgart. Dies deshalb, weil man noch nicht wisse, was genau auf sie zukomme. Vielleicht weiß Stefan Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ventilatorenherstellers Ebm-Papst bald schon ein bisschen mehr: Im Augenblick nämlich schaut Brandl sich auf einer Klimatechnikmesse in Las Vergas um. Die USA sind für das Unternehmen aus dem hohenlohischen Mulfingen „ein wichtiger Wachstumsmarkt“, wie ein Sprecher sagt. Etwa 300 Mitarbeiter stellen im Werk Farmington im Bundesstaat Connecticut Ventilatoren für den US-Markt her.

Stihl exportiert von den USA aus in 120 Länder

Der Waiblinger Motorgerätehersteller Stihl dagegen exportiert von seinem US-amerikanischen Werk aus in 120 Länder. Die Schwaben also könnte sich Trump durchaus als Beispiel nehmen, wollte er wissen, wie stark auch Arbeitsplätze in den USA vom freien Handel abhängen. „Wir schauen, was der US-Präsident macht und ob es dauerhaft ist“, sagt ein Sprecher von Stihl. Manches nämlich kann dieser per Erlass für einige Zeit durchsetzen, soll ein Dekret aber Gesetz werden, braucht er die Zustimmung des Kongresses.

Die Heidenheimer Voith GmbH, die sowohl Papiermaschinen als auch Generatoren für Kraftwerke oder Antriebe produziert, beschäftigt an etwa 20 Standorten in Nordamerika 2500 Mitarbeiter. Diese arbeiten zwar in erster Linie für den Inlandsmarkt der USA, doch von dort wird auch in andere Länder exportiert – ebenfalls eine ausländische Investition, die Arbeitsplätze in den USA sichert. Ähnlich wie bei Voith heißt es auch bei Bosch und Daimler, man beobachte die Entwicklung sehr genau. Daimler beschäftigt rund 22 000 Mitarbeiter in den USA, die unter anderem Personenwagen und Nutzfahrzeuge herstellen. Das Stuttgarter Unternehmen, so heißt dort es, sei „fester Bestandteil der Wirtschaft“ in den Vereinigten Staaten. Von der von Trump so heftig kritisierten Freihandelszone Nafta, der neben den USA Kanada und Mexiko angehören, hätten in der Vergangenheit auch die Vereinigten Staaten „massiv profitiert“.

Daimler sieht masive Vorteile für USA durch Nafta

Auch der Reinigungsgerätehersteller Kärcher aus Winnenden unterhält mehrere Werke in den USA, aus denen auch in andere Länder exportiert wird. Und während es bei anderen Unternehmen heißt, Überlegungen, in den Staaten mehr oder weniger zu investieren gebe es noch nicht, muss sich Kärcher eine solche Frage bis jetzt gar nicht stellen: „Wir haben dort noch Kapazitäten, wenn wir mehr produzieren müssten“ sagt ein Sprecher. „Noch nicht seriös bezifferbar“ seien die Auswirkungen der Politik von Trump auf den Werkzeugmaschinenbau, heißt es bei Trumpf.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die Unsicherheit spürt auch Martina Stellmaszek, Hauptgeschäftsführerin der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für den Süden der USA. Bei Gesprächen hört sie zudem zwei unterschiedliche Einschätzungen: „Die deutschen Unternehmen, die schon hier sind, bleiben gelassen, weil sie sich als ‚amerikanische’ Unternehmen betrachten, sagt sie, „wer aber noch nicht hier ist, hält sich erst mal mit Investitionen zurück“ .