Das Landeskriminalamt ist für die Suche nach vermissten Personen zuständig. Foto: dpa/Jens Büttner

Wenn eine Person vermisst wird, dann kann das ganz banale Gründe haben – aber es können auch schwere Kriminalfälle dahinterstecken. Manche Menschen sind seit Jahrzehnten spurlos verschwunden.

In Baden-Württemberg zählt das Landeskriminalamt aktuell 1274 vermisste Menschen. Die Statistik (Stichtag 30. April) unterteilt sich in die Bereiche Kindesentziehungen, Entweichungen aus Heimen, Streuner, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Verdacht auf hilflose Lage, Suizidabsicht und vermutlich Opfer einer Straftat. 

 

Von den 1274 Vermissten sind 510 Erwachsene, 231 Kinder unter 14 Jahren und 533 vermisste Jugendliche (14-17 Jahre). Allein im Bereich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden 317 Jugendliche und 38 Kinder (bis 13 Jahren) vermisst. Vor gut zwei Jahren waren laut dem LKA noch insgesamt 1143 Menschen als vermisst ausgeschrieben. Davon 744 bereits länger als ein Jahr. Oftmals stecken hinter Fällen vermisster Kinder auch Sorgerechtsstreitigkeiten. 

LKA setzt künstliche Alterung für Suche nach Vermisstem ein

Insbesondere Fälle, in denen Kinder spurlos verschwinden, sorgen in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen. So wird seit Januar 2006 Felix H. vermisst. Felix war zum Zeitpunkt seines Verschwindens zweieinhalb Jahre alt. Das Kind wurde damals, nach einem Wochenendbesuch nicht mehr von seinem Vater zur Mutter zurückgebracht. Einige Wochen später wurde der Vater tot in einem Waldgebiet beim Wiedenfelsen, zwischen Bühlertal und Sand (Landkreis Rastatt) entdeckt.

Von Felix fehlt nach wie vor jede Spur. Dennoch ist der Fall für das LKA noch nicht abgeschlossen. Es ist gelungen, eine weitere künstliche Alterung anhand vorhandener Fotos - eine sogenannte Age-Progression - durchzuführen und ein Gesichtsbild zu erstellen, das Felix als heute 17-jährigen Jugendlichen zeigen könnte. Der Fall wurde in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY….Vermisst“ ausgestrahlt.

Vermisstenfall in „Aktenzeichen XY….Vermisst“ ausgestrahlt

Ein Fall, der in besonderem Maße das mediale Interesse geweckt hat, ist zum Beispiel der Fall der damals 26-jährigen Scarlett S., die seit September 2020 auf einer Wandertour im Schwarzwald verschwunden ist. Scarlett aus Bad Lippspringe in Nordrhein-Westfalen war alleine auf dem Schluchtensteig unterwegs und beabsichtigte, die letzte Etappe von Todtmoos nach Wehr zu wandern. Trotz umfangreicher Suchmaßnahmen konnte Scarlett bislang nicht aufgefunden werden. Zwischenzeitlich liegen zwei aktuelle Fotos der Vermissten vor. Diese stammen aus einem Supermarkt in Todtmoos und konnten am Tag ihres Verschwindens aufgenommen werden. Der Vermisstenfall wurde auch in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY….Vermisst“ ausgestrahlt.

Zweieinhalb Jahre nach ihrem Verschwinden wurde das Todesermittlungsverfahren eingestellt. Laut Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen sind die Hintergründe des Verschwindens von Scarlett S. zwar nach wie vor unklar. Die umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hätten aber keine Anhaltspunkte für ein Gewaltverbrechen ergeben. Die Behörden werteten mehr als 500 Hinweise aus; sie konnten nichts zum Verbleib der jungen Frau herausfinden.

Eltern verraten LKA Aufenthaltsort von vermisstem Sohn nicht

Aus der Rubrik „Es gibt nichts, was es nicht gibt“ ist folgender Fall: Anfang März 2023 verschwindet ein angeblich elfjähriger Junge. Dieser war zuvor in einer Jugendhilfeeinrichtung in Heilbronn. Als der Junge die Einrichtung verließ, veranlassten Jugendamt und Polizeipräsidium umfangreiche Maßnahmen zur Aufklärung des Falls. Später wurde bekannt, dass es sich bei dem Vermissten nicht um ein elfjähriges Kind, sondern um einen vermutlich 13-Jährigen handelt. Dieser soll gefälschte Dokumente mit fremden Personalien verwendet haben und steht im Verdacht der illegalen Einreise unter Angabe falscher Personalien.

Die Ermittlungen ergaben weiterhin, dass dem Verschwinden keine Straftat zugrunde liegt und sich der Vermisste, dessen aktueller Aufenthaltsort bislang nicht bekannt ist, nicht in einer hilflosen Lage befindet. Den Eltern, die sich vermutlich im arabischsprachigen Ausland befinden, ist der Aufenthaltsort ihres Sohnes bekannt, sie zeigten laut den Ermittlern bislang jedoch keine Bereitschaft, diesen den Behörden mitzuteilen.

Mann aus Böblingen seit 2014 vermisst

Seit dem 28. Dezember 2014 fehlt der zum Zeitpunkt des Verschwindens 49 Jahre alte Armin L. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Der Mann betrieb in Magstadt (Landkreis Böblingen) eine Autowerkstatt und handelte überwiegend mit Gebrauchtfahrzeugen der Marken Porsche und Mercedes.

Der älteste in Baden-Württemberg erfasste Fall mit aktiver Vermisstenfahndung in den polizeilichen Systemen ist aus dem Jahr 1965. Der älteste Fall eines vermissten Kindes in der Datenbank des Landeskriminalamts reicht bis ins Jahr 1974 zurück. Die elfjährige Liane war damals mit dem Fahrrad unterwegs, als sie in Pforzheim verschwand. Ihr Rad fand man auf einem Parkplatz.