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Hannover hat vom Castor-Spektakel genug - Südländer sehen sich nicht als Gorleben-Ersatz.

Stuttgart - Niedersachsens Landesregierung schlägt vor, die Bundesländer mit mehr Atomkraft sollten auch mehr nukleare Abfälle lagern. Doch nicht mal das Öko-Institut findet die Idee gut.

Die Zwischenlager an den Kraftwerken Neckarwestheim und Philippsburg seien für die am jeweiligen Standort anfallenden Abfälle bestimmt, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums. "Wir sehen deshalb keine großen Chancen für den Vorschlag des niedersächsischen Umweltministers." Niedersachsens Ressortchef Hans-Heinrich Sander (FDP) hatte eine Idee der Umweltschutzorganisation Greenpeace aufgegriffen, Alternativen zum Castor-Zwischenlager in Gorleben zu prüfen, um die Gegend von der Last der "Castor-Spektakel" zu befreien.

Die Betreiberin der Südwest-Meiler, der Energieversorger EnBW, erklärte dazu, das sei ein Vorschlag der Politik und die EnBW nicht der richtige Ansprechpartner. Das Stuttgarter Umweltministerium betonte, die Entscheidung über den Umgang und die Zwischenlagerung atomarer Abfälle liege beim Bund. Die Zwischenlager in Philippsburg und Neckarwestheim sind seit 2006 in Betrieb und für 40 Jahre zugelassen.

Auch Bayern und Hessen wollen keinen zusätzlichen Atommüll aufnehmen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei strikt dagegen, zum jetzigen Zeitpunkt alternative Atommüllzwischenlager oder -endlager zu prüfen. "Jetzt wird Gorleben erst einmal ernsthaft untersucht, und dann schauen wir uns das Ergebnis an", sagte er in München.

Ein Sprecher des Grünen-nahen Öko-Instituts in Darmstadt hält den Vorschlag aus Niedersachsen für "wenig zielführend. Der Widerstand würde sich nur verlagern." Im Übrigen habe sich der Protest nicht nur in Gorleben formiert, sondern entlang der gesamten Strecke. Mit neuen Zwischenlagern in Philippsburg oder Biblis wäre in der Sache niemandem gedient. Außerdem wären weitere aufwändige Genehmigungsverfahren notwendig.