Reinhold Gall will kein Spitzenamt bei der SPD Baden-Württemberg. Foto: dpa

Reinhold Gall, bislang als Innenminister von Baden-Württemberg tätig, lehnt es ab, irgendein Spitzenamt bei der SPD zu übernehmen. Außerdem erneuerte er seine Rücktrittsforderung an Nils Schmid.

Stuttgart - Der bisherige baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) hat nach dem schlechten Abschneiden der Partei bei der Landtagswahl eine Radikalreform der SPD verlangt. „So wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen“, sagte Gall im Interview mit unserer Zeitung und erneuerte damit seine Forderung nach einem Rückzug von SPD-Landeschef Nils Schmid. Gall warnte die Partei, jetzt zum politischen Alltag überzugehen: „Wir können dieses Ergebnis nicht einfach schulterzuckend zur Kenntnis nehmen, sondern müssen uns auf harte Oppositionsarbeit einstellen. Wir werden uns thematisch positionieren müssen. Wir müssen uns wegen des hundsmiserablen Abschneidens auch Gedanken um die Organisation der Partei machen, weil wir in vielen Teilen des Landes nicht mehr mit eigenen Landtagsabgeordneten vertreten sind. Und wenn es denn stimmt, was alle Wahlanalysten sagen, dass Politik heutzutage zu großen Teilen mit der Vermarktung von Personen zu tun hat, darf die personelle Neupositionierung kein Tabu sein.“

Gall, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wird, forderte zugleich, jetzt junge, neue Leute aus der zweiten Reihe aufzubauen und mit Führungsaufgaben zu betrauen. Er selbst wolle weder Chef der SPD-Landtagsfraktion noch möglicher neuer Landesvorsitzender der Partei werden. „Ich bin der Meinung, dass nach diesem desolaten Wahlergebnis niemand den Anspruch auf irgendein Amt erheben kann.“