Im Auto des künftigen Opas setzen die Presswehen ein. Wie die Mutter den Moment erlebt hat – und warum es danach Diskussionen um den Geburtsort gab.
Schon am Abend vor der Geburt ihres Sohnes hatte Jennifer Spohn das berühmte Bauchgefühl, das einen normalerweise nicht so schnell täuscht – erst recht nicht eine werdende Mutter. Die 17-Jährige aus der hessischen Gemeinde Wald-Michelbach an der Grenze zu Baden-Württemberg konnte dieses ungewohnte Ziehen im Unterleib nicht zuordnen. Ihre Mutter beruhigte sie erst einmal, das seien die sogenannten Senkwehen, also noch kein Grund zur Panik – zumal das Baby erst Ende März kommen sollte. „Aber ich konnte nicht schlafen, ich wollte auf mein Bauchgefühl hören“, erzählt Spohn.
Am nächsten Morgen ließ sich die 17-Jährige deshalb von ihrem Vater über die Landesgrenze zur Kontrolle ins Krankenhaus nach Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) fahren. Eine Autofahrt, die sowohl Spohn als auch ihr Vater wohl nie vergessen werden: Kurz vor dem Saukopftunnel, der Hessen und Baden-Württemberg miteinander verbindet, setzten bei ihr die Presswehen ein. Kurz danach meinte sie zum künftigen Opa: „Papa, ich glaube, der Kopf ist da.“ Dann ging alles ganz schnell, „es war eine Sache von Sekunden“, erzählt sie.
Ist das Baby Hesse oder Baden-Württemberger?
Noch im 2,7 Kilometer langen Saukopftunnel kam Jean-Milo zur Welt, 2720 Gramm schwer und 51 Zentimeter groß. Jennifer Spohn trocknete ihr Baby ab, packte es warm ein, und der frischgebackene Opa drückte aufs Gaspedal, rote Ampeln hatten auf der restlichen Strecke ins Weinheimer Krankenhaus keine Bedeutung mehr. Die Nabelschnur wurde erst dort durchtrennt, die Hebammen hatten schon auf die 17-Jährige gewartet. „Die haben gesagt, so etwas hätten sie auch noch nie erlebt“, erzählt Spohn.
Ähnlich kurios gestaltete sich auch die anschließende Diskussion um den exakten Geburtsort des Babys. Denn der Saukopftunnel liegt genau zwischen Baden-Württemberg und Hessen. Ist Jean-Milo also Hesse oder Baden-Württemberger? Spohn entschied sich am Ende für Weinheim als Geburtsort, ihr Sohn ist also offiziell Baden-Württemberger. Eine große Rolle spielt das für die Mutter aber nicht, sie ist einfach froh, dass Jean-Milo auch nach einer so aufregenden Geburt „kerngesund“ ist.