Ein Bikini von Watercult, gesehen bei Maute-Benger Foto: Watercult

Es geht um nackte Tatsachen – aber gut verpackt. Denn jetzt locken Freibäder und Strände, und wir sind bereit, unsere Haut zu Markte zu tragen. Ohne uns eine modische Blöße zu geben.

Stuttgart - Im Stiftskeller sind die Damen unter sich. Schmeichelndes Licht verbreitet Wohlfühlatmosphäre und sogar eine Spur Intimität. Das richtige Ambiente für die Bademoden, die das traditionelle Wäschehaus Maute Benger im fast 450 Jahre alten ehemaligen Weinkeller des Fruchtkastens allein für die Wassernixen etabliert hat. Die Herren finden ihre Schwimmshorts einen Stock höher, hier sitzen sie höchstens diskret wartend auf einem Stühlchen.

Gerade wird wieder mal das Comeback des Einteilers beschworen. Nach dem Motto: So elegant und trotzdem so sexy. „Aber je näher der Sommer kommt, desto knapper und farbenfroher darf die Ausstattung für Freibad und Strand sein“, deutet Marjoke Breuning von der Inhaberfamilie den ungebrochenen Hang zum Zweiteiler an. Und der darf in dieser Saison sogar sehr bunt sein.

Also her mit dem Bikini. Gestreift, getupft, geblümt, getigert, mit geometrischen Mustern oder auch unifarben. Das Oberteil in Bandeau-Form, als Triangel, gehalten von breiten oder schmalen Trägern oder dem Neckholder um den Hals. Dazu ein knapper Tanga, vielleicht mit neckischen Schleifen gebunden. Oder doch lieber ein Höschen mit mehr Stoff zum Verhüllen der kritischen Regionen Bauch und Oberschenkel. Was soll es sein, was ist der neueste Schrei und trendmäßig angesagt? „Jeder hat einen anderen Geschmack“, sagt Marjoke Breuning. „Und natürlich auch eine andere Figur.“ Man ist darauf eingestellt: „Mit Cup-Größen von A bis H, mit Konfektionsgrößen von 34 bis 46 bei Bikinis und von 36 bis 50 bei Einteilern.“ Das Fleisch wird gebändigt, der Badespaß ist schließlich kein Privileg für Model-Maße.

Ach ja, das leidige Thema Figur. Nix wie Problemzonen. In der Kabine schlägt die Stunde der Wahrheit. Gnadenlos und realistisch ausgeleuchtet. Frau Breuning lächelt milde, denn die Klagen der Damen sind tägliche Begleitmusik ihrer Kunden-Kommunikation: „Wir wollen den Kundinnen nichts vormachen, und die Sonne bringt es ja doch an den Tag. Aber man kann Stärken unterstützen und Schwächen kaschieren.“ Wer guckt noch auf die Körpermitte, wenn der Blickfang eine Etage höher reizvoll betont wird? Raffungen und Rüschen lenken ab, vom Weg- und Hindrücken der Pölsterchen durch einzwängende Shape-Materialien wie bei Unterwäsche hält Marjoke Breuning dagegen gar nichts: „Wer will sich das bei Sonne und südlicher Hitze schon antun?“

Bei Karin Glück, die Bikinis nach Maß an-fertigt, treffen wir auf eine – nomen est omen – glückliche Kundin. Immer habe sie sich für ihre Schwangerschaftsstreifen geschämt, bekennt Nupha Müller, aber jetzt laufe sie an den Pools der Fünf-Sterne-Hotels stolz und selbstbewusst auf. In den maßgeschneiderten Luxusteilen von Karin Glück. Das Prinzip des Blickfangs ist hier perfektioniert: Mit Farbkombinationen wie Gelb oder Pink zu Schwarz, in allen Neonfarben, Animal Print, Blumenflor und, ganz aktuell, unschuldig wirkender Spitze. Mit Tops, die mit Blüten, attraktivem Makramee und Swarovski-Glitzersteinen als Hingucker vom Rest ablenken. Üppige Oberweite wird hochgezäumt, Schaumstoff, Falten und Raffungen täuschen vor, was die Natur schuldig blieb. Für die Problemzonen rund ums Höschen hat Karin Glück auch Tricks drauf. Vor lauter Hemmungen nicht mehr in Urlaub fahren? „Unmöglich“, erklärt Karin Glück, „das geht gar nicht.“ (Lingerie Company, www.beachfashionshop.com)

Egal, wie der Sommer wird, die neue Bademode ist auf jeden Fall brandheiß!