So sah der Siegerentwurf für das Sporthallenbad aus – inzwischen ist der Standort verworfen, ein neuer Architektenwettbewerb notwendig Foto: Max Kovalenko

Der vom Ersten Bürgermeister Michael Föll favorisierte Standort bei der König-Karls-Brücke in Bad Cannstatt ist nicht zu haben. Jetzt entsteht das Sporthallenbad mit 50-Meter-Becken viel näher bei den Sportstätten und Hallen im Neckarpark – wie es die Mehrheit im Gemeinderat sowieso anstrebte.

Stuttgart - Die öko-soziale Mehrheit im Gemeinderat bekommt ihren Willen wahrscheinlich ganz ohne Kampfabstimmung. Für das geplante Sporthallenbad mit 50-Meter-Becken bleibt jetzt nur noch ein Gelände in der Nähe der Hanns-Martin-Schleyer-Halle übrig, das bisher für Hotelbauten vorgesehen war. Der von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) und den Freien Wählern favorisierte Standort im früheren Busdepot der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) nahe der König-Karls-Brücke ist aus dem Rennen.

Am Freitag im Bäderausschuss musste Föll zu seinem „Bedauern“ den Rückzug antreten. Grund: Die SSB hatten mit ihrem gewerblichen Mieter auf dem Gelände, einem Küchenstudio, über den vorzeitigen Wegzug verhandelt. Die Forderungen, die der Mieter stellte, damit er den bis 2020 laufenden Vertrag und die Option für fünf zusätzliche Jahre aufgibt, seien aber unannehmbar gewesen, sagte Föll. Gegenüber unserer Zeitung ergänzte er später: Damit stehe nach derzeitigem Stand nur das bisher für zwei Hotels vorgesehene Gelände an der Mercedesstraße zwischen Daimler- und Benzstraße zur Debatte – jedenfalls dann, wenn man den vor Jahren von der Verwaltung favorisierten und vom Gemeinderat als zu beengt abgelehnten Bauplatz in der Nähe der Sportanlagen des ESV Rot-Weiß Stuttgart und des VfL Stuttgart nicht wieder in Erwägung ziehen wolle. Einen von der FDP angeregten Standort bei der Schleyerhalle halte die Verwaltung nicht für geeignet. Hier würde die Erschließung des Neubaugebiets im Neckarpark beeinträchtigt werden. FDP-Fraktionschef Bernd Klingler möchte die Idee zwar erneut aufrufen, doch die Aussichten auf Erfolg sind bescheiden.

Die Würfel werden allerdings erst im Herbst fallen. Dann, sagte Föll, werde der Gemeinderat zunächst entscheiden müssen, ob die Stadt noch zu der Grundstücksoption für den angehenden Bauherrn der Hotels steht oder nicht. Der ehemalige OB Wolfgang Schuster (CDU) hatte dem Berliner Architekten Manfred Dick Hoffnung gemacht, dass er hier zwei Hotels, darunter ein Carloft-Hotel mit 64 Suiten samt zugeordneten Autoparkplätzen, einen Schnellimbiss, eine Tankstelle und Schauräume für Elektrofahrzeuge bauen darf. Im Frühjahr 2014 zeichnete sich dagegen jedoch eine Front im Gemeinderat ab. Das öko-soziale Lager wünschte sich an dieser Stelle statt der Hotels mit „Zapfstelle“ für Wasen- und Stadionbesucher das Sportbad. „In der ersten Reihe der Sportmeile ist das Bad besser aufgehoben als fernab auf dem SSB-Gelände“, meinte Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold damals wie heute.

Der Antrag der Stadt auf Zuschüsse sei inzwischen unabhängig vom Standort über das Land beim Bund eingereicht worden, sagte Föll. Es ist der zweite Versuch. Ein früherer Antrag war erfolglos gewesen, die Stadtverwaltung dafür kritisiert worden.

Jetzt gibt es nur noch eine Kleinigkeit zu tun: Der Gemeinderat muss im Herbst die Grundstücksoption für die Hotels verwerfen. Das wird gegen den Rat der Verwaltung erfolgen, die durch Schusters Entscheidung gebunden ist. Der Gemeinderat aber muss sich daran nicht halten, weil Schuster die Option damals unter den Vorbehalt gestellt hatte, dass die Stadträte sie genehmigen. Schadenersatzforderungen müsse man nicht fürchten, heißt es deshalb im Rathaus.