Agnes Lörincz und Kunsthändler Thomas Niecke in der Galerie Keim. Foto: Iris Frey

Geboren ist sie in Rumänien, sie lebt und arbeitet in Berlin: Agnes Lörincz. Die Künstlerin zeigt in der Galerie Keim ihre Werke.

Bad Cannstatt - Mal ist es Öl auf Leinwand, dann ist es Papier oder sind es gar Stoffe. Agnes Lörincz ist vom Stofflichen fasziniert, wie sie selbst sagt. Die Künstlerin, die 1959 in Rumänien geboren ist und seit 2008 in Berlin lebt und arbeitet, zeigt derzeit ihre Werke in der Galerie Keim. In einer gut besuchten Vernissage präsentierte Galerist Thomas Niecke die neue Künstlerin in seiner Galerie. In ihrer Malerei ist viel Figürliches zu sehen. „Mich fasziniert das Leben, wie unser Leben funktioniert zwischen sozialen Medien, Selbstdarstellung und Großstadt“, sagt Lörincz. Themen wie Vereinsamung und Migration beschäftigen sie ebenso wie politische und soziale Bereiche, die Änderungen im gesellschaftspolitischen System.

In der Ausstellung „Fokus Berlin und darüber hinaus“ hat sie verschiedenste Menschen malerisch beleuchtet: „Black Magic“ nennt sie ein junges Mädchen, welches sie teils skizzierend malt, auf roséfarbenem Untergrund mit weiß. „Da, wo es weiß ist, habe ich ein T-Shirt in die frische Farbe getaucht“, erzählt sie. Ihre Fingerabdrücke sind dort noch zu sehen. Der Malprozess wird sichtbar. Das Bild zeigt ausgewogen Ruhe und Spannung, Ausarbeitung und Gezeichnetes, welches im Kopf eines jeden Betrachters sich vervollständigt zum magischen Bild, das viel Spontanität besitzt. Zugleich drückt sie in Farbe und Form gelungen die Zartheit des Mädchens aus. Daneben hat sie ausnahmsweise einen dicken vergoldeten ornamental üppigen Rahmen von Niecke gefüllt, wie sie erzählt. Hinein gesetzt hat sie eine Erinnerung aus ihrer jüngsten Kuba-Reise. „Casa Blanca“ heißt das Bild auf beigefarbenem Untergrund mit leicht skizzierter Palme, Häuser und großer Autokarosse. „Ich habe sehr viel auf der Reise fotografiert“, sagt sie. Die Farbe, die Menschen, die Leichtigkeit – hat sie in dem Bild eingefangen.

Acryl als Untergrund

Ein anderes Bild zeigt wiederum eine Frau, sie nennt das Werk „Torso“, die mit dem Hintergrund eins wird, indem der Körper das Muster der Wand übernimmt. Auch ein männlicher „Akteur“ auf der anderen Seite wird teilweise eins mit dem Hintergrund, grünen Pflanzen. Auch sein Haar ist grün. Einzig der lila Mantel sticht hervor, den er trägt. An anderer Stelle sind Großstadtmenschen zu sehen, einer mit Sonnenbrille und Geschäftsanzug, das andere, sie nennt es „Rucksack“, zeigt einen jungen Mann mit einem Rucksack, dessen blaues Stoffmuster als Versatz auf dem Bild klebt, erst beim zweiten Blick erkennbar. Eine besondere Stofflichkeit ist auch hier im Hintergrund gemalt.

Im „Wellengang“ gibt es ein Digitalprint im Ausschnitt auf Stoff gedruckt, der Meer und Wellen zeigt, gleich damit vereint eine Schwimmerin, über der ein abstrahiertes Quadrat dargestellt ist, mit plastischer Farbe. Das gemalte Geschehen lebt in türkisfarbenem Hintergrund.

„Ich verwende auch gerne Acryl als Untergrund“, sagt die Künstlerin. Ihren Werken gegenüber gestellt hat Thomas Niecke Skulpturen verschiedener Künstler der Galerie. So ergeben sich viele reizvolle Blickwinkel. Und nicht nur Menschen sind zu sehen, auch Stillleben mit Bergen und eine stofflich realistisch dargestellte Tasche vor ruhigem grauen Hintergrund.

Lörincz hat an der Kunsthochschule Klausenburg in Rumänien studiert. Seit 1985 lebt sie in der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat zahlreiche Stipendien bekommen.