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Verzögerungen in Cannstatt möglich - Statt einem Jahr könnte bis zu drei Jahre gebohrt werden.

Stuttgart - Der für Mitte dieses Jahres geplante Start der mindestens 8,3 Millionen Euro teuren Umbau- und Sanierungsarbeiten am Cannstatter Kursaal könnte sich nochmals erheblich verzögern. Grund sind die Arbeiten an den Quellen direkt hinter dem historischen Gebäude. Vor 78 Jahren war mit Bohrungen bis in 135 Meter Tiefe der Cannstatter Mineralwasserschatz erschlossen worden. Er füllt auch heute die Becken im unweit zum Kursaal gelegenen Mineralbad.

Seit Dezember 2007 sanieren die städtischen Bäderbetriebe die bisher in drei ineinanderliegenden Rohren gefassten Quellen. Zwei Monate zuvor musste der Kursaal, bei Feiern Heimstatt vieler Cannstatter Vereine, wegen einer instabilen Dachkonstruktion geschlossen werden. Gemäuer und Balken stammen aus dem Jahr 1850. Die Generalsanierung des Hauses kann erst beginnen, wenn die Bohrfirma abgerückt ist. Selbst Ausschreibungen sind nicht auf Verdacht möglich. Der künftig mit flexiblen Wänden in drei Teile gliederbare Kursaal soll vom Hinterhof aus erschlossen werden.

Undichte Leitungen für die Wilhelmsquelle I und II und die Daimlerquelle hatten die Quellensanierung ausgelöst. Sie soll verhindern, dass sich die in unterschiedlicher Tiefe strömenden und in ihrer Zusammensetzung sehr verschiedenen Wässer mischen. Die Sanierungsarbeiten sollten innerhalb eines Jahres, also bereits Ende 2008 für 1,96 Millionen Euro erledigt sein. Bereits wenige Monate nach dem Start der Arbeiten wurde klar, dass Zeitplan und Kosten nicht zu halten sein würden.

Finanzbürgermeister Michael Föll revidierte den Zeitplan im April 2009 erneut. Spätestens im Juli 2010 sollten die Bauarbeiten am Kursaal starten. Der Termin ist inzwischen sehr unsicher. Die WilhelmsquelleI und die Daimlerquelle seien wenige Meter vom alten Bohrloch entfernt neu gefasst worden, sagt Detlef Szlamma von den städtischen Bäderbetrieben. Voraussichtlich Ende April könne die noch zu sanierende Wilhelmsquelle II begutachtet werden. Je nach Schadensbild müsse mit einer Sanierungszeit von "anderthalb Monaten oder bis zum Jahresende" gerechnet werden, so der Technikchef. Im schlimmsten Fall, so Szlamma, "hätten wir dann drei Jahre lang ununterbrochen gebohrt". Die bereits auf 2,45 Millionen Euro erhöhten Kosten würden durch die weitere Verzögerung nicht nochmals nach oben getrieben, versichert Szlamma.

Das Gestein unter dem Kursaal ist äußerst löchrig. "Es gibt Dolinen, wir hatten immer wieder nachrutschendes Gestein, der Beton fand beim Verschließen der alten Bohrungen öfter keinen Halt", beschreibt Szlamma die Probleme. Unkontrolliert nachkippen könne man den Beton nicht, denn das gefährde das Mineralwasser.