Cannstatter Geschichte(n) das ganze Jahr über – das verspricht ein neuer Kalender von Pro Alt-Cannstatt. In Wort und Bild wird der Ort vorstellt. Ein Vergleich zwischen einst und heute.
Bad Cannstatt - Wer aufmerksam durch Bad Cannstatt spaziert, findet immer wieder Gebäude, die historisch sind und vielerlei Geschichten erzählen können. Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat bereits zum achten Mal solche Orte herausgepickt und daraus einen ganz besonderen Kalender erstellt. Dieser zeigt Ansichten von Gebäuden, wie sie früher einmal ausgesehen haben und wie sie heute sind. Gleichzeitig werden Geschichten erzählt. Etwa von der Feuerwehr und deren Einsätzen anhand einer Fotografie aus dem Jahr 1914, welche die Kameraden vor der Wilhelmsschule – dort, wo heute die Brunnen-Realschule steht – bei einer Übung zeigt. Auch den Daimler-Turm im Kurpark haben Hans Betsch als Fotograf und Historiker Olaf Schulze, der die Erläuterungen zu den Motiven lieferte, im Kalender verewigt.
Das Titelblatt schmückt der Neckar, eine historische Ansicht mit dem Ausflugsboot „Emden“ nahe der Rosensteinbrücke im Jahr 1936. Es handelte sich um ein Schiff der Stuttgarter Straßenbahnen AG, die 1935 begann, zwischen der König-Karls-Brücke und dem Max-Eyth-See Ausflugsboote einzusetzen. Im Hintergrund ist die Altstadt Bad Cannstatt zu sehen mit dem Stadtkirchenturm und dem Turm des Rathauses. Den Ausflugsbetrieb gab es den Historikern zufolge bis 1942. Ab 1957 begann die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple mit dem Aufbau ihrer Weißen Flotte. Der Neckar wurde ab den späten 1920er-Jahren einer umfangreichen Regulierung unterzogen. Aus Gründen des Hochwasserschutzes und des Ausbaus der Neckarschifffahrt. Das Neckarbett wurde begradigt und vertieft, Mauern und Dämme wurden errichtet. Die Berger Insel verschwand. Brückenneubauten wurden erforderlich. So wurde 1923 das neue Wehr mit seinem Kraftwerk fertiggestellt.
Von Krankenhaus bis Kärcher
Über dies und noch viel mehr informieren Olaf Schulze und Matthias Busch von Pro Alt-Cannstatt in dem Kalender. Abgelichtet ist darin zum Beispiel auch die Ansicht einer Postkarte aus dem Jahr 1929, aufgenommen aus einem Haus Ecke Obere Waiblinger Straße und Dilleniusstraße. Zu sehen ist darauf die Trasse der Remstalbahn, die dort 1861 angelegt wurde. Im Vordergrund ist der erste Bau des Krankenhauses zu sehen, der im September 1881 eröffnet worden ist. Die Klinik mit zunächst 80 Betten wurde von Professor Theodor Veiel (1848-1923) geleitet.
Eindrücklich ist auch die Olgastraße, die heute Nauheimer Straße heißt, von der Waiblinger Straße aus gesehen, die an den Veielschen Garten angrenzt. Eine Postkarte von 1916 erzählt die Geschichte von damals mit dem Blick in Richtung Kurpark. In einem Haus hat der damals 33-jährige Alfred Kärcher ein Unternehmen für die Produktion von Salzbadöfen zum Anlassen von Stahl und Härten von Leichtmetall in der Industrie 1935 gegründet. 1939 zog er nach Winnenden aus Platzgründen, wo sich der Stammsitz des inzwischen auf Reinigungsgeräte spezialisierten Weltunternehmens noch heute befindet. Schulze und Betsch haben vielerlei historische Kostbarkeiten herausgefunden, die somit nicht verloren gehen.