Dank ihres dreirädrigen Pedelecs radelt Leinberger wieder gerne. Foto: Landratsamt

Susanne Leinberger aus Bad Boll leidet zwar an der Krankheit MS, lässt sich davon aber nicht die Freude am Sport nehmen.

Göppingen - Die tatkräftige Malu Dreyer sei ihr Vorbild, sagt Susanne Leinberger aus Bad Boll. So prominent wie die ebenfalls an multipler Sklerose (MS) erkrankte Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist Leinberger nicht. Aber zu Hause im Kreis Göppingen kennt man sie zumindest vom Sehen – als rechte Hand des Landrats Edgar Wolff. Nun leiht die 41-jährige Diplomverwaltungswirtin ihr Gesicht der deutschlandweiten Kampagne zum Welttag Multiple Sklerose unter dem Motto „Selbstbestimmt leben mit MS“. Bundesweit wirbt sie auf Plakaten und Faltblättern für Outdooraktivitäten, die MS-Erkrankten möglich sind.

Das Plakat für die Kampagne ist in Bad Boll entstanden

Unternehmungslustig sieht Leinberger aus, wie sie strahlend in die Pedale tritt. Das Foto für das Plakat ist in ihrem Heimatort Bad Boll entstanden, wo sie alle Besorgungen mit dem Rad erledigt. Sie habe gelernt, mit der Krankheit zu leben, berichtet die fröhliche Frau. Vor 20 Jahren erhielt sie die Diagnose. MS gilt als die häufigste Erkrankung des Zentralnervensystems, bei der die Schutzhüllen der Nervenbahnen wahllos angegriffen und zerstört werden. Das kann die Nervensignale verzögern und Seh- und Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungen auslösen, die Krankheit schreitet in mehrere Tage währenden sogenannten Schüben voran.

Das dreirädrige Fahrrad hat einen Elektroantrieb

Leinberger hat mehrere solcher Schübe hinter sich. Seither helfen ihr Rollator oder Rollstuhl durch den Alltag. Und nach zehnjähriger krankheitsbedingter Pause traut sich die sportliche Frau, die früher Touren bis zu 100 Kilometer auf dem Drahtesel zurückgelegt hat, wieder aufs Rad. Wenn die Tage wärmer werden, setzt sich die 41-Jährige schon um 6.30 Uhr auf ihr dreirädriges Pedelec, um zu ihrem Arbeitsplatz im Göppinger Landratsamt zu radeln.

Arbeitgeber führt einen fahrradfreundlichen Betrieb

Damit fährt sie ganz auf der Schiene ihres Arbeitgebers Edgar Wolff, der nicht nur das eigene Haus zum fahrradfreundlichen Betrieb ausgebaut hat, sondern sich obendrein noch die Auszeichnung „fahrradfreundlicher Landkreis“ beim ebenfalls radelbegeisterten Landesverkehrsminister Winfried Herrmann abgeholt hat. „Ich möchte alle MS-Erkrankten ansprechen, die sich an Sport nicht rantrauen, obwohl sie es vielleicht könnten“, erklärt Leinberger ihre Mission. Natürlich kenne sie Schwerkranke, die von Sport nur träumen könnten. Aber da es sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe gebe, wolle sie zum Sport ermutigen.

Ausstellung im Landratsamt zu MS

Selbst hat sie es auch mit Reiten und Training im Fitnessstudio probiert – und ist beim Radeln geblieben, seit sie ihr Dreirad hat, mit dem sie nicht umkippen kann. Treu geblieben ist die aktive Frau auch ihren beruflichen Ambitionen, die sie im Jahr 2010 nach Stationen in Esslingen und Ebersbach ins Göppinger Landratsamt gebracht hatten. Dort wurde Leinberger persönliche Referentin des Landrats, später noch Leiterin des Büros für Kreisentwicklung und Kommunikation. Diese Doppelfunktion hat sie im vergangnen Jahr zugunsten der Büroleitung aufgegeben. Von Juni an will sie auf 90 Prozent reduzieren. Dann bleibt ihr mehr Zeit für die Arbeit im Vorstand des Landesverbands der MS-Kranken (Amsel).