Zum 30-jährigen Bestehen wartet der Zirkus mit einem klassischen Nummernprogramm auf. Foto: Maronis/privat

Vor 30 Jahren ist der Kinder- und Jugendzirkus in Bad Boll an den Start gegangen. Jetzt wird mit einem großen Nummernprogramm gefeiert. Immer mit dabei sind auch die Eltern der Artisten, die ganz unterschiedliche Aufgaben übernommen haben.

Bad Boll - Die Zirkusfamilie Maroni hat die gute Laune offenbar gepachtet. Vor dem großen Jubiläumswochenende stand zunächst einmal Schuften auf dem Programm. Große und kleine Akrobaten, Eltern und Helfershelfer – um die 100 Leute an der Zahl – packten fröhlich mit an, um die Zeltstadt auf einer Wiese des Heinrich-Schickhardt-Schule in Bad Boll zu errichten. Denn zum 30-jährigen Bestehen gaben sich nicht nur die Maronis und Maronellis die Ehre, sondern auch 65 Kinder und Jugendliche von acht weiteren Zirkussen.

Wenn wir die Zirkusstadt aufbauen, dann sieht das aus wie ein wuselnder Ameisenhaufen, und am Ende passt doch alles.“ Heiko Rau, der Vorsitzende des Vereins, kennt das schon. Deshalb würde es ihm nie in den Sinn kommen, Stress zu machen. Auch nicht bei diesem Mal, das außerhalb des zweijährigen Turnus stattfindet. Der Zirkus feiert seine Gründung vor drei Jahrzehnten. Nach dem Festival an diesem Samstag sind die Maronis ein Wochenende später wieder unter sich. Bei drei Aufführungen lassen sie die Geschichte ihres Zirkusses Revue passieren.

Der Papa ist hängen geblieben

Als der Kinderzirkus Robinson aus Zürich 1989 im Dobelhaus gastierte, wäre es zunächst niemand in den Sinn gekommen, an einen eigenen Kinder- und Jugendzirkus zu denken. Da aber Kinder und Eltern Feuer und Flamme waren, bot Isolde Freudenberg vom Dobelhaus einen Zirkuskurs an. Dann fügte sich eins zum anderen, und zwei Jahre später gründete sich ein Trägerverein. Seither ist immer die ganze Zirkusfamilie auf den Beinen, wenn es alle zwei Jahre „Manege frei“ heißt für die 40 Maronis, Jugendliche bis 18 Jahre, und 20 Maronellis, Kinder von zehn bis 13 Jahren.

Die Maronis haben eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Kinder im Grundschulalter, die mitmachen möchten, müssen Geduld haben. Es gibt eine Warteliste, da bei den Maronellis die Anzahl der Kinder auf 20 beschränkt ist, um ein sinnvolles Training zu gewährleisten. Wer aber mal ein Maronelli ist, der darf auch ein Maroni werden. Das hat der Verein so festgelegt. „Früher mussten wir schon auch mal Jugendliche wegschicken“, erzählt Heiko Rau, der selbst über seine Kinder dazu gestoßen ist. Diese sind dem Zirkus mittlerweile entwachsen, aber der Papa ist hängen geblieben – wegen dem Familiengefühl im Verein und dem Riesenspaß, den er hat, auch bei den monatlichen Sitzungsabenden. „Wir kriegen was geschafft, und es ist nett“, erzählt er.

Beim Aufbau der Zeltstadt packen alle mit an

Überhaupt: ohne die Eltern wäre es nicht möglich, ein Projekt wie dieses zu stemmen. Wenn ein Kind mitmachen möchte, sind Mama und Papa mit im Boot, das ist dem Verein wichtig. „Es ist schön, mit den Kindern etwas gemeinsam zu machen“, sagt Annette Friedel, die einst mit ihrer jüngeren Tochter dazu gestoßen und nun für die Öffentlichkeitsarbeit und den Kartenverkauf zuständig ist. Zwar sei die Zeit um die Premiere herum sehr anstrengend, aber wenn alles wieder abgebaut werden müsse, fänden das alle schade. „Man wächst in diesen drei bis vier Wochen zusammen. Ich wüsste nicht, dass es einmal einen größeren Streit gegeben hätte“, erzählt sie.

So sind die Mütter und Väter dabei, wenn das große Zirkuszelt und das Versorgungszelt aufgebaut werden. Auch bei den Aufführungen gibt es jede Menge zu tun. „In unserem Versorgungszelt arbeiten dann zwölf Leute“, erzählt Annette Friedel. Für alles, was mit Holz zu tun hat, ist der Schreiner Eberhard Sodat zuständig, der auch als Kassier fungiert. Beim Zeltaufbau ist einer wie er unersetzlich. Denn viele Requisiten und der Manegenboden sind aus Holz. Eigentlich wollte er sein Amt als Kassier aufgeben. Da sich kein Nachfolger fand, hat er eben weitergemacht. „Es macht ja auch Spaß“, sagt er.

Aus Maronellis werden Maronis

Marilena und Joana, beide 13 Jahre alt, haben sich bei den Maronellis hochgedient. Nun sind sie Maronis und Könnerinnen auf dem Trampolin. Während Joana schon ein bisschen aufgeregt ist vor dem großen Auftritt, sieht Marilena die Sache gelassen, zumindest jetzt noch. „Wahrscheinlich werde ich fünf Minuten vorher nervös“, räumt sie ein. Zu den alten Hasen gehören Annika (18) und Jana (19). Sie haben als Kinder zugeschaut und sind dann einmal ins Training gegangen. „Dann nahm alles seinen Lauf“, erzählen sie. Beide sind bei den Aufführungen am Vertikalseil zu bewundern. „Das ist cool, vor allem, wenn man sich was Neues getraut“, sagt Annika. Dass die Eltern mit von der Partie sind, finden die beiden gut. „Das schweißt zusammen, und man hat immer ein Gesprächsthema.“ Für beide ist die aktive Artistenlaufbahn nun zu Ende. Aber als Trainerinnen wollen beide weitermachen und weiterhin zur großen Zirkusfamilie gehören.

Dass sie beim Auf- und Abbau der Zeltstadt ganz schön ranhalten müssen, stört die beiden überhaupt nicht. „Man weiß ja, wozu man das macht.“

Vier Male heißt es „Manege frei“

„Maroni und Gäste“ heißt es an diesem Samstag von 14.30 bis 19 Uhr im Zirkuszelt an der Heinrich-Schickhardt-Schule in Bad Boll. Der Kinder- und Jugendzirkus Maroni feiert seinen 30. Geburtstag. Mit dabei sind 65 Kinder und Jugendliche von acht weiteren Zirkussen.

Mit einem klassischen Nummernprogramm warten die Maronis ein Wochenende später auf. Am Freitag, 11. Oktober, hebt sich für den „Zirkus Classico“ um 19 Uhr der Vorhang. Am Samstag und Sonntag, 12. und 13. Oktober, heißt es schon um 14.30 Uhr „Manege frei!“.

Karten gibt es im Vorverkauf bei Buch & Kunst in Bad Boll und in der Barbarossa-Buchhandlung in Göppingen oder aber im Internet unter ticket@kinderzirkus-maroni.de. Ein Ticket kostet 9, ermäßigt 6 Euro.