Viele Themen, die Erhard Eppler anstieß, sind heute aktueller denn je. Foto: dpa

Zum 90. Geburtstag Erhard Epplers findet in der Evangelischen Akademie in Bad Boll eine Tagung statt. 17 Referenten sind eingeladen. Das Schlusswort spricht der Geehrte selbst.

Bad Boll - Wenn der Erhard-Eppler-Freundeskreis ruft, sagt keiner Nein, weder Alt-Kanzler Gerhard Schröder, der schon mehrmals zu einer Tagung zu Ehren des SPD-Granden nach Bad Boll geeilt ist, noch der Jenaer Starsoziologe Hartmut Rosa. Vom 13. bis zum 15. Januar findet das nächste Symposium zur Würdigung des SPD-Politikers unter der Leitung von Wolfgang Mayer-Ernst in der Evangelischen Akademie in Bad Boll statt. Der Anlass ist der 90. Geburtstag Erhard Epplers. Referenten sind namhafte Theologen, Sozialwissenschaftler und, natürlich, Politiker (fast) aller Couleur. So eröffnet der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Tagung. Er würdigt den Sozialdemokraten als „Vordenker und Vorbild“.

Im Fokus steht die Gegenwart

Die Popularität Epplers gründet in seinen politischen Überzeugungen, die heute aktueller scheinen denn je. „Er hat Dinge angemahnt, die uns noch immer bewegen“, sagt Wolfgang Rapp, der Vorsitzende des Freundeskreises, der im Jahr 1995 gegründet wurde und mittlerweile 250 Mitglieder zählt. So habe Eppler schon früh den Glauben an ein grenzenloses Wachstum infrage gestellt und bereits vor der Gründung der Grünen das Thema Ökologie auf die politische Agenda gehoben. Dass er dafür auch Spott erntete, habe er ausgehalten. Ein Anliegen seien ihm aber auch stets der Weltfrieden und die Dritte Welt gewesen. Die Flüchtlingsproblematik habe er vorausgesehen und gewarnt, dass „die Armen zu uns kommen“, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe.

Bei der Tagung, der mittlerweile fünften anlässlich eines Eppler-Geburtstages, geht der Blick nicht nur zurück. „Zum 90. können wir nicht nur mit G’schichtla kommen“, sagt Rapp, auch wenn diese in Bad Boll nicht vernachlässigt werden sollten. Felix Goldberg widmet sich der „schönsten Nebensache der Politik. Fußball im Bundestag und Erhard Epplers größter Triumph“. Eppler habe wunderbar Fußball gespielt, sagt Rapp. „Er war ein Linksaußen und konnte rechts und links schießen.“

Im Fokus der Tagung steht die Gegenwart. Es soll um eine zukunftsfähige Politik gehen, die den Weg „für eine gerechte, friedliche und ökologisch verantwortliche Weltgemeinschaft“ bereitet, wie es dem Flyer der Evangelischen Akademie zu entnehmen ist. „Wir wollen die Dinge, die Eppler wichtig waren, in den aktuellen politischen Diskurs einbringen“, so Rapp.

Langjährige Weggefährten unter den Referenten

Die Zusammenarbeit des Freundeskreises mit der Evangelischen Akademie hat Tradition. Seit Erhard Epplers 80. Geburtstag finden die Tagungen in Bad Boll statt. Zuvor gab es eine zum 70. in Göppingen, die erste, und eine zum 75. in Tübingen. Die Verbindung mit Bad Boll ist nur folgerichtig, war Eppler der Akademie stets verbunden und häufig Gast bei Veranstaltungen. Bei der kommenden Tagung werden 17 Referenten, darunter auch langjährige Weggefährten wie die SPD-Politikerin Elisabeth Nill und der ehemalige Pressesprecher der Landes-SPD, Albrecht Bregenzer, zu Wort kommen. Das Schlusswort spricht der Jubilar selbst.

Besonders gespannt ist Wolfgang Rapp auf die neue Vorsitzende der Landes-SPD, Leni Breymaier. „Ich kann sie in Bezug auf Eppler gar nicht einschätzen“, sagt er. Von ihrem Antrittsbesuch bei Erhard Eppler habe sie erzählt, dass sie sich wie die neue Schwiegertochter vorgekommen sei, die sich vorstelle. Leni Breymaier stellt bei der Tagung die Frage „Quo vadis, SPD? Können wir an die Ideen von Erhard Eppler neu anknüpfen?“ Weitere Referenten sind unter anderen der Pfarrer Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Johano Strasser, der Politologe Hans-Otto Mühleisen und der Co-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Tagung vom 13. bis 15. Januar