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Investoren stellen Pläne für neues Wellnesshotel, medizinisches Zentrum und Wohnungen vor.

Stuttgart - Zwischen den Mineralbädern Berg und Leuze klafft seit Jahren eine unansehnliche Baulücke. Nun sollen auf der Parkfläche Wellnesshotel, Medi-Center, Wohnungen und Kita entstehen. Mitreden wollen dabei die Berger Bürger. Am Montagabend fand ein Informations- und Diskussionsabend statt.

Die nach der Schlichtung zu Stuttgart 21 vielbeschworene Bürgerbeteiligung kommt nur holprig in Fahrt. Jüngstes Beispiel: die Neubebauung eines 9000 Quadratmeter großen Grundstücks zwischen den Mineralbädern Berg und Leuze. Erst auf massiven Druck des Berger Bürgervereins sowie der eindringlichen Bitte des örtlichen Bezirksbeirats ließ sich der Stuttgarter Gemeinderat kurz vor dem Verkauf des Geländes darauf ein, die Anwohner auf einer öffentlichen Veranstaltung um ihre Meinung zu bitten. "Der Gemeinderat ist der Bitte gefolgt, einen Bürgerbeteiligungsprozess zu machen", sagte am Montagabend Bezirksvorsteher Martin Körner (SPD) erleichtert vor vollem Haus im Berger Kirchengemeindesaal. Rund 100 Anwohner waren gekommen, um sich von den potenziellen Käufern, der GWG Stuttgart und der Bietigheimer Wohnbau, über Baupläne informieren zu lassen. Auf die Präsentation folgte eine Diskussionsrunde. Zudem stellte der Bürgerverein die Ergebnisse einer Umfrage vor, wie sich Anwohner die Zukunft ihres Stadtteils vorstellen.

Die Häussler-Insolvenz legte die Pläne auf Eis

Demnach wollen die beiden Partner GWG Stuttgart und Bietigheimer Wohnbau die Brachfläche zum "Berg Vital" wandeln, wie das Projekt heißt. Die Ideen dafür stammen vom Stuttgarter Investor Rudi Häussler, der ursprünglich das Areal bebauen wollte. Die Häussler-Insolvenz legte die Pläne auf Eis. "Wir haben den Klotz von Häussler aufgeschnürt und ein dreiteiliges Projekt daraus gemacht", erläuterte ein GWG-Sprecher. Ziel sei, die öffentliche Durchgängigkeit des Areals zu gewährleisten. Federführend an den Korrekturen der einstigen Pläne wirkte der Aalener Architekt Cemal Isin mit, der noch in Diensten von Häussler erste Details der Bebauung entworfen hatte.

Im nördlichen Bereich des Areals, im Winkel von Karl-Schurz-Straße und Bäderparkplatz, soll ein Wellnesshotel mit bis zu 100 Betten entstehen. In Richtung Berger Bad soll sich ein Medi-Center anschließen. Ärzte verschiedener Fachrichtungen wollen sich darin nicht nur um Gäste des Wellness-Hotels kümmern.

"Das ist auch für die medizinische Versorgung der Anwohner gedacht, sonst würde es sich nicht tragen", so ein GWG-Sprecher. Das dritte Gebäude an der nördlichen Schlossgartengrenze ist für eine Kindertagesstätte reserviert. In der Mitte des Areals sind vier Häuser mit insgesamt 80 Eigentumswohnungen vorgesehen. Auf einem südlichen Teilbereich an der Steubenstraße können auf Wunsch der Stadt Bauherrenmodelle realisiert werden. Eine Tiefgarage bietet 96 Stellplätze für Wohnungsinhaber sowie 46 Plätze für Hotelgäste.

"Viermal so viele Kita-Plätze wie Kinder"

In ersten Reaktionen kritisierten Bürger, dass der Neubau die Verkehrsprobleme im Stadtbezirk verschärfen werde. Bezweifelt wurde auch, ob es weiteren Bedarf für eine Kindertagesstätte gebe. "Wir haben hier viermal so viele Kita-Plätze wie Kinder", sagte eine Anwohnerin. Nach der Umfrage des Bürgervereins wünschen sich die Berger Einwohner vor allem eine bessere Nahversorgung, einen gemütlichen Dorfplatz und mehr Parkraum. Auf Grundlage der Umfrage- und Diskussionsergebnisse machen sich nun drei renommierte Planungsbüros Gedanken, wie der Schwanenplatz baulich zu gestalten ist. Die Ergebnisse werden dann auf einer zweiten Bürgerveranstaltung am 27. Februar präsentiert. Im März will der Gemeinderat entscheiden, was auf der Brachfläche entstehen soll.

Die Stadt Stuttgart versucht bereits seit sechs Jahren, Investoren auf der Brachfläche am Schwanenplatz zum Bauen zu bewegen. Das Areal gehört zum Bad Berg, das die Landeshauptstadt seit 2004 allein besitzt. Sie zahlte damals über acht Millionen Euro an den Besitzer Ludwig Blankenhorn. Der Verkauf des Baugrundstücks soll den gleichen Betrag einbringen - und umgehend in die Sanierung des Traditionsbades fließen, für das Gesamtkosten von bis zu 20 Millionen Euro kalkuliert werden.