Am Computer ist das Bauprojekt schon einmal simuliert worden. Foto: plus bauplanung gmbh

Holzhäuser, Dorfstraße und Clusterwohnungen – ein Backnanger Projekt soll neue Standards für klimaschonendes Wohnen setzen. Was macht es besonders?

Das Wohnprojekt „Zusammen-Leben im Blütengarten“ in Backnang ist neben zwei weiteren Bauvorhaben offiziell in das Portfolio der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027 Stadtregion Stuttgart aufgenommen worden. Wie die Projektgesellschaft mitteilte, gehört es zu insgesamt drei neuen Vorzeigevorhaben, die den Wandel der Bauwirtschaft im Zeichen von Nachhaltigkeit und sozialem Zusammenhalt exemplarisch aufzeigen sollen.

 

Wohnungen zu „sozialverträglichen Konditionen“

Auf einem ehemaligen Gärtnereigelände im Westen der Murrstadt soll ein Ensemble aus mehreren dreigeschossigen Holzhäusern entstehen, in dem rund 35 bis 40 Menschen Platz finden sollen. Es wird von privaten Investoren in Zusammenarbeit mit der Plus Bauplanung GmbH aus Neckartenzlingen entwickelt und soll zu „sozialverträglichen Konditionen“ vermietet werden.

Statt auf klassische Einfamilienhäuser setzt das Projekt auf innovative Wohnformen, die den Flächenverbrauch minimieren und gleichzeitig Gemeinschaft fördern. Geplant ist unter anderem eine Clusterwohnung mit sieben Mikroapartments und einer Gemeinschaftsküche.

Eine zentrale „Dorfstraße“ könnte als Treffpunkt für die Bewohner dienen und Raum für Austausch sowie Aktivitäten schaffen.

Ein „Jokerhaus“ ist bereits in einem Selbstbauworkshop gebaut worden. Foto: IBA`27/Ursula Hoffmann

Besonders bemerkenswert ist nach Ansicht der IBA-Verantwortlichen die ressourcenschonende Bauweise der ergänzend zu den Wohnungen geplanten drei sogenannten Jokerhäuser – kleine Holzbauten, die flexibel etwa als Werkstatt, Atelier oder Übernachtungsmöglichkeit für Gäste genutzt werden können. Die Gebäude bestehen aus lokal verfügbaren, nachwachsenden Materialien wie Holz, Lehm und Stroh. Bereits im vergangenen Jahr wurde eines im Rahmen des ersten IBA-Festivals in einem Selbstbauworkshop errichtet.

Die flächenreduzierten Wohnformen kämen den Bedürfnissen einer vielfältigen Gesellschaft entgegen, heißt es in einer Mitteilung der IBA. Ergänzt würden die Wohnungen durch Gemeinschaftsflächen und kleinere Gewerbeeinheiten, die den sozialen Charakter des Projekts unterstrichen.

„Meilenstein für gemeinschaftsorientiertes Bauen“

„Das Projekt zeigt, wie durch kluge Nachverdichtung lebendige Wohnformen in bestehenden Siedlungsstrukturen entstehen können“, sagt Andreas Hofer, der Intendant der IBA’27. Gleichzeitig wird das Vorhaben wissenschaftlich begleitet: Auswertungen zur Nutzung, zum Schallschutz und zu den Eigenschaften der Lehmoberflächen sollen wichtige Erkenntnisse für zukünftige Bauprojekte liefern.

Mit der Fertigstellung des Projekts „Zusammen-Leben im Blütengarten“ im Jahr 2027 will die IBA’27 nach eigener Aussage einen „Meilenstein für nachhaltiges und gemeinschaftsorientiertes Bauen“ setzen – ein Modell, das in einer Zeit von Klimakrise und Flächenknappheit dringend nötig sei.

Zwei weitere ähnlich gelagerte Projekte

Neben Backnang sind zwei weitere, ähnlich gelagerte Projekte in das IBA-Programm aufgenommen worden, das nun insgesamt 32 Projekte umfasst: In Stuttgart-Möhringen entsteht das Bürogebäude „ZERO.“, ein aus Holzmodulen gefertigtes Vorhaben mit minimaler Haustechnik und regenerativem Energiekonzept.

So könnte das „Haus von Hier“ in Bad Boll aussehen. Foto: Atelier H2A/Bässler Projektbau GmbH

In Bad Boll kombiniert das Projekt „Haus von Hier“ experimentelle Baustoffe wie Lehm und Weidengeflecht mit digitaler Bautechnologie. Beide Vorhaben verdeutlichten, wie sich Klimaschutz und innovative Bauweisen verbinden ließen.