Der neuen Busverkehr ruft viele Kritiker auf den Plan. Foto: Gottfried Stoppel

Einige Backnanger Stadträte üben massive Kritik am neuen Fahrplan der Busse. Senioren hätten sich beschwert, Schüler kämen oft zu spät

Backnang - Ganz, ganz schlecht“ – mit diesen knappen Worten hätten ihm mehrere Senioren ihre Erfahrungen mit dem seit Anfang des Jahres geänderten Busfahrplan beschrieben, das erklärte der Backnanger Stadtrat Ernst Kreß (CDU) jetzt im Gemeinderat. Die Busse kämen mitunter gar nicht, einige Fahrer seien offenkundig überfordert und nicht ortskundig. Für ein und das selbe Ticket würden bisweilen völlig verschiedene Preise aufgerufen. Die Stadträtin Ingrid Beerkircher, ebenfalls CDU, kritisierte, dass die Busse zu selten zum Rems-Murr-Klinikum in Winnenden fahren würden. Und Armin Dobler (SPD), Lehrer am Max-Born-Gymnasium in Backnang, berichtete, dass viele seiner Schüler sich regelmäßig beschwerten: Immer wieder komme es vor, dass die Busse an den Haltestellen vorbeifahren und die Kinder stehen lassen. Die Schüler kämen deshalb oft viel zu spät zum Unterricht.

Viele Pendler sind unzufrieden

Der zum Jahresbeginn geänderte Fahrplan, der eigentlich viele Verbesserungen bringen sollte, steht – wie berichtet – seit Wochen massiv in der Kritik. Viele Pendler sind unzufrieden und beschweren sich. Zig verärgerte Fahrgäste haben sich zu Wort gemeldet. Sie beklagen unter anderem weggefallene Haltestellen, Monitore im Bus, die keine Haltestellen anzeigten, geänderte Fahrzeiten, die ein Erreichen eines Anschlussbusses unmöglich machten und manches mehr – auch den Wegfall von Verbindungen zum Kreisklinikum in der Nachbarstadt Winnenden.

Die Leiterin des Backnanger Ordnungsamts, Gisela Blumer, erklärte jetzt in der Sitzung des Kommunalparlaments, dass die Murrstadt im Vergleich zu anderen Kommunen „am meisten mehr gefahrene Buskilometer“ bekommen habe, sprich, dass die Verbesserungen seit dem 1. Januar – wenn denn alle Verbindungen mal reibungslos laufen – enorm sein müssten. Das Busunternehmen sowie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) hätten zugesagt, „alles daran zu setzen“, die Fehler abzustellen. Das könne aber noch ein bisschen dauern, sicherlich nochmal rund vier Wochen, so Blumer.

„Nicht alles ist schleht.“

Der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) sagte mit Blick auf „die vielen neuen Busfahrer“, die sich offenbar noch nicht so gut auskennen im Raum Backnang, er hoffe, dass sich alles möglichst bald einspiele. Er habe allerdings von einigen ÖPNV-Kunden „hinter vorgehaltener Hand“ gesagt bekommen, dass diese schon jetzt recht zufrieden seien mit dem geänderten Fahrplan. Und Lutz-Dietrich Schweizer (Christliche Initiative Backnang) erklärte: „Nicht alles ist schlecht.“ Für seine Kinder hätten sich bereits einige Verbesserungen ergeben.

Eine Sprecherin des VVS erklärt auf Anfrage: „Wir bitten um Verständnis, wenn es zum Start einer neuen Buslinie noch nicht überall wie geplant läuft.“ Das Fahrpersonal sei stark gefordert, während der Einlernphase müssten die Fahrer die Strecken, die Tarife, die Handhabung des Bordrechners und die betrieblichen Abläufe erst mal erlernen. Im Übrigen sei es der Wunsch der Backnanger Lokalpolitik gewesen, die Buslinien nicht ausschließlich auf die S-Bahn abzustimmen, sondern „alternativ auch die R 3 und S 4 zu berücksichtigen“. Deshalb hätten sich seit Jahren etablierte Verbindungen „im Minutenbereich“ verschoben, mitunter komme es deshalb zu „einzelnen Anschlussverlusten“. Die bisher vereinzelt bestehenden durchgehenden Busverbindungen von Backnang zur Klinik in Winnenden seien bei den Abstimmungsgesprächen von der Stadtverwaltung Backnang als entbehrlich angesehen worden. Der Backnanger Gemeinderat habe 2016 zugestimmt, diese Verbindungen zu streichen.