Ausgezeichneter Azubi: Sven Eckert aus Backnang. Foto:  

Ein Azubi aus Backnang wird Landesmeister der Fachkräfte im Gastgewerbe. Vorher hatte der junge Mann seine Lehre zweimal hingeschmissen.

Backnang - Was tun nach dem Hauptschulabschluss? Diese Frage konnte Sven Eckert – mittlerweile ist er 21 Jahre alt – nicht wirklich beantworten. Eigentlich, sagt der junge Mann aus Backnang, habe er „was mit Computern“ machen wollen. Aber weiter zur Schule gehen? Das war auch keine Option. Also hat er eine Ausbildung in einem Hotel angefangen – und noch während der Probezeit wieder hingeschmissen.

Dann hat er im Café Tante Emma in Backnang ein bisschen gejobbt und anschließend bei diesem Betrieb am Willy-Brandt-Platz eine zweijährige Lehre zur sogenannten Fachkraft im Gastgewerbe begonnen. Die Chefs waren nett, trotzdem hat der Azubi auch diese Ausbildung abgebrochen. Nach einem neunmonatigen Ausflug nach Kiel kam Sven Eckert ein wenig reumütig zurück nach Schwaben. Sein damaliger Ausbilder Wolfgang Ziegler, der das Café Tante Emma heute leitet, hatte ein Einsehen. Und Eckert hat seine dritte Chance genutzt.

Prüfung der Industrie- und Handelskammer

Er hat die Lehre durchgezogen und jetzt, unmittelbar nach der theoretischen Prüfung, die Landesjugendmeisterschaft in seinem Beruf gewonnen. Beim Wettbewerb des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Villingen-Schwennigen musste er unter anderem einen Tisch eindecken, einen Salat zubereiten, Produkte erkennen und einen Sektempfang organisieren. Im Juli muss der 21-Jährige bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) eine weitere theoretische sowie eine praktische Prüfung ablegen, dann ist die Ausbildung beendet, zumindest vorerst. Gut möglich, sagt der ausgezeichnete Azubi, dass er später eine weitere Lehre machen werde, zum Beispiel um Koch zu werden.

Zunächst wolle er zwei Jahre lang im Café Tante Emma arbeiten und Geld verdienen. Gut gefalle ihm an seinem Job, dass „ich viele Leute kennenlerne“. Weniger gut die Arbeitszeiten: „Ich bin ein Frühaufsteher“, sagt er, deshalb sei es mitunter hart, bis tief in die Nacht hinein wach zu bleiben und zu kellnern. Insgesamt habe er aber viel Spaß. Sein neuestes Hobby ist Kampfsport, er habe es gefunden, nachdem ihm Gäste im Café erzählt hatten, dass sie Kurse anbieten.

Ein Ausbildungsplatz für das kommende Lehrjahr

Klar, reich werde man nicht als kleiner Angestellter in der Gastronomie. Wer richtig viel verdienen wolle, der müsse immer wieder den Betrieb wechseln, Erfolge sammeln, „aber dann hat man kaum mehr Freizeit“. Er sei vorerst ganz happy wegen der „humanen Arbeitszeiten“. Fünf oder sechs Tage die Woche jeweils acht Stunden, das sei okay. Für Überstunden gebe es freie Tage. Das kleine Café habe sich „zum zentralen Punkt“ auch während seiner Freizeit entwickelt, erzählt Eckert.

Wolfgang Ziegler sagt, es sei in der Gastronomie schwer gute Leute zu finden. Das ganze Team sei stolz auf den Sven und dessen Meistertitel. Der Angestellte sei völlig zu recht von der Dehoga ausgezeichnet worden. Es sei ganz offenkundig die richtige Entscheidung gewesen, dem jungen Mann noch mal eine Chance zu geben. Ziegler sagt mit einem Grinsen im Gesicht: „Wir sind halt ein sozialer Betrieb.“ Ein Betrieb, der übrigens für das kommende Lehrjahr noch einen Ausbildungsplatz anbieten kann.