Walter Schmitt war einst jüngster Schultes in Nordwürttemberg und von 1981 bis 2005 Erster Bürgermeister in Backnang. Foto: Gottfried Stoppel

Walter Schnitt, bis 2005 Erster Bürgermeister in Backnang, wird jetzt 80 Jahre alt. Der Mann hat einst augenzwinkernd gesagt, ihm sei ziemlich egal, „wer unter mir Oberbürgermeister ist“.

Backnang - Wie im Paradies – so hat sich Walter Schmitt gefühlt, als er anno 1981 den Chefsessel im Rathaus von Auenwald gegen den Posten als zweiter Mann der Backnanger Stadtverwaltung getauscht hat. In Auenwald, sagt Schmitt, der an diesem Samstag seinen 80. Geburtstag feiert, hätten 18 Gemeinderäte Politik gemacht. Jeder habe zu allem eine dezidierte Meinung gehabt, die meist konträr war zu den Ansichten aller anderen 17. Es gab keine Fraktionen. Sitzungen hätten mitunter bis zwei Uhr nachts gedauert.

In Backnang dagegen seien Anfang der 1980er-Jahre drei Fraktionen im Kommunalparlament vertreten gewesen. Mit den Vorsitzenden von CDU, SPD und FDP habe die Verwaltung vieles vorab ausgehandelt. Die Sitzungen, sagt der ehemalige Erste Bürgermeister, waren zumeist spätestens gegen 22 Uhr zu Ende. Paradiesisch.

Erster Berufswunsch war Metzger

Als Walter Schmitt noch ein Bub war, wollte er Metzger werden. Das erzählt er an diesem Apriltag in der guten Stube des Hauses im Hermann-Löns-Weg in Backnang, in dem das Ehepaar Schmitt seit Jahrzehnten lebt. An den Wänden hängen mehrere Dutzend Jagdtrophäen: Geweihe und Felle von Tieren, die Schmitt eigenhändig erlegt hat – im heimischen Wald, in Ungarn, in Nordamerika, wo auch immer. Schmitt war ein passionierter Jäger, bis er sich vor rund vier Jahre am Herzen hat operieren lassen müssen. Danach hat er das Jagdgewehr an den Nagel gehängt. Nach wie vor gehe er aber gerne angeln, sagt er.

Dass der Walter dann doch nicht Metzger wurde, war das Werk seines Vaters. Der Papa hatte den Filius überredet länger zur Schule zu gehen. Und nach dem Abschluss habe er dann die Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst eingeschlagen, so Schmitt. Er hat als Verwaltungsgehilfe in Oberurbach gearbeitet und beim Landratsamt in Bad Mergentheim. Der Zufall habe ihn nach Backnang verschlagen. Am Tag seiner Staatsprüfung, seinem Geburtstag im Jahr 1961, habe er auf dem Backnanger Bahnhof den Dozenten der Staatlichen Verwaltungsschule und damaligen kommissarischen Landrat des Kreises Backnang getroffen. Dieser habe ihn überredet beim Landratsamt in Backnang anzuheuern. 1965 wurde er Bürgermeister von Lippoldsweiler, als damals jüngster Schultheiß im Regierungsbezirk Nordwürttemberg, 1971 dann Bürgermeister der neu gebildeten Gemeinde Auenwald.

Mit Hannes Rieckhoff am liebsten zusammengearbeitet

Von 1981 bis 2005 war der Mann aus Hohenlohe Erster Bürgermeister der Murrstadt. Ihm sei es egal, wer unter ihm Oberbürgermeister ist, diesen Satz hat Walter Schmitt einst augenzwinkernd gesagt – weil sich sein Büro ein Stockwerk über jenem des obersten Rathauschefs befand. Langjährige Beobachter der Backnanger Kommunalpolitik indes sind sich ziemlich sicher: der Ausspruch war ernst gemeint.

Mit welchem OB hat Schmitt am liebsten zusammengearbeitet? Die Antwort kommt blitzschnell: „mit Hannes Rieckhoff“, der CDU-Mann war von 1986 bis 1994 erster Mann im Rathaus. Dessen Vorgänger Martin Dietrich (CDU) sei „äußerst korrekt“ gewesen. Rieckhoffs Nachfolger Jürgen Schmidt (SPD), sagt Walter Schmitt, sei ziemlich schnell klar gewesen, dass er als neuer OB „ohne den Ersten Bürgermeister aufgeschmissen ist“. Und mit dem derzeitigen OB Frank Nopper (CDU) habe er ein „korrektes Verhältnis gehabt, aber der kommt ja aus Stuttgart und hat uns nicht immer alles geglaubt“.

„Der OB Nopper tut mir leid“

Wenn Walter Schmitt die Stadt betrachtet, die ihm längst zur Heimat geworden ist: wie gefällt ihm Backnang? Was fehlt? Das abgerissene Krankenhaus fehle, sagt der Mann, der stets parteilos war, aber für die FPD im Kreistag saß. Und Straßen fehlten. Der Weiterbau der B 14 und der Ausbau des Autobahnzubringers nach Mundelsheim hätten längst realisiert werden sollen, so Schmitt. Und mitten in Backnang herrschten Verhältnisse wie zur Zeit der Ochsengespanne. Sagt’s, lacht und erklärt dann: „Diese Aussage wird dem OB Nopper nicht gefallen.“ Die Südstraße gehöre verlängert, eine direkte Zufahrt zum Waldfriedhof gebaut. Sorge bereite ihm auch das Ausbluten der Innenstadt. Der Gewerbeverein müsse mehr tun, um die Geschäfte in der City zu halten. Und wenn Schmitt an die bevorstehende Kommunalwahl denkt, dann, sagt er und grinst ein klein wenig verschmitzt, „tut mir der OB leid“. Neun Listen buhlten um den Einzug ins Kommunalparlament. Wenn alle reinkommen, „dann haben wir Verhältnisse wie früher in Auenwald.“