In Backnang sollen mehr Radwege gebaut und beschildert werden (Symbolbild). Foto: dpa

Backnang ist bis dato kein Doardo für Biker. Jetzt will die Stadt gegensteuern, Wege ausbauen und Bikeboxen aufstellen. Der Fahrradclub ADFC ist ganz zufrieden, er fordert aber, auch die Umlandkommunen mit ins Boot zu holen.

Backnang - Die Stadt Backnang ist bisher kein Dorado für Radfahrer – ganz im Gegenteil. Aber das soll sich nun ändern. Geplant sind eine ganze Reihe von Sofortmaßnahmen, die bereits zum Start der neuen Radsaison im kommenden Frühjahr umgesetzt werden sollen.

Diese Projekte sollen kommen

Am Bahnhof sowie in der Innenstadt sollen Fahrradboxen und andere Abstellanlagen aufgestellt werden. Die wichtigsten Radrouten, etwa die Schulwege, sollen (besser) beschildert werden. Am Ortseingang – etwa beim Freibad – soll auf den überregionalen Stromberg-Murrtal-Radweg hingewiesen werden. Geplant ist auch, mit Markierungen auf den Straßen die Radwegführung zu verbessern. Der Katalog mit Sofortmaßnahmen, den das Stadtparlament am Donnerstagabend beschlossen hat, beinhaltet rund 20 Einzelprojekte, deren Verwirklichung 55 000 Euro kosten dürfte.

Langfristig will die Stadt noch weit mehr für die Radfahrer tun. Sollten alle 145 aufgelisteten Projekte verwirklicht werden, dürfte das rund neun Millionen Euro kosten, erklärte der Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Geplant seien rund 120 kleinere und große Baumaßnahmen. Die Verwaltung spricht von „punktuellen Verbesserungen, beispielsweise durch Bordsteinabsenkungen“, aber auch von neuen Radwegen „entlang ganzer Straßenzüge“.

Experten werden die Stadt beraten

Die Stadt will die im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) organisierten Biker, Vertreter der Schulen und des Landkreises sowie des Seniorenbeirats zu Runden Tischen beziehungsweise zu Expertenworkshops einladen. Es soll nicht nur um das Radfahren gehen, sondern auch um die Themen Busse und Bahnen, Fußgänger und Autofahren. Im Frühjahr will die Stadt beschließen, ob Backnang Mitglied beim Verleihsystem Regio-Rad-Stuttgart wird. Man wolle aber zunächst abwarten, wie in den anderen Kommunen, die schon Mitglied sind, die Angebote angenommen werden. In Backnang würden zunächst 15 Verleihräder angeboten, davon zwölf sogenannte Pedelecs, also E-Bikes.

Backnang landet ganz hinten

Aus der Sicht vieler Radfahrer ist es längst überfällig, dass die Stadt Backnang mehr tut. Beim sogenannten Fahrradklimatest des ADFC, einer Umfrage unter Radlern in ganz Deutschland, ist Backnang weit hinten gelandet: bei den Städten mit unter 50 000 Einwohnern auf Platz 356 von 364 bewerteten Kommunen. Dafür gab es die Note 4,5. Im Rems-Murr-Kreis waren ferner bewertet worden: Fellbach: Platz 140, Note 3,6; Winnenden: Platz 208, Note 3,8 sowie Schorndorf: Platz 268, Note 4,0. Deutlich besser abgeschnitten hat in der Region Stuttgart zum Beispiel die Stadt Rutesheim: Platz elf, Note 2,6.

OB Nopper kritisiert den Radklimatest des ADFC

Nopper erklärte indes, dass er nicht sonderlich viel halte von dieser Umfrage, denn Backnang sei von nur 63 Personen beurteilt worden. Es sei auch gar nicht klar, ob diese Menschen überhaupt in Backnang lebten. Zudem könnten einzelne Radfahrer beim Klimatest mehrmals ihr Votum abgeben.

Das sagt der ADFC

Der ADFC ist laut Auskunft des Vorsitzenden des Ortsvereins Backnang, Jürgen Ehrmann, ganz zufrieden mit den geplanten Projekten in der Stadt. Der Club werde darauf dringen, dass nun auch etwas passiert. In den nächsten Jahren müssten Gelder speziell für Radprojekte in den Etats ausgewiesen werden. Ferner sollten die Kommunen im Umland mit ins Boot geholt werden.